Panorama

Großbritannien lange führend Experten kritisieren Abkehr von Corona-Überwachung

Internationale Experten priesen die detaillierte britische Corona-Überwachung. Die Regierung - hier Gesundheitsminister Sajid Javid - will diese nun deutlich zurückfahren, und erntet dafür Kritik.

Internationale Experten priesen die detaillierte britische Corona-Überwachung. Die Regierung - hier Gesundheitsminister Sajid Javid - will diese nun deutlich zurückfahren, und erntet dafür Kritik.

(Foto: picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire)

Großbritannien wird lange für seine umfassende und detaillierte Erfassung und Aufbereitung von Corona-Zahlen gelobt. Nun will die Regierung diese Überwachung deutlich zurückfahren - und wird für den Plan kritisiert. Von einem "Spaziergang im Dunkeln" ist die Rede.

Gesundheitsexperten kritisieren das Vorhaben der britischen Regierung, die Überwachung der Corona-Infektionslage weitgehend herunterzufahren. "Die Datensammlungen vorzeitig zu beenden, ist falsche Sparsamkeit und muss möglicherweise rückgängig gemacht werden, um zukünftige Corona-Wellen zu bewältigen", sagte der Experte für öffentliche Gesundheit, Azeem Majeed, vom Londoner Imperial College.

Die britische Regierung hatte zuvor angekündigt, die öffentliche Förderung verschiedener Corona-Überwachungsstudien und Datensammlungen im Frühjahr auslaufen zu lassen. Auch der freie und kostenlose Zugang zu Schnelltests soll ab Anfang April nur noch besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen gewährt werden. Wissenschaftler und Mediziner kritisierten diese Strategie, die ein Beitrag im Fachblatt "British Medical Journal" als "Spaziergang im Dunkeln" bezeichnet.

"Meiner Ansicht nach war Großbritannien weltweit führend bei der routinemäßigen Überwachung von Covid-19 und der öffentlichen Ausweisung von Covid-19-Daten", sagte Majeed. Dies habe etwa dazu beigetragen, wertvolle Informationen über die Wirksamkeit von Impfstoffen gegen verschiedene Varianten wie Delta oder Omikron zu sammeln. Der Mediziner forderte, Großbritannien solle seine Kapazitäten und Fähigkeiten weiter einsetzen, bis die Pandemie weltweit unter Kontrolle sei.

Insbesondere die regelmäßigen Corona-Zahlen des nationalen Statistikamtes, für die wöchentlich eine zufällig ausgewählte, repräsentative Stichprobe auf Corona getestet wurde, galten als zuverlässiger Gradmesser für die Infektionslage im Land. Internationale Experten, auch aus Deutschland, priesen diese immer wieder als Musterbeispiel der Pandemie-Überwachung. Neben dieser Erhebung sollen dem "Guardian" zufolge auch eine monatliche analytische Studie des Imperial College sowie eine weitere Untersuchung auslaufen, die bislang regelmäßig und systematisch Covid-19-Symptome bei unterschiedlichen Corona-Varianten erhoben und ausgewertet hat.

Quelle: ntv.de, als/dpa

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