Panorama

Der Papst, Pilger im Heiligen Land Franziskus will die Welt bewegen

Bei einem Gedenken in der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem bezeichnete Papst Franziskus die Ermordung von sechs Millionen Juden als "unmenschlichen Abgrund".

Bei einem Gedenken in der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem bezeichnete Papst Franziskus die Ermordung von sechs Millionen Juden als "unmenschlichen Abgrund".

(Foto: dpa)

Drei Tage, drei Länder, 13 Predigten und Reden. Papst Franziskus wirbt in Nahost für Frieden, für die Einheit der Christen und ein engeres Zusammengehen der Weltreligionen. Er zieht an allen Strippen.

Als Pilger ist Franziskus ins Heilige Land gekommen - aber als einer, der die Welt bewegen will. Und der dafür auch Mauern einreißen und stattdessen Brücken bauen möchte. Aber die Gräben zwischen Israel und den Palästinensern sind tief und das Misstrauen groß. Schon viele gutmeinende und mächtige Vermittler vor ihm mussten hier die Segel streichen. Als er am Montagabend von Israel aus die Heimreise nach Italien antrat, tat er dies in der Hoffnung, die Präsidenten Israels und Palästinas schon bald im Vatikan zu einem gemeinsamen Gebet für den Frieden willkommen heißen zu können.

Der argentinische Papst ließ bei seiner dreitägigen Reise in den Nahen Osten nichts unversucht, den Menschen Mut zum Wagnis Frieden zu machen. So betrat er den Tempelberg, immerhin eine der heiligsten Stätten der Juden und Muslime, um vor dem umstrittenen Großmufti "Respekt und Liebe" unter den Religionen zu predigen und Gewalt zu verurteilen.

Der Erfolg seiner Bemühungen bleibt abzuwarten, schließlich ist die Region politisch wie religiös ein Pulverfass und im benachbarten Syrien wütet ein Bürgerkrieg, gegen den Franziskus ständig wettert. Ob das Wort des Papstes bei den in Syrien kämpfenden radikalen Islamisten und dem Assad-Regime Gehör findet?

Mahnung in Jerusalem, Gebet in Betlehem

"Respektvolle Beziehungen zwischen Juden, Christen und Muslimen", so lautete das Leitmotiv des Jorge Mario Bergoglio (77) in Jerusalem. "Mögen wir einander als Brüder und Schwestern anerkennen und lieben", beschwor Franziskus harmonischere Beziehungen der drei Weltreligionen. "Gemeinsam können wir einen großen Beitrag für die Sache des Friedens leisten", schlug er den Chefrabbinern Israels vor.Differenzen wischt er dabei nicht weg. Aber sie scheinen den vierten Papst der Neuzeit, der hierherkam, nicht zu kümmern.

Der Mann, der immer für Überraschungen gut ist, ließ auch in Bethlehem aufhorchen: Erst hält er, spontan vom Protokoll abweichend, an Israels umstrittener Trennmauer zu den Palästinensern. Er betet minutenlang, als wolle er die Graffiti-beschmierten Zementplatten allein mit seinen spirituellen Kräften zu Fall bringen. Einer der Sprüche lautete in offensichtlicher Unkenntnisse über die Leiden der Juden: "Bethlehem sieht aus wie das Warschauer Ghetto".

Franziskus und Shimon Peres in Jerusalem.

Franziskus und Shimon Peres in Jerusalem.

(Foto: imago/UPI Photo)

Israelische Kritik an dieser Geste kontert Vatikan-Sprecher Federico Lombardi mit der ihm eigenen Lockerheit: "Das überrascht mich nicht." Man solle diese Geste doch positiv sehen, meint er, und der Papst habe sich doch auch mit einem "Nie wieder! Nie wieder!" im Holocaust-Memorial in Jerusalem zu Wort gemeldet. Ein Beispiel dafür, wie der Vatikan diplomatisch austarieren will und muss.

Dann lud Franziskus die Präsidenten Israels und der Palästinenser zum Friedensgebet zu sich in den Vatikan - in einer Zeit, in der die Suche nach einer Lösung des langwierigen Konflikts gerade mal wieder gescheitert ist. Beide sagen zu, Friedensnobelpreisträger Peres umarmt den "Friedenspapst" mit den außenpolitischen Ambitionen herzlichst. Der "Osservatore Romano" nennt umgehend das Datum des Friedensgebets: den 6. Juni. Entscheidungen über Krieg und Frieden aber werden woanders gefällt.

Ökumene in der Grabeskirche

Eine Premiere mit Symbolkraft hat auch die spätabendliche ökumenische Feier in der Grabes- und Auferstehungskirche von Jerusalem geboten. Erstmals kamen dort Katholiken und Orthodoxe zusammen, um gemeinsam zu beten. Das erste, historische Treffen von Papst Paul VI. mit dem Patriarchen Athenagoras liegt bereits fünf Jahrzehnte zurück. Auch innerhalb der christlichen Kirchen muss weiter an einer Einheit gearbeitet werden. Mit Leidenschaft, wie die rechte Hand des Franziskus, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, meinte.

Noch konnte er keine Mauern einreißen, doch wollten in Jerusalem gleich zwei Olivenbäume als Symbole des Friedens von der Hand des Argentiniers in den israelischen Boden gepflanzt sein. Wenn der Papst zurück in Rom ist, dann wird er im Vatikan auf die Präsidenten Schimon Peres und Mahmud Abbas warten, damit ihr gemeinsames Friedensgebet erhört werde. Auch im Nahen Osten.

Quelle: ntv.de, Von Hanns-Jochen Kaffsack und Jan-Uwe Ronneburger, dpa

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