Sonne im Süden, Wolken im Norden Der Frühling beginnt gewohnt wechselhaft
20.03.2019, 16:44 Uhr
Ab Sonntag kann sich auch der Norden Deutschlands über mehr Sonne und mildere Temperaturen freuen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der kalendarische Frühling ist da. Doch spielt auch das Wetter mit? Während im Süden Sonnenanbeter ihre Liegestühle auspacken können, sollten die Menschen im übrigen Land ihre Regenschirme nicht vergessen, sagt n-tv Meteorologe Björn Alexander.
Es ist der 20. März und im Kalender steht "Frühlingsanfang". Dabei haben sicherlich viele von uns in der Schule gelernt, dass der Frühling immer erst am 21. März beginnt. Hat sich da etwas geändert?
Nein. Denn das Datum für den Frühlingsbeginn ist - genauso wie der Wechsel der übrigen Jahreszeiten - variabel. Der kalendarische beziehungsweise astronomische Jahreszeitenwechsel definiert sich nach dem Sonnenstand. Frühlings- und Herbstbeginn ist demnach der Zeitpunkt, an dem die Sonne senkrecht über dem Äquator steht. Zu diesem Zeitpunkt sind Tag und Nacht gleich lang, wir sprechen auch von der Tag-Nacht-Gleiche und auf der ganzen Welt dauert beides jeweils 12 Stunden an.
Und was ist mit dem Sommer- und dem Winteranfang?
Sommer- und Winterbeginn sind durch den längsten und den kürzesten Tag definiert - also wenn die Sonne ihren Wendepunkt auf der Nord- beziehungsweise auf der Südhalbkugel erreicht. Allerdings sind diese Zeitpunkte nicht fix und verschieben sich am Beispiel des Frühlings im Datum zwischen dem 19. und 21. März.
Woran liegt das?
Daran, dass die Erde nicht exakt 365 Tage für die Umrundung der Sonne benötigt, sondern immer etwas mehr. Um diesen Überhang von gut 0,2425 Tagen auszugleichen, bedienen wir uns der Schaltjahre. Und auch in der Statistik haben wir Methoden, um genauer zu arbeiten. Deshalb gibt es nämlich die meteorologischen Jahreszeiten, die an ein festes Datum geknüpft sind. So ist der meteorologische Wechsel der Jahreszeiten immer am 1. des jeweiligen Wechselmonats, also beim Frühling immer am 1. März, so dass wir eine klare statistische Vergleichbarkeit haben. Denn der Frühling ist dadurch immer gleich lang.
Auch wenn der Beginn des Frühlings variiert, gibt es doch einen exakten Zeitpunkt, wann er in diesem Jahr beginnt, oder?
Genau. Heute um 22.58 Uhr steht die Sonne senkrecht über dem Himmelsäquator und damit ist das der genaue Zeitpunkt des kalendarischen Frühlingsbeginns. Gleichzeitig geht übrigens die Sonne für 6 Monate am Nordpol auf und am Südpol geht sie für 6 Monate unter.
Von den hohen Breiten zurück zu unserem Frühlingswetter: Welche Aussichten hält es für uns bereit?
Leider bringen die nächsten Tage große Ungerechtigkeiten beim Wetter hierzulande. Südlich der Mittelgebirge - also in Bayern, Baden-Württemberg, Saarland, Rheinland-Pfalz und Südhessen sowie Teile von Thüringen und im Süden Sachsens ist alles gut bis perfekt. Bis einschließlich Samstag dominiert die Sonne und die Temperaturen steigen auf bis zu 21 Grad am Freitag.
Und im übrigen Land?
Schaut es weniger gut aus. Es bleibt zum Teil sehr wolkig, vor allem am Samstag, wenn zudem etwas Regen oder Sprühregen fällt.
Was bringen die Temperaturen in den wolkigeren Gebieten?
Mit weniger Sonne sind auch die Temperaturen wesentlich verhaltener bei meist nur 10 bis 15 Grad. Lediglich am Freitag sind kurz mal bis zu 18 Grad möglich.
Endet die ungleiche Sonnenverteilung mit dem Sonntag?
Im Prinzip schon, sie kehren sich sogar um. Nach jetzigem Stand bekommen nämlich die nördlichen Landesteile mehr Sonne. Dafür wird es im Süden wechselhafter mit einzelnen Schauern. Dabei bekommen die Temperaturen auch dort einen ersten Dämpfer bei Tageshöchstwerten zwischen 10 Grad im Nordosten und 16 Grad im Südwesten.
Wieso "erster Dämpfer"?
Weil die Frühlingsgefühle in der nächsten Woche weiter ausgebremst werden. Tagsüber sind dann kaum mehr als 7 bis 15 Grad möglich und nachts droht verbreitet Frost oder Bodenfrost. Außerdem wird es unbeständiger mit Schauern, die im höheren Bergland in Schnee übergehen.
Das werden jetzt aber nicht alle unter uns gut finden.
Das mag zwar für viele schade sein, passt aber weiterhin in die Jahreszeit. Schließlich haben wir ja erst Ende März. Und ganz ohne positiven Ausblick sind diese Aussichten ja auch nicht: Zum Monatswechsel könnte sich nämlich ein stärkeres Hoch für unser Wetter stark machen. Bis dahin freuen sich aber ganz bestimmt alle diejenigen, die es in den - sehr späten - Osterferien noch in die Skigebiete zieht und die natürlich darauf hoffen, dass der Schnee bis dahin hält.
Warum ist Ostern eigentlich in diesem Jahr so spät?
Das ist tatsächlich in diesem Jahr eine Besonderheit. Normalerweise ist nämlich das Osterfest am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling. Festgelegt wurde hierbei übrigens, dass es nicht der tatsächliche astronomische Frühlingsbeginn, sondern immer der 21. März ist. Der Blick in den Mondkalender offenbart nun, dass am 21. März um 2.42 Uhr Vollmond ist. Somit müsste der kommende Sonntag nach der Faustregel eigentlich der Ostersonntag sein.
Ostersonntag ist aber erst am 21. April.
Genau. Nämlich nach dem Vollmond im April. Das fällt unter den Begriff der Osterparadoxie. Hierunter fallen Verschiebungen beim Ostertermin, die aus unterschiedlichen Berechnungen des astronomischen Vollmondes gegenüber den Daten aus einer Reihe aufeinander folgender Vollmonddaten resultieren. Ein nicht ganz trivialer Sachverhalt, der uns aber zeigt, dass die Festlegung des Ostertermins einer Regel folgt - der Ostersonntag ist am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond -, aber eben keine Gesetzmäßigkeit ist. Denn die Ausnahme bestätigt ja bekanntlich die Regel.
Quelle: ntv.de