US-Militär entwickelt "Iron Man" Hollywood hilft bei Panzerskelett für Infanterie
10.07.2014, 13:22 Uhr
Der "Iron Man": In wenigen Jahren beim Fahnenappell zu sehen?
(Foto: picture alliance / dpa)
Gestern "Star Wars", heute "Iron Man": Die USA haben ein spektakuläres Rüstungsprogramm in der Mache, stoßen bei der Entwicklung des "Tactical Assault Light Operator Suit" aber auf Probleme. Zeit für Hollywood, dem Pentagon Nachhilfe zu geben.
Anfang des Jahres wurde es im Weißen Haus unterhaltsam. US-Präsident Barack Obama berichtete gerade staatsmännisch, mit wem er sich getroffen hatte - mit Materialforschern, Designern und Vertretern des Pentagon. Plötzlich unterbrach der mächtigste Mann der westlichen Welt seine Aufzählung, schaute kurz zur Seite und sagte: "Im Grunde bin ich hier, um zu verkünden, dass wir Iron Man bauen." Die anwesenden Journalisten amüsierten sich prächtig.
Obama machte allerdings keine Witze, sondern nur offiziell, was schon zuvor unter anderem Namen als Information durch die Presse gegangen war: Die US-Armee arbeitet spätestens seit 2013 am "Tactical Assault Light Operator Suit", kurz Talos, die einem Soldaten übermenschliche Fähigkeiten verleihen soll. Dazu gehören Nachtsicht, verstärkte Muskelkraft und Schutz vor Schüssen. Zudem soll sie die Vitalfunktionen des Trägers überwachen.
Schutz aus Flüssigkeit
Wie direkt aus einem Science-Fiction-Film klingt die ursprüngliche Ankündigung, bei dem Anzug solle eine Panzerungstechnik zum Einsatz kommen, die das renommierte Massachusetts Institute of Technology derzeit entwickelt: Eine Flüssigkeit wird durch Strom oder ein Magnetfeld für Kugeln undurchdringlich. Der entsprechende Transformationsprozess zum kugelsicheren Anzug soll nur wenige Millisekunden dauern, wie "The Verge" vergangenes Jahr aus der Pressemitteilung zitierte.
Das Projekt erinnert in seiner vermeintlichen Absurdität an die von US-Präsident Ronald Reagan initiierte Strategic Defense Initiative aus den 1980er-Jahren, inoffiziell auch "Star Wars"-Programm genannt. Der Raketenabwehrschirm im Orbit sollte Interkontinentalraketen auf ihrer Flugbahn in Richtung USA abschießen. Der Feind war damals allerdings ein anderer. Die USA befanden sich nicht im War on Terror, sondern in der Hochphase des Kalten Krieges gegen das kommunistische Russland.
Comicfigur, Film, Schlachtfeld
Ähnlich spektakulär klingt heutzutage Talos - und sinnvoll, um der US-Armee bei zukünftigen Bodeneinsätzen Vorteile zu verschaffen. 10 Millionen US-Dollar sollen dafür bereits geflossen sein. Doch bei der Umsetzung der Pläne haben das Militär und die beteiligten Rüstungsfirmen offenbar so große Probleme, dass sie sich jetzt von dort Hilfe holen, wo die Comicfigur "Iron Man" erstmals in die Realität umgesetzt wurde: aus Hollywood. So werden gestandene Unternehmen wie Lockheed Martin oder General Dynamics in Sachen Talos inzwischen auch von Legacy Effects unterstützt; das Unternehmen, das die Rüstung für die Filme entwarf. Nun greift es dem Rüstungsprojekt mit 3D-Modellen unter die Arme, meldet das "Wall Street Journal".
Legacy Effects hilft vor allem der Firma Ekso Bionics, die am Exoskelett der Rüstung arbeitet. "Wenn man etwas für einen Film macht, geht es um die Illusion", zitiert die Zeitung den Gründer von Legacy Effects: "Das hier wird ein anderer Fall." Dem Bericht zufolge ist vor allem das Gewicht der Rüstung ein Problem. Das soll sich auf etwa 200 Kilogramm summieren. Rund 180 Kilogramm davon sind allein für Batterien nötig, um die erwünschten Funktionen zu ermöglichen, heißt es aus dem Pentagon.
Das US-Militär sieht darin offenbar kein Hindernis - und peilt das Jahr 2018 für einen ersten Einsatz des "Iron Man" an.
Quelle: ntv.de, rpe