Gegen Corona-Maßnahmen verstoßen China stellt Regelbrecher öffentlich bloß
29.12.2021, 18:07 UhrDiese Szenen erinnern stark an die öffentlichen Demütigungen während der Kulturrevolution in China: In der Stadt Jingxi werden Corona-Regelbrecher in weißen Schutzanzügen von Sicherheitskräften durch die Straßen geleitet. Um ihren Hals tragen sie Plakate mit ihren Fotos und Namen.
Mindestens vier mutmaßliche Regelbrecher der strengen Corona-Maßnahmen in China sind in einer Stadt im Süden des Landes öffentlich zur Schau gestellt worden. Wie Staatsmedien berichteten, wurden die Beschuldigten in weißen Schutzanzügen vor einer großen Menschenmenge in der Stadt Jingxi in der autonomen Region Guangxi vorgeführt.
Den Personen wird vorgeworfen, illegale Migranten beim Grenzübertritt aus dem nahe gelegenen Vietnam geholfen zu haben. Seit Ausbruch der Pandemie sind Chinas Landesgrenzen aufgrund der Angst vor importierten Corona-Fällen praktisch geschlossen.
Auf sozialen Medien kursierten Kurzvideos, auf denen die Verdächtigen Plakate mit ihren Fotos und Namen tragen, während sie von jeweils zwei Sicherheitskräften durch belebte Straßen geführt werden. Die Parade wird von Dutzenden Polizisten bewacht, einige von ihnen sind bewaffnet. Auf Chinas sozialen Medien erhalten die drastischen Maßnahmen der Behörden teilweise Zuspruch. "Solche Leute haben es verdient. Was wäre, wenn die das Virus ins Land brächten?", schreibt ein Nutzer auf der Online-Plattform Weibo.
Die Szenen erinnern stark an die öffentlichen Demütigungen, wie sie während der Kulturrevolution unter Mao Tsetung üblich waren. Die chinesische Regierung hatte das Zurschaustellen von Kriminellen im Jahr 2010 vollständig verboten, doch in den letzten Monaten ist die Praxis im Zuge der strengen Corona-Maßnahmen wiederholt aufgetaucht.
Mit 162 neuen Infektionen an einem Tag hat China Anfang der Woche die bislang höchste Zahl neuer lokaler Coronafälle in diesem Jahr verzeichnet. Wie die Behörden berichteten, wurden allein 150 Infektionen in der Metropole Xi'an gemeldet, wo bereits in der vergangenen Woche nach dem Auftreten einiger Fälle massive Ausgangssperren für die 13 Millionen Bewohner verhängt worden waren.
In Xi'an dürfen Menschen ihre Wohnungen nur noch in Ausnahmen verlassen. Jede Familie kann ein Mitglied bestimmen, das alle zwei Tage einkaufen gehen darf. Auch wurde die Bevölkerung mehrfach komplett auf das Virus getestet. Mit derart rigiden Maßnahmen hat China, das eine Null-Covid-Politik verfolgt, das Virus weitgehend in den Griff bekommen. Seit mehr als einem Jahr ist es um die Pandemielage in der Volksrepublik deutlich besser bestellt als in vielen anderen Ländern.
Das tägliche Leben und die Wirtschaft haben sich längst normalisiert. Allerdings hat die ansteckendere Delta-Variante seit Herbst mehrere Ausbrüche verursacht. Nun fürchten Verantwortliche die noch infektiösere Omikron-Variante. Beim derzeitigen Ausbruch in Xi'an haben die Behörden bislang keine Omikron-Fälle offenbart. In fünf Wochen sollen in Peking die Olympischen Winterspiele beginnen.
Quelle: ntv.de, jki/dpa