Panorama

Corona-Krise schürt Ungleichheit Frauen werden stärker benachteiligt

Im Lockdown übernehmen meist Frauen die Betreuung der Kinder oder die Pflege der Angehörigen.

Im Lockdown übernehmen meist Frauen die Betreuung der Kinder oder die Pflege der Angehörigen.

(Foto: picture alliance/dpa/KEYSTONE)

Die Corona-Krise verschärft am Arbeitsmarkt alte Rollenmuster. Frauen müssen laut einer Gewerkschaftsstudie bei der bezahlten Arbeitszeit eher zurückstecken und im Falle von Kurzarbeit auch mit weniger Geld zurechtkommen. Die FDP sieht die Bundesregierung in der Pflicht.

In der Corona-Krise müssen Frauen höhere Arbeitszeiteinbußen hinnehmen als Männer. Sie erhalten auch seltener Aufstockungen beim Kurzarbeitergeld, wie aus einer Umfrage der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht. Und auch die FDP warnt vor einer stärkeren Benachteiligung der Frauen. Als wichtige Ursache gilt, dass Frauen in dem erneuten Shutdown zusätzliche Sorgearbeit übernommen haben, etwa um Kinder zu betreuen oder Angehörige zu pflegen.

Die Stiftung hat nach eigenen Angaben im November mehr als 6100 Menschen befragt, die bereits im April und im Juni Auskunft über ihre Situation in der Pandemie gegeben haben. Danach hat sich die tatsächlich geleistete Wochenarbeitszeit gegen Entgelt bei den Männern mit 38 Stunden bis auf zwei Stunden dem Vorkrisen-Niveau wieder angenähert. Bei den Frauen beträgt die Differenz mit 32 Stunden noch drei Stunden zum früheren Zustand. Sind betreuungsbedürftige Kinder im Haushalt, arbeiten die Männer nunmehr 39 statt 41 Stunden, währen die Frauen statt 31 nun 28 Stunden im Job verbringen.

"Darin dürfte sich einerseits spiegeln, dass trotz generell geöffneter Schulen und Kitas wegen lokaler Corona-Ausbrüche individuell immer wieder Betreuungsbedarf entstanden sein wird", erklärte die wissenschaftliche Direktorin Bettina Kohlrausch. "Andererseits könnte ein Teil der Frauen, die ihre Arbeitszeit im Lockdown deutlich reduzieren mussten, Schwierigkeiten haben, zu ihrer alten Arbeitszeit zurückkehren zu können. Es besteht die Gefahr, dass manche Arbeitgeber sagen: Einmal reduziert, immer reduziert."

Kaum Unterschiede lassen sich zunächst bei der Kurzarbeit erkennen. So berichteten sieben Prozent der Männer und acht Prozent der Frauen, aktuell selbst betroffen zu sein. Unterschiedlich fiel hingegen die tatsächliche Auszahlung aus: 46 Prozent der Männer erhielten nach eigenen Angaben von ihren Arbeitgebern zusätzliche Aufstockungen, während dies nur 36 Prozent der Frauen berichteten. Sie arbeiten seltener zu Tarifbedingungen.

FDP: "Es gibt erheblichen Nachholbedarf"

Daher fordert auch die FDP von der Bundesregierung mehr Anstrengungen für die Gleichstellung von Frauen - gerade in der Corona-Krise. Diese lege schonungslos offen, in welchen Bereichen es "noch erheblichen Nachholbedarf gibt", sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der FDP-Bundestagsfraktion, Bettina Stark-Watzinger.

So müssten die Steuerklassen III und V wegfallen. "Diese Konstellation wirkt sich häufig nachteilig für Frauen aus, da sie in den meisten Fällen Steuerklasse V und damit ein geringeres Nettogehalt erhalten." Durch die ausschließliche Orientierung des corona-bedingten Kurzarbeitergelds am Nettogehalt entstehe eine doppelte Benachteiligung und eine verstärkte finanzielle Abhängigkeit.

Darüber hinaus sollte das Rentensplitting bei Ehegatten von vornherein durchgeführt und kommuniziert werden. Jeder der beiden Partner müsse einen separaten Ausweis über die Rentenansprüche bekommen.

Quelle: ntv.de, hny/dpa

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