Panorama

Große Schäden Heftige Überschwemmungen im Süden - drei Tote

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Meteorologen hatten vor heftigen Unwettern gewarnt und sie behalten recht: In Baden-Württemberg schwellen kleine Flüsse zu gewaltigen Strömen heran, drei Menschen kommen in den Fluten ums Leben. Der Sachschaden ist immens. Auch Bayern ist betroffen.

Bei schweren Überschwemmungen in Baden-Württemberg sind in der Nacht mindestens drei Menschen ums Leben gekommen, darunter ein Feuerwehrmann. Nach Angaben der Stadtverwaltung von Schwäbisch Gmünd kam der Feuerwehrmann bei einem Bergungsversuch ums Leben, auch die zu bergende Person sei vermutlich tot. Die Unglücksstelle am Bahnhof von Schwäbisch Gmünd war am frühen Montagmorgen noch überschwemmt, eine Bergung der dort vermutlich ertrunkenen Person sei deswegen zu gefährlich, teilte die Stadtverwaltung weiter mit. Das Innenministerium in Stuttgart bestätigte später den Tod der drei Menschen.

Zuvor hatte die Polizei Heilbronn einen Toten in einer Tiefgarage in Weißbach bestätigt. Ein 60-jähriger Mann sei dort von einer Wasserflut überrascht worden und habe nur noch tot geborgen werden können. Die Rettungskräfte sind mit einem Großaufgebot auf dem Weg in die Region. "Hier ist alles im Einsatz, was laufen kann", sagte ein Polizeisprecher in Heilbronn. "Es sieht düster aus, wirklich schlimm."

Unwetterwarnungen bis zum frühen Morgen

Das Unwetter über der Ostalb hatte die Pegel der Flüsse Rems und Josefsbach am Nachmittag in kürzester Zeit extrem anschwellen lassen. Die meisten Unterführungen in Schwäbisch Gmünd seien vollgelaufen, teilte die Verwaltung mit. Zahlreiche Fahrzeuge standen komplett im Wasser und die Einsatzkräfte mussten mehrere Menschen aus ihren Fahrzeugen retten. Im Hölltal waren mehrere Gäste für längere Zeit durch die Wassermassen in einer Gaststätte eingeschlossen.

Die Feuerwehr versucht, ein Auto in einer Unterführung in Schwäbisch-Gmünd zu bergen.

Die Feuerwehr versucht, ein Auto in einer Unterführung in Schwäbisch-Gmünd zu bergen.

(Foto: dpa)

Nach Darstellung der Polizei ist das Kochertal im Hohenlohekreis dramatisch von den Folgen eines stundenlangen Unwetters betroffen. Es gebe großräumige Überschwemmungen. Wegen der prekären Lage kam im Innenministerium der landesweite Verwaltungsstab der Feuerwehr zusammen.

"Immense Schäden" im Raum Ulm

Auch die Polizei Ulm meldet "immense Schäden" aus ihrem Bereich. Es seien rund 500 Notrufe allein bei der Polizei eingegangenen, sagt der Diensthabende Hagen Guderlei in der Nacht. Von verletzten oder vermissten Menschen war dort zunächst nichts bekannt. Auch die Feuerwehren und die Rettungsleitstellen seien im Dauereinsatz, sagte Guderlei. Dutzende Keller seien vollgelaufen und müssten ausgepumpt werden. Das Wasser stehe an einigen Stellen 1,70 Meter hoch. Besonders stark von Hochwasser betroffen sei der Kreis Biberach.

Bei Anbruch des Tages wird das Ausmaß der Zerstörung in Braunsbach allmählich sichtbar.

Bei Anbruch des Tages wird das Ausmaß der Zerstörung in Braunsbach allmählich sichtbar.

(Foto: dpa)

"Der Sachschaden wird immens", sagte Guderlei. Stellenweise seien auch Fahrbahndecken von dem Wasser weggespült worden. Einsatzkräfte hätten zudem mit Folgen von Schlammlawinen, Erdrutschen und weggespülten Bäumen zu kämpfen, sagte er. Die Autobahn 7 sei wegen großer Hagelkörner auf der Fahrbahn vier Stunden lang gesperrt gewesen. In Ulm selbst waren mehrere Straßen nicht mehr befahrbar.

Auch die Stadt Künzelsau im Hohenlohekreis teilte mit, dass die Innenstadt am Montag für den Verkehr gesperrt bleibe - wegen der Aufräumarbeiten. Dort waren neben Feuerwehr auch das Technische Hilfswerk und das Deutsche Rote Kreuz im Einsatz. In Schulen fällt der Unterricht am Montag aus. Auch die Kindergärten bleiben geschlossen. Bürgermeister Stefan Neumann sprach von einer "Naturkatastrophe".

Überschwemmungen haben am Sonntagabend auch den kleinen Ort Braunsbach im Norden Baden-Württembergs schwer getroffen. Das zuständige Polizeipräsidium Aalen sprach von erheblichen Schäden an Häusern, nachdem der örtliche Fluss über die Ufer getreten war. Es habe aber keine Toten oder Verletzten gegeben, hieß es zunächst. Der Ort sei großräumig abgesperrt.

Wasser in Häusern steht bis zu unteren Fenstern

Auf Fotos lokaler Medien im Internet waren Straßen zu sehen, die reißenden Flüssen glichen. Autos wurden vom Schlammwasser mitgerissen, türmten sich verkeilt übereinander und wurden teilweise in Schaufenster von Geschäften geschleudert. Bei einigen Häusern stand das Wasser offensichtlich bis in Höhe der untersten Fenster. Der Ort im Kreis Schwäbisch-Hall liegt rund zehn Kilometer von der gleichnamigen Kreisstadt entfernt. Der Ort hat gut 900 Einwohner.

Auch im bayerischen Ansbach kam es zu Überschwemmungen.

Auch im bayerischen Ansbach kam es zu Überschwemmungen.

(Foto: dpa)

Heftige Unwetter trafen auch Niederbayern. Wie die Polizei weiter mitteilte, wurde in Sankt Englmar (Landkreis Straubing-Bogen) eine Frau beim Telefonieren von einem einschlagenden Blitz getroffen und leicht verletzt. Sie kam ins Krankenhaus. Die Polizei zählte mehr als 200 wetterbedingte Einsätze in der Zeit von 18.00 bis 24.00 Uhr. Die Autobahn 93 war nahe Abensberg (Landkreis Kelheim) gesperrt, weil die Fahrbahn unter Wasser stand. Außerdem wurden etliche vollgelaufene Keller in der gesamten Region leer gepumpt. Angaben zum Sachschaden konnte die Polizei am frühen Montagmorgen noch nicht machen.

Starke Regenfälle am Sonntagabend haben auch in der bayerischen Region Ansbach und Teilen des Landkreises Neustadt/Aisch in Mittelfranken für schwere Schäden gesorgt. In der Region seien nach einem Gewittersturm auf der Frankenhöhe Straßen überflutet und Autos mitgerissen worden. Auch viele Keller in der Region liefen voll, wie ein Sprecher der Integrierten Rettungsleitstelle Ansbach am Morgen mitteilte. Menschen wurden nach vorläufigen Erkenntnissen nicht verletzt.

Besonders schwer betroffen waren den Angaben zufolge mehrere Ortsteile von Flachslanden nördlich von Ansbach. Dort seien nach Überschwemmungen einige Häuser einsturzgefährdet. Einsatzkräfte und Feuerwehr versuchten, die Gebäude zu sichern, wie die Leitstelle mitteilte. Auch mehrere Autos seien von den Fluten der über die Ufer getretenen Fränkischen Rezat mitgerissen worden.

So viel Regen wie in einem halben Monat

Ähnlich schlimm sei die Lage im benachbarten Obernzenn (Landkreis Neustadt a. d. Aisch/Bad Windsheim); dort hatte der starke Regen den Fluss Zenn über die Ufer treten lassen und für Verwüstungen gesorgt. "Beide Gemeinden hat es schwer getroffen", sagte ein Leitstellenmitarbeiter.

Während der nächtlichen Unwetter fiel stellenweise binnen einer Stunde so viel Regen wie sonst binnen eines halben Monats. Im bayerischen Hohenthann bei Landshut etwa gingen innerhalb einer Stunde 67 Liter pro Quadratmeter nieder, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am frühen Morgen mitteilte. In Landshut selbst waren es 57 Liter, in der Region um das oberbayerische Weilheim stellenweise 53 Liter pro Stunde. Dies entspreche grob den Regenmengen, die normalerweise binnen zwei Wochen gemessen würden.

Der DWD verlängerte die Unwetterwarnung vor schweren Gewittern mit heftigem Starkregen und Sturmböen bis Montag, 7.00 Uhr. Besonders gefährdet seien demnach die Regierungsbezirke Karlsruhe, Stuttgart, Freiburg und Tübingen. Zu erwarten seien demnach um die 30 Liter pro Quadratmeter Regen pro Stunde sowie Sturmböen mit 70 Stundenkilometern. Es gebe zudem eine extreme Gefahr durch Blitzschlag und Überflutungen.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa/AFP

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