Sex ist nur eine Möglichkeit Bei "Ohlala" wird nichts versprochen
05.12.2015, 20:44 Uhr
Bei Ohlala werden anders als bei Tinder keine falschen Erwartungen geweckt - dafür müssen die Herren für die Dates auch bezahlen.
Auch das älteste Gewerbe der Welt muss mit der Zeit gehen. Während sich Kunde und Verkäufer früher direkt im Bordell trafen, lassen sich solche Sex-Kontakte seit einiger Zeit auch mit speziellen Apps "anbahnen". Ein Gespräch mit Pia Poppenreiter von "Ohlala".
n-tv.de: Dates auf Bezahlung mit "Ohlala". Sofort. Anonym. Unkompliziert" - was muss man sich darunter vorstellen? Eine Art Tinder, nur mit Happy End?
Pia Poppenreiter: Im Gegensatz zu Tinder sind wir sehr direkt in der Kommunikation, das heißt unsere Nutzer wissen ganz genau, auf was sie sich einlassen. Meiner Meinung nach haben viele Dating-Apps das Problem, die Leute mit den gleichen Absichten möglichst effizient in Kontakt zu bringen. Oftmals gibt es ein ewiges hin und her, ehe man versteht, was der andere denn möchte. Die Erwartungshaltung ist oft völlig unterschiedlich. Wir sehen es als unsere Kernaufgabe, Leute mit den gleichen Erwartungen in Kontakt zu bringen.
An welches Publikum richtet sich Ihre App?
An jeden, der auf bezahlte Dates gehen möchte.

"Glaub nicht immer alles, was du denkst!", ist einer von Pia Poppenreiters Leitsätze, denn nichts liebt sie so sehr, wie den Status Quo in Frage zu stellen.
Sexarbeit gehört zu den ältesten Gewerben der Welt. Warum wollen Sie ausgerechnet den Sexmarkt revolutionieren?
Ich weiß nicht, ob wir damit einen Sexmarkt revolutionieren. Wir stellen unseren Nutzern lediglich eine Plattform zur Verfügung, um sich auf ein bezahltes Date, ganz privat und möglichst anonym zu verabreden. Was dann konkret bei dem Date passiert, liegt im Ermessen der jeweiligen Personen. Wir wissen nicht, was auf dem Date passiert.
Sie vermitteln sexuelle Dienstleistungen. Sehen Sie sich als "moderne Zuhälter"?
Ich vermittle keine sexuellen Dienstleistungen. Wir bringen Leute in Kontakt, die sich über den Rahmen des Treffens privat im Chat abstimmen. Darauf haben wir keinen Zugriff und nehmen vor allem auch keinen Einfluss.
Es ist aber dennoch ein Dienst, mit dem die Ohlala-Frauen ihre Zeit – und sich selbst – an Männer verkaufen. Werden sie dadurch nicht zu Ware?
Unsere Kundinnen sind selbstbewusste und starke Frauen. Sie haben sich entschieden, gewisse Dinge für Geld zu tun. Sie sind keine Opfer, denen man helfen muss. Doch ob es (Abenteuer-)Lust oder finanzielle Not ist, die die Frauen zu Ohlala treibt, kann ich natürlich nicht wissen. Ich gehe aber davon aus, dass die Menschen, die sich bei uns registrieren, mündig genug sind, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
Wie wählt Ohlala aus, wer als Sexarbeiter in der App erscheint? Darf jeder, der will, dort mitmachen?
Warum Sexarbeiter? Ich verstehe nicht, die Notwendigkeit jedem und alles einen Stempel aufdrücken zu müssen. Wir wissen wirklich nicht, was bei dem Date passiert, also könnten wir auf keinen Fall darauf schließen, dass Sex stattfindet.
Bieten mehr Männer oder Frauen ihre Dienste an?
Wir haben uns auf einen Fall konzentriert: der Mann zahlt für das Date mit der Frau. Wir evaluieren gerade, wie sinnvoll es ist, andere Optionen für die Nutzer zu ermöglichen.
Eine junge Frau vom Land, die den Sexmarkt revolutionieren will. Haben Sie sich bewusst für die Erotik-Sexbranche entschieden oder woher kam die Idee?
Hätte man mich vor fünf Jahren gefragt, was ich mache - hätte ich wohl niemals erraten, dass ich eine web App für bezahlte Apps betreibe. Anders als viele Gründer, war es auch nicht mein langersehnter Traum, selbst zu gründen. Als ich damals die Idee hatte, war die Gründung Mittel zum Zweck um die Vision umzusetzen. Die Leidenschaft hält bis heute an und ich könnte mir keine größere Herausforderung erträumen.
Mit welchen Vorurteilen werden Sie konfrontiert?
Wenn du mit einem sehr persönlichen und gesellschaftskritischen Thema in der Öffentlichkeit stehst, stößt man teilweise auf Unverständnis, aber das ist ganz normal. Wir müssen in Zukunft verstärkt Aufklärungsarbeit leisten und können auch nicht erwarten, dass unsere Absichten von jedem sofort verstanden werden. Das braucht Zeit.
Mit Pia Poppenreiter sprach Diana Sierpinski
Quelle: ntv.de