Harte Kritik an STIKO-Kehrtwende Hausärzte berichten von Patienten-Ängsten
03.07.2021, 00:26 Uhr
Ab sofort gibt es die Kreuzimpfung für alle: Die Impfpläne der Hausärzte sind überholt.
(Foto: imago images/Marc Schüler)
Die Empfehlung der STIKO für einen Mix zwischen Astrazeneca und mRNA-Impfstoff kommt ohne Vorankündigung. Die Hausärzte fühlen sich schlecht informiert. Der Ansturm der Patienten ist enorm, die Verunsicherung auch. Die Mediziner sind verärgert, weil sie die Folgen ausbaden müssen.
Die Praxen sind das Rückgrat der deutschen Impfkampagne, doch die Kehrtwende der Ständigen Impfkommission (STIKO) hat sie kalt erwischt. Die Hausärzte beklagen, dass sie von der Empfehlung zur Kreuzimpfung mit mRNA-Vakzinen überrascht wurden, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland. Bei den Patienten habe die Volte der STIKO Verunsicherung ausgelöst. "Die ad-hoc Anpassung der Empfehlung hat bereits am ersten Tag in vielen Praxen für einen enormen Mehraufwand gesorgt", sagt Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands, dem RND weiter.
"Patienten sind verunsichert, erfragen, welchen Impfstoff sie nun bei der Zweitimpfung erhalten werden und wollen auch ihren Termin entsprechend vorziehen. Für sie macht es natürlich - gerade mit Blick auf die anstehenden Sommerferien - einen großen Unterschied, ob sie neun bis zwölf Wochen auf ihre Zweitimpfung warten oder nur vier", schildert Weigeldt die Reaktion auf die geänderte Empfehlung. Das stelle Ärzte und Praxisteams von einem Tag auf den anderen vor enorme logistische Herausforderungen - "gerade auch, weil der mRNA-Impfstoff nur begrenzt verfügbar ist", sagt der Vorsitzende der Hausärzte weiter.
Auch der Beratungsaufwand steige deutlich, insbesondere für die Mediziner, "die sich fleißig für die Impfungen mit Astrazeneca eingesetzt haben und somit sowieso schon einen deutlich höheren Aufklärungsaufwand hatten". Gleichzeitig werfe die Mitteilung der STIKO noch viele Fragen auf, etwa was die Empfehlung für bereits zweimal mit Astrazeneca geimpfte Patienten bedeute und was bei einem "heterologen Impfschema" der maximale Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung sei. Den Mindestabstand hatte die STIKO in ihrer jüngsten Empfehlung auf vier Wochen verkürzt.
"Wenn wir ins Schlingern kommen, trifft es die Impfkampagne"
Natürlich sei es Aufgabe der Wissenschaft, Empfehlungen dem aktuellen Erkenntnisstand anzupassen, sagt Weigeldt dem RND. "Das spricht aber nicht gegen eine klare Kommunikation und die frühzeitige Einbindung derer, die letztlich die Empfehlungen umsetzen. Wenn wir ins Schlingern kommen, dann auch die gesamte Impfkampagne."
Im Beschluss der Minister von Bund und Ländern gegen die Ausbreitung der Delta-Variante heißt es: "Jede volljährige impfwillige Person, die sich im Juli und August 2021 mit dem Impfstoff von Astrazenca erstmalig impfen lässt, wird zur Vervollständigung der Impfserie in einem Abstand von mindestens vier Wochen eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff angeboten." Tatsächlich umfasst die STIKO-Empfehlung einen Abstand der zweiten zur ersten Impfung von nur vier Wochen. Bei Astrazeneca war zunächst ein Impfabstand von bis zu zwölf Wochen empfohlen worden. Auch bei den Impfintervallen der mRNA-Impfstoffe heißt die STIKO nun kürzere Abstände als bisher gut.
Quelle: ntv.de, mau