Panorama

Mutmaßlicher Mörder festgenommen Das traurige Ende des kleinen Mohamed

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Vier Wochen dauert die Suche nach dem kleinen Flüchtlingsjungen in Berlin. Doch alle Hoffnung war vergebens. Der Entführer stellt sich selbst. Es bleiben Fragen: Warum hat der zuvor unauffällige 32-Jährige das getan? Hat er auch andere Kinder auf dem Gewissen?

Das Video aus der Überwachungskamera ist neun Sekunden lang. Ein Mann mit Tüte und Teddybär ist darauf zu sehen, an seiner Hand der kleine Mohamed. Das war das letzte Lebenszeichen des vierjährigen Flüchtlingsjungen, der vor vier Wochen in Berlin verschwand. Nun kam die traurige Nachricht: Mohamed wurde Opfer eines Verbrechens. Der entscheidende Hinweis zur Aufklärung kam von der Mutter des Verdächtigen. Er wurde in Brandenburg festgenommen. Eine Kinderleiche lag im Kofferraum seines Autos.

Mohamed ist tot - das ist seit diesem Donnerstag Gewissheit.

Mohamed ist tot - das ist seit diesem Donnerstag Gewissheit.

(Foto: dpa)

Die Gesichter der Berliner Ermittler waren ernst, als sie von dem Fall berichteten: Es gebe einen traurigen Anlass, sagte Oberstaatsanwalt Michael von Hagen im Berliner Polizeipräsidium. Man gehe davon aus, dass der Vierjährige tot sei. Auch der Leiter der Kripo-Sonderkommission "Mohamed" sprach von einem außergewöhnlichen Fall und großer emotionaler Betroffenheit nach der Festnahme. "Da spüren wir keine Erleichterung."

Wenige Stunden vorher: Gegen zehn Uhr ging ein Anruf aus Süd-Brandenburg bei der Polizei ein. Eine Frau meldete sich und sagte, ihr Sohn sei der gesuchte Entführer. Sie habe Fahndungsbilder gesehen und ihn wiedererkannt. Kurz darauf fuhren Polizisten vor dem Haus in Niedergörsdorf vor, wenig später kam auch der Sohn. Im Kofferraum seines Autos stand eine Wanne, darin lag die Kinderleiche, teilweise bedeckt von Katzenstreu.

Mann war nicht als Pädophiler bekannt

Der Junge war nach ersten Erkenntnissen der Polizei schon länger tot. Möglicherweise hatte der Mann die Wanne mit der Leiche zeitweise in einer Art Werkstatt in der Nähe versteckt. Die Ergebnisse der Obduktion sollten die genaue Todesursache klären. Der Täter äußerte sich zwar dazu, die Polizei wollte aus ermittlungstaktischen Gründen aber nichts sagen.

Das Motiv des Mannes, der die Tat gestand, lag noch im Dunkeln. "Es gibt keine Hinweise auf Kontakte zu einer pädosexuellen Szene oder einer Mitgliedschaft in einer rechtsextremen Vereinigung", sagte von Hagen. Auch zu psychischen Auffälligkeiten gebe es keine Erkenntnisse. "Er verhielt sich ruhig, gefasst und kooperativ." Allerdings war der Mann wohl schon früher an dem Ort der Entführung, einer großen und überfüllten Anlaufstelle für Flüchtlinge - dem Lageso (Landesamt für Gesundheit und Soziales) in Berlin-Moabit - gesehen worden.

Die Festnahme des 32-Jährigen war letztlich mehreren Aufnahmen aus Überwachungskameras zu verdanken. Anfang der Woche veröffentlichte die Polizei neue Bilder, die von der Kamera eines Lokals 800 Meter entfernt vom Entführungsort stammen. Darauf ist ein bärtiger Mann mit hellem Pullover und Plastiktüte deutlich zu sehen. Schon vor dem Anruf der Mutter hatte es in der Nacht zu Dienstag einen Hinweis in Richtung des Mannes gegeben, dem die Polizei nachging.

Zusammenhang mit anderen Fällen?

Die Fahnder prüfen nun, ob es einen Zusammenhang zu Fällen anderer vermisster Kinder gibt. Im Juli zum Beispiel verschwand der sechsjährige Elias in Potsdam. Die Polizei sprach von einer auffälligen "räumlichen Nähe".

Politiker drückten den Angehörigen von Mohamed ihr Beileid aus. "Das lange Warten auf ein Wunder war leider vergebens", teilte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) mit und sprach von einer menschenverachtenden Tat. "Es erschreckt vor allem diese Kaltblütigkeit und wie überlegt der Täter vorgegangen ist", sagte er bei radioBerlin 88,8. Müller weiter: "Unsere Gedanken sind bei der Familie des Kindes."

Die fünfköpfige Familie aus Bosnien-Herzegowina lebt seit mehr als einem Jahr als geduldete Asylbewerber in Berlin. Bei den Menschen an der Sammelstelle löste die Nachricht große Trauer aus. Die Helfer seien alle nach Haus geschickt worden, hieß es beim Verein "Moabit hilft". Der Vorsitzende Laszlo Hubert war den Tränen nahe. Vorwürfe gegen die Behörden wollte er nicht machen, der Fall solle nicht instrumentalisiert werden.

Quelle: ntv.de, Andreas Rabenstein und Caroline Bock, dpa

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