Fernsehen bleibt beliebteste Aktivität Deutsche in Freizeit immer fauler
29.08.2011, 16:11 Uhr
Das Fernsehen ist bei allen Bevölkerungsgruppen beliebt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Fernsehen bleibt das Leitmedium der Deutschen. Fast jeder Deutsche verbringt einmal pro Woche seine Freizeit vor dem TV-Gerät. Aber es gibt auch Unterschiede: Je höher das Einkommen, desto aktiver das Freizeitverhalten. Kurios: Ausgerechnet die Vielzahl an Medienangeboten führt zum Wunsch nach mehr Ruhe - und wiederum mehr Freizeit.
Mehr als ein Drittel der Deutschen wünscht sich mehr Freizeit. Das zeigt eine Studie der Stiftung für Zukunftsfragen, die in Berlin vorgestellt wurde. Demnach klagt mehr als die Hälfte der Familien über einen Mangel an Freizeit. Ein Grund dafür ist das wachsende Angebot an Aktivitäten. Zudem neigen ärmere Bevölkerungsteile deutlich eher zum Nichtstun. Je höher ihr Einkommen, desto unternehmungslustiger und ausgabefreudiger sind die Bürger.
Der Durchschnittsdeutsche hat der Studie zufolge gut vier Stunden pro Werktag zur freien Gestaltung. Familien müssten aber mit fast einer Stunde weniger auskommen, während Jugendliche und Ruheständler über den größten Anteil an freier Zeit verfügten. Die beliebteste Beschäftigung ist dabei in allen Altersgruppen das Fernsehen - und das seit 25 Jahren. 97 Prozent der Befragten gaben an, mindestens einmal pro Woche ihre Freizeit vor der Glotze zu verbringen. Knapp drei Viertel sehen täglich fern.
Mehr Schlaf, weniger Gartenarbeit
"Das Fernsehen bleibt das Leitmedium der Deutschen", sagte Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung. Die Bürger zögen sich wieder mehr zurück und ließen sich nach Feierabend gern berieseln. Das sei auch der Grund, warum immer noch nur knapp die Hälfte der Deutschen ihre Zeit im Internet verbringe, da es eine aktive Rolle voraussetze. Zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen gehören außerdem Telefonieren, Radiohören und Zeit mit der Familie verbringen. Häufiger als noch vor drei Jahren oder . Mit der Vielzahl von Konsum- und Medienangeboten wachse die Sehnsucht nach Ruhe und Erholung, so Reinhardt. Aktivitäten wie Radfahren und waren hingegen rückläufig.
Wie die Bürger ihre Freizeit gestalten, hängt stark von der Berufstätigkeit und vom Einkommen ab. "Das World Wide Web ist auch nach 20 Jahren online der Jugend vorbehalten", sagte Reinhardt. Mit dem Eintritt ins Berufsleben nutzen der Studie zufolge weniger Menschen das Internet und lesen wieder mehr Zeitungen und Zeitschriften. Allerdings landen die Printmedien nur noch auf Platz vier der beliebtesten Beschäftigungen - vor knapp zwanzig Jahren lagen sie noch auf dem zweiten Platz. Das Internet wird immer wichtiger, rangiert bei den Lieblings-Freizeitbeschäftigungen aber nicht unter den Top Ten.
Die aktuelle Studie ist der 25. Freizeitmonitor der Stiftung für Zukunftsfragen, die von dem Tabakunternehmen British-American-Tobacco finanziert wird. Für die Ergebnisse befragte die Stiftung gemeinsam mit der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) 2010 und 2011 mehr als 6000 Bundesbürger ab 14 Jahren.
Reiche treiben mehr Sport und haben öfter Sex
Auffällig sind die Unterschiede zwischen den Einkommensgruppen. Besserverdienende gestalten ihre Freizeit der Studie zufolge aktiv, während ärmere Bevölkerungsgruppen oft unfreiwillig eher zum Nichtstun und zu kostengünstigeren Beschäftigungen wie etwa Kreuzworträtseln und Faulenzen neigen. Besserverdienende mit einem Nettoeinkommen von mehr als 3500 Euro nutzen beinahe doppelt so oft das Internet wie ihre Mitbürger, die weniger als 1000 Euro pro Monat zur Verfügung haben. Sie treiben öfter Sport, fahren mehr Auto und Motorrad und haben öfter Sex.
Ins Internet geht man mittlerweile nicht nur am Computer, sondern auch mit dem Handy.
Das Gleiche zeigt sich beim Vergleich von Bildungsschichten. Zweieinhalb mal so viele Bürger mit Abitur oder einem höheren Bildungsabschluss nutzen in der Freizeit Computer und Internet wie Leute mit Hauptschulabschluss. Gerade beim Internet zeige sich eine zunehmende Spaltung der Bevölkerung, sagte Reinhardt. "Wir müssen aufpassen, dass sich Deutschland dadurch nicht noch weiter spaltet." Seit 2007 erhöhte sich der Anteil der regelmäßigen Internetnutzer um neun Prozentpunkte auf 48 Prozent. Ähnliche Steigerungsraten verzeichnen das Mobiltelefonieren (plus acht Prozentpunkte) und die Nutzung von Videospielen (plus sechs Prozentpunkte).
Soziale Netzwerke immer wichtiger
Nach einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom geht bei den deutschen Internetnutzern derweil fast nichts mehr ohne soziale Netzwerke. 76 Prozent von ihnen sind demnach Mitglied in mindestens einer Gemeinschaft. Bei den unter 30-Jährigen ist es so gut wie jeder: 96 Prozent der Menschen in dieser Altersgruppe haben Profile oder Accounts bei Facebook, Google+, StudiVZ und vergleichbaren anderen Angeboten, teilte Bitkom mit.
"Soziale Netzwerke haben in kürzester Zeit eine enorme Entwicklung vom Nischenphänomen zum Internetstandard gemacht", erklärte Bitkom-Präsident Dieter Kempf. Der Studie seines Verbands zufolge sind Internetnutzer im Schnitt in 2,4 sozialen Netzwerken angemeldet und haben dort 133 sogenannte Kontakte. Dabei unterhalten Jüngere statistisch gesehen größere Netzwerke. Nahezu ein Drittel der unter 30-Jährigen hat mehr als 200 Namen in seiner Kontaktliste, Nutzer über 50 Jahre begnügen sich demnach meist mit weniger als 30 "Online-Freunden".
Die Nutzungsdauer schwankt dabei erheblich von Nutzer zu Nutzer. Etwa elf Prozent der Mitglieder von sozialen Netzwerken gelten der Studie nach als sogenannte Vielnutzer, die täglich mehr als zwei Stunden in den Gemeinschaften verbringen. Insgesamt fanden die Tester außerdem heraus, dass Frauen statistisch gesehen etwas häufiger in sozialen Netzwerken angemeldet sind als Männer. Für die repräsentative Untersuchung im Auftrag von Bitkom befragte das Forschungsinstitut Forsa den Angaben zufolge bundesweit 1001 Internetnutzer im Alter ab 14 Jahren.
Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP