"Zivilisten sind die Leidtragenden" Deutsche spenden weniger für Syrienopfer
15.12.2016, 11:43 Uhr
Syrische Kinder warten in Dscharablus, Syrien, auf Essen von einer Hilfsorganisation. Die Stadt wurde von syrischen Rebellensoldaten vom IS zurückerobert.
(Foto: dpa)
Im Jahr 2016 kommen in Deutschland nur halb so viele Spenden für Kriegsopfer in Syrien zusammen wie noch 2015. Dabei ist der Bedarf auch im sechsten Kriegsjahr weiterhin groß. Das Rote Kreuz vermutet einen Gewöhnungseffekt bei den Deutschen.
Das Deutsche Rote Kreuz hat in diesem Jahr deutlich weniger Spenden für die Opfer des Syrienkonflikts erhalten als im vergangenen Jahr. "2015 kamen 1,1 Millionen Euro zusammen, für dieses Jahr rechnen wir mit der Hälfte", sagte DRK-Sprecher Dieter Schütz. Das könne daran liegen, dass sich im sechsten Jahr des blutigen Bürgerkrieges ein gewisser Gewöhnungseffekt eingestellt habe. "Die Menschen sind fast täglich mit Bildern und Nachrichten aus Syrien konfrontiert", sagte Schütz. Es könne sein, dass dadurch die Notwendigkeit zu helfen nicht mehr so deutlich werde. Zudem sei die Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge 2015 besonders stark gewesen.
Schütz betonte, der Hilfsbedarf in ganz Syrien und den Nachbarländern sei jedoch nach wie vor enorm. Es fehle an Lebensmitteln, Unterkünften, Schulen und medizinischer Versorgung. Spendenaufrufe für Konfliktgebiete sind Schütz zufolge jedoch immer schwieriger als für Opfer von Naturkatastrophen. "Es herrscht eine gewisse Verunsicherung, ob die Spenden ankommen." Zudem sei besonders in Syrien nicht klar, wer in dem Konflikt gut und wer böse sei. "Aber die Zivilisten sind die Leidtragenden."
Syrien und die Nachbarländer Libanon, Jordanien und Irak ist die größte Hilfsoperation des Roten Kreuzes. Die Organisation und ihre Partnerorganisation der Rote Halbmond verteilen laut Schütz täglich 6.500 warme Mahlzeiten für Flüchtlinge in Aleppo. Sie stellen zudem unter anderem Trinkwassertanks und Gesundheitsstationen zur Verfügung der Menschen.
Seit 2011 kämpfen Syriens Regime von Baschar al-Assad, Rebellengruppen und Terrormilizen um die Macht. Etwa 400.000 Menschen sind seither getötet worden, Millionen Syrer sind auf der Flucht.
Quelle: ntv.de, agö/epd