Evakuierungen in Goslar In Hildesheim droht Überschwemmung
26.07.2017, 07:54 Uhr
Stark- und Dauerregen suchen weite Teile des Landes heim. In Niedersachsen und in Thüringen drohen weitere Überschwemmungen. Hildesheim bereitet sich auf einen Dammbruch vor, in Goslar müssen sich Menschen in Sicherheit bringen.
Nach starken Regenfällen kämpft die Feuerwehr in Niedersachsen und Thüringen weiter gegen drohende Überschwemmungen. "Bisher halten unsere Dämme. Wir sind hier aber nach wie vor auf alles vorbereitet. Auch auf eine Evakuierung", sagte ein Sprecher der Feuerwehr in Hildesheim.
Sollte ein bedrohtes Wohngebiet in Hildesheim geräumt werden, wären laut Stadt 1100 Menschen betroffen. "Die Türen einer Notunterkunft stehen offen", betonte der Sprecher in Hildesheim. Bisher hätten sich 13 Menschen von selbst in die Unterkunft begeben und würden dort mit dem Nötigsten versorgt.
Die Pegelstände der Innerste in Heinde (Landkreis Hildesheim) und der Nette in Groß Rhüden (Kreis Goslar) erreichten nach Angaben der niedersächsischen Hochwasservorhersagezentrale (HWVZ) neue Rekordwasserstände. Bereits am Vormittag lag der Wasserstand am Pegel Heinde 40 Zentimeter über dem Höchststand von 2007. Die Wasserstände seien an diesen Pegeln immer noch steigend, bis zum Abend würden aber die Scheitel voraussichtlich erreicht sein.
Land unter in Bad Harzburg
In Bad Harzburg ist der Bahnverkehr komplett ausgefallen. Der Bahnhof der 23.000-Einwohner-Stadt sei gesperrt und auch die Bundesstraße 4 teilweise unpassierbar, sagte eine Polizeisprecherin. "Hier ist Land unter", sagte eine Verwaltungsmitarbeiterin. Am Bahnhof des Ortes im Kreis Goslar steht das Wasser nach heftigem Dauerregen mindestens 20 Zentimeter hoch. 350 Feuerwehrleute sind im Dauereinsatz. Die Polizei orderte Verstärkung an.
Auch in Goslar ist die Situation angespannt. Die Innenstadt wurde laut Polizei gesperrt. Das Hotel Kaiserworth sowie die Seniorenresidenz Theresienhof mussten evakuiert werden. Die Polizei erhielt Unterstützung von 60 Bereitschaftspolizisten.
In den von Überschwemmungen betroffenen Landkreisen Holzminden und Hameln-Pyrmont ist die Lage stabil. "Wir freuen uns über die kurze Regenpause", sagte ein Sprecher der Rettungsleitstelle am frühen Morgen. Die Feuerwehr habe alles im Griff.
Für den weiteren Tag ist für Niedersachsen und Thüringen weiterer Regen angesagt. Das Tief "Alfred" brachte bisher große Regenmengen mit sich: Am Brocken fielen binnen 48 Stunden 238 Liter pro Quadratmeter, wie unser Meteorologe Björn Alexander sagte. In Torfhaus/Harz waren es 213 Liter und in Göttingen 125 Liter.
Stabile Lage in Thüringen, Anspannung in Bad Harzburg
In Thüringen rückten die Rettungskräfte zu keinen neuen größeren wetterbedingten Einsätzen aus. "Seit Mitternacht war hier im Grunde Ruhe", sagte eine Sprecherin des Lagezentrums. Die Pegelstände steigen demnach nur langsam. Am Abend hatte der Dauerregen jedoch für zahlreiche Probleme gesorgt. Insgesamt 13 überflutete oder wegen umgestürzter Bäume blockierte Straßen mussten gesperrt werden. Es kam zu mehreren Autounfällen wegen Aquaplaning. Gullydeckel wurden aus ihrer Verankerung gedrückt. In Göllingen im Kyffhäuserkreis verstärkte die Feuerwehr nach heftigen Regenfällen einen Damm an der Wipper.
Angespannt ist die Lage weiter in Bad Harzburg im Süden Niedersachsens. Am frühen Morgen habe es wieder angefangen zu regnen, sagte ein Feuerwehrsprecher dem NDR. Jeder Fluss sei deshalb eine Herausforderung. Es seien weitere Einsatzkräfte aus benachbarten Gemeinden angefordert worden, hieß es.
Bis die Pegelstände sinken, werde es noch etwas dauern, sagte Meteorologe Björn Alexander: "Im Laufe des Tages wird der Regen auch rund um den Harz mehr und mehr abklingen. Allerdings müssen die gefallenen Wassermassen zunächst noch abfließen. Das heißt: die Pegelstände steigen weiter an und beginnen dann am Abend und in der Nacht allmählich stagnieren."
Schon am Dienstag hatte es in Bad Harzburg Überflutungen gegeben, ebenso am Nordrand des Harzes in Sachsen-Anhalt. Die Pegel der Flüsse Ilse und Holtemme waren am Abend wieder gestiegen, wie ein Sprecher der Rettungsleitstelle sagte. Im Landkreis Harz wurden vielerorts Straßen und Keller überflutet. In Mahndorf bei Halberstadt sei aus Sicherheitsgründen die Stromversorgung unterbrochen worden. Etwa 500 Menschen mussten den Angaben nach den Dienstagabend im Dunkeln verbringen.
Quelle: ntv.de, bad/hul/dpa