Panorama

Genug Betten, keine Pflegekräfte Intensivmediziner warnen vor Notstand

Intensivbetten gibt es in Deutschland genug. Es mangelt an Pflegekräften.

Intensivbetten gibt es in Deutschland genug. Es mangelt an Pflegekräften.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der rasante Anstieg der Corona-Infektionen bereitet Kliniken große Sorgen. Innerhalb von zwei Wochen hat sich die Zahl der Intensivpatienten auf den Stationen fast verdreifacht. Wenn das so weiter ginge, kämen sie an ihre Grenzen, warnt DIVI-Präsident Janssens. Schuld sei ein altbekanntes Problem.

Täglich steigen die Corona-Fälle in Deutschland, und immer mehr Patienten liegen auf der Intensivstation. Die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Fälle habe sich in den vergangenen zwei Wochen von 851 Patienten auf 2243 Patienten nahezu verdreifacht, sagte Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Medizinern. Der bisherige Höchststand hatte bei 2933 am 18. April gelegen. Bei einem weiteren Anstieg wird die intensivmedizinische Versorgung laut Janssens an ihre Grenzen kommen.

Das Problem sei dabei gar nicht so sehr die Zahl belegbarer Intensivbetten, erklärte der Experte. In Deutschland gibt es laut DIVI-Daten zurzeit immerhin knapp 8000 davon. Es fehle vielmehr an Pflegekräften, die die Patienten an den Beatmungsgeräten versorgen könnten. Der Pflegenotstand sei schon vor der Pandemie ein großes Problem gewesen, so Janssens. "Corona verstärkt es allerdings wie ein Brennglas."

Daher fordert der DIVI-Präsident, dass die Krankenhäuser in stark betroffenen Gebieten ihren Regelbetrieb aussetzen und schrittweise auf den Notfallbetrieb umstellen. So würden Eingriffe, die problemlos später vorgenommen werden können, verschoben - und es stehe mehr Intensivpersonal etwa aus der Anästhesie zur Verfügung. Allerdings bedeute das auch starke finanzielle Einbußen für die Kliniken.

Um diese abzufedern, sicherte Bundesgesundheitsminister Spahn dem Gesundheitssektor umfassende Unterstützung zu: "Keine Klinik soll wegen Corona wirtschaftlich benachteiligt sein." Die Corona-Epidemie erfordere besonders in diesem Bereich eine nationale Kraftanstrengung, so der Minister. Er nehme die Sorgen der Ärzte ernst, die vor Überlastungen warnen. "Die Zahl derjenigen, die beatmet werden müssen, steigt stark - zu stark." Er werde die Krankenhäuser unterstützen, wo er kann, versicherte Spahn. Mit den Ländern werde darüber gesprochen, wie die Kapazitäten bestmöglich genutzt werden könnten.

Corona-Testlabore sind überlastet

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Die wachsenden Fallzahlen bringen allerdings nicht nur Intensivmediziner in Bedrängnis. Auch die Laborkapazitäten sind laut dem Verein der Labormediziner zufolge praktisch ausgeschöpft. "Wir haben die rote Ampel eigentlich überfahren", sagte der Vorsitzende des Vereins, Michael Müller. Die Testzahlen überstiegen deutlich die Testkapazitäten.

Wenn die Kapazitäten am Anschlag seien, dann steige auch die Dunkelziffer an, mahnte der Labormediziner. Momentan sei das aber noch nicht der Fall, dies sei an der Positivrate aller Getesteten erkennbar, die derzeit auf etwa gleichem Niveau bleibe. Dennoch sei es gut, dass die Tests jetzt auf das nötige und sinnvolle Maß zurückgeführt würden, betonte Müller. Nicht alle Menschen mit Erkältungssymptomen würden nach den zuletzt eingeführten Standards untersucht.

Quelle: ntv.de, hny

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