Panorama

Was wir zur Carolabrücke wissen Dresden entging der großen Katastrophe nur um Minuten

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Dresden_Carolabrücke.JPG

Die Carolabrücke in Dresden gilt als wichtige Verkehrsader in der Stadt, in der Innenstadt überspannt sie die Elbe. Nun ist das Bauwerk mitten in der Nacht in Teilen eingestürzt und es wird deutlich: Die Stadt ist nur knapp einer Katastrophe entgangen. Denn täglich fahren zig Autos, Straßenbahnen und Radfahrer über das Bauwerk, das zu den vier Elbbrücken der Innenstadt gehört. Auch Fußgänger sind dort unterwegs. Was wir über das Unglück wissen und was nicht.

Teile der Carolabrücke über der Elbe in Dresden sind eingestürzt.

Teile der Carolabrücke über der Elbe in Dresden sind eingestürzt.

(Foto: dpa)

Was ist passiert?
Der Teil der Brücke, auf dem die Straßenbahn fahre, sei auf einer Länge von etwa hundert Metern in den Fluss gestürzt, teilte die Feuerwehr in der sächsischen Landeshauptstadt mit. Verletzt wurde niemand. Die Feuerwehr sei um 3.08 Uhr alarmiert worden, teilte diese auf der Webseite der Stadt Dresden mit. Minuten zuvor war die Brücke kollabiert. Der gesamte Bereich um die Carolabrücke, die Alt- und Neustadt in Dresden verbindet, sei für den Verkehr gesperrt, ebenso die Elbe selbst. Betroffen ist demnach auch der Elberadweg und das Terrassenufer.

Gibt es schon erste Erkenntnisse zur Ursache?
Die Polizei geht bislang von einem Unglück aus. Hinweise auf Fremdeinwirkung gebe es bisher nicht, sagte ein Sprecher. Polizisten seien mit die Ersten vor Ort gewesen, als Teile der Brücke mitten in der Nacht in die Elbe stürzten. Die Beamten seien in der Nähe als Objektschützer im Einsatz gewesen und hätten zunächst den Lärm der einstürzenden Brückenteile vernommen, so Polizeisprecher Thomas Geithner. "Sie haben es beschrieben als großes, schweres Geräusch. Der Boden hat gewackelt." Jetzt gehe es darum, die Ursache für den Einsturz zu finden. Sollte sich dabei herausstellen, dass Fehler gemacht worden seien, dann würde auch ein Strafverfahren eingeleitet. "Aber diese Anhaltspunkte fehlen im Moment", sagte Geithner weiter. Da es keine Verletzten oder gar Getötete gebe, habe die Polizei derzeit keinen Anlass, von Amts wegen ein Strafverfahren einzuleiten. Dass unmittelbar nach dem Unfall im Internet Bilder von der Einsturzstelle mit arabischen Schriftzeichen kursierten, werde von der Polizei beobachtet. Sollte hier die Schwelle zur Strafbarkeit überschritten werden, werde es Ermittlungen geben.

Derweil gibt es erste Vermutungen, dass Korrosion für den Teileinsturz verantwortlich sein könnte. Er vermute, dass zu DDR-Zeiten ein massiver Chlorid-Eintrag stattgefunden habe, sagte der Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke bei der Stadt Dresden, Holger Kalbe, bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Zwar sei in der Vergangenheit bereits ein Chlorid-Entzug vorgenommen worden. An der Abbruchstelle stehe aber ein Mast der Verkehrsbetriebe, sodass es dort womöglich zu einem massiven Chlorid-Eintritt gekommen sei. Dies seien aber nur Vermutungen, die überprüft werden müssten, sagte der Abteilungsleiter.

Kann noch etwas passieren?
"Wir rechnen damit, dass weitere Teile der Brücke einstürzen könnten", sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Mittwochmorgen. Er rief die Menschen auf, der Brücke möglichst fernzubleiben. "Es besteht Lebensgefahr" auf der Brücke und an der Brücke, hieß es. Derzeit sei eine Drohnenstaffel im Einsatz, um das Ausmaß der Schäden zu erkunden.

Was wusste man über den Zustand der Brücke?
In der Stadt hat man sich seit Jahren mit dem Zustand der nun teilweise eingestürzten Brücke auseinandergesetzt. Deshalb seien die Brückenzüge A und B der Carolabrücke bereits saniert worden, sagte Kalbe. Der eingestürzte Brückenzug sollte eigentlich im nächsten Jahr saniert werden. "Dass der Zustand im Brückenzug C so schlimm ist, dass es zum Einbruch gekommen ist, war nicht vorhersehbar. Man steckt in so einem Bauwerk halt nicht drin". Nun gelte es, eine Gefahr für die beiden anderen Brückenteile auszuschließen. Dafür werde eine Zustandsanalyse durchgeführt.

Wie knapp ist Dresden der Katastrophe entkommen?
Um wenige Minuten. Um 2.51 Uhr hatte die letzte Straßenbahn die Brücke passiert. Video-Aufnahmen zeigen, dass die Brücke acht Minuten später schon nicht mehr stand. Auf ihr sind an Wochentagen die Linien 3 und 7 auch nachts unterwegs. Das zu DDR-Zeiten errichtete Beton-Bauwerk ist eine von fünf für Fahrzeuge und Straßenbahn nutzbaren Nord-Süd-Verbindungen über die Elbe im Gebiet der Landeshauptstadt.

Wie geht es nun weiter?
Die noch stehenden Brückenteile bleiben bis auf Weiteres gesperrt. Es werde keine kurzfristige Freigabe der beiden übrigen Brückenzüge geben, sagt Holger Kalbe. Dort führt der Autoverkehr über die Elbe. Es werden Umleitungen eingerichtet. Der eingestürzte Brückenteil sei an einer Stelle mit den anderen Brückenzügen verbunden gewesen. Auch dort habe es einen Schaden gegeben. Die gesamte Konstruktion müsse nun überprüft werden.

Hat er Einsturz noch weitere Schäden verursacht?
Ja, die Stadt kann derzeit nicht mit Fernwärme versorgt werden. Der Ausfall könne noch den gesamten Tag über andauern, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Der Betreiber arbeite "mit Hochdruck" daran, das Problem zu lösen. Die Feuerwehr gab eine entsprechende Mitteilung über das modulare Warnsystem des Bundes aus. Bei dem Einsturz in der Nacht wurden auch zwei Leitungen für Fernwärme beschädigt, es strömt heißes Wasser aus.

Gibt es noch weitere Einschränkungen?
Ja, im Bereich der eingestürzten Brückenbereiche ist kein Schiffsverkehr mehr möglich. "Wer nicht dort durchmuss, kann fahren", sagte ein Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes Dresden. Die Weiße Flotte sagte für diesen Mittwoch alle ihre Linienfahrten ab. "Wir versuchen, geplante Charterfahrten durchzuführen und auf andere Schiffe umzulenken", teilte ein Sprecher des Unternehmens mit.

++ Update: In einer ersten Fassung hatten wir berichtet, dass zwischen der letzten Bahn und dem Einsturz der Brücke gut 18 Minuten gelegen haben. Ein neues Video legt aber nahe, dass die Brücke bereits einige Minuten früher zusammenbrach. +++

Quelle: ntv.de, tno/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen