Umstrittene Diagnose gestellt Früherer Nawalny-Arzt in Sibirien vermisst
09.05.2021, 19:34 Uhr
Der Oppositionelle Nawalny ist derzeit in einem Straflager inhaftiert.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nachdem im vergangenen Jahr ein Giftanschlag auf ihn verübt wird, befindet sich Alexej Nawalny zunächst in einer sibirischen Klinik in Behandlung. Der damalige Chefarzt bescheinigt dem Kreml-Kritiker lediglich eine Stoffwechselstörung. Nun wird der Mann vermisst.
Ein russischer Arzt, in dessen Krankenhaus der Kremlgegner Alexej Nawalny direkt nach einem Giftanschlag im vergangenen Jahr behandelt wurde, gilt als vermisst. Alexander Murachowski, mittlerweile Gesundheitsminister der sibirischen Region Omsk, kam von einem Jagdausflug am Freitag nicht zurück, wie die Staatsagentur Tass nun unter Berufung auf einen Polizeisprecher meldete. Eine örtliche Behörde hatte zuvor von einem 1971 geborenen Mann gesprochen, ohne einen Namen zu nennen. Demnach wurden zusätzliche Polizisten für die Suche angefordert.

Der verschwundene Murachowski ist inzwischen Gesundheitsminister der Region Omsk.
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Murachowski leitete bis vor einigen Monaten die Omsker Klinik, in die der mittlerweile im Straflager inhaftierte Nawalny gebracht wurde, nachdem er im vergangenen August auf einem Inlandsflug zusammengebrochen war. Später wurde der 44 Jahre alte Oppositionelle nach Deutschland ausgeflogen und wochenlang in der Berliner Charité behandelt.
Verlegung nach Berlin hinausgezögert?
Untersuchungen mehrerer Labore zufolge wurde er mit dem Kampfstoff Nowitschok vergiftet. Murachowski hatte Nawalny damals lediglich eine Stoffwechselstörung bescheinigt. Nawalny warf ihm eine "Fälschung" der Diagnose vor. Seine Unterstützer beschuldigen Murachowski zudem, Nawalnys Verlegung nach Deutschland hinausgezögert zu haben. Im November wurde der Mediziner zum Gesundheitsminister der sibirischen Region befördert.
Russland gibt an, man habe bei Nawalny keine Vergiftung nachweisen können und leite deshalb keine Ermittlungen ein. Die EU und die USA haben Russland immer wieder zur Untersuchung des Verbrechens aufgefordert und Sanktionen gegen das Land verhängt.
Vor kurzem sind zwei hochrangige Ärzte aus eben jenem Omsker Krankenhaus verstorben. Rustam Agischew, der Leiter der Abteilung für Traumatologie und Orthopädie, starb laut des Portals taiga.info im März an den Folgen eines Schlaganfalls, den er im Dezember erlitten hatte. Er wurde 63 Jahre alt. Anfang Februar war bereits der stellvertretende Chefarzt für Anästhesiologie und Reanimation, Sergej Maksimischin, verstorben. Er hatte Berichten zufolge einen Herzinfarkt erlitten und wurde nur 55 Jahre alt.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa