"Historische Überschwemmungen" Kanada ruft den Notstand aus
18.11.2021, 08:35 Uhr
Mehr als 17.000 Menschen musste bereits ihre Häuser verlassen.
(Foto: imago images/ZUMA Press)
Nach starken Überschwemmungen und mehreren Vermisstenmeldungen gilt in Kanada nun der Notstand. Das Militär wird zur Unterstützung einberufen, während die Sorge der Bevölkerung zunimmt. Premierminister Trudeau spricht von "historischen Überschwemmungen".
Kanadas Regierung hat wegen der Überschwemmungen im Westen des Landes den Notstand ausgerufen und das Militär in die Flutgebiete geschickt. Als Reaktion auf die "extremen Überschwemmungen" in der Provinz British Columbia habe die Regierung den Einsatz der Luftwaffe genehmigt, erklärte der Minister für öffentliche Sicherheit, Bill Blair, auf Twitter. Die Soldaten sollen demnach bei Evakuierungen helfen und Bewohner vor Hochwasser und Erdrutschen schützen.
In British Columbia hatten starke Regenfällen am Sonntag und Montag Überschwemmungen und Erdrutsche ausgelöst. Eine Frau kam bei einem Erdrutsch ums Leben, mehrere Menschen werden noch vermisst. Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Hunderte Menschen, die auf Straßen in ihren Fahrzeugen festsaßen, wurden mit Militärhubschraubern in Sicherheit gebracht.
Mehrere Hauptverbindungsstraßen und eine Bahnverbindung nach Vancouver mussten gesperrt werden. Die kanadische Westküsten-Metropole war daher nur noch vom Süden aus - aus den USA kommend - erreichbar.
Premierminister Justin Trudeau sagte bei einem Besuch in Washington, die tagelangen Regenfälle hätten "historische und schreckliche Überschwemmungen verursacht". Hunderte Soldaten seien schon auf dem Weg nach British Columbia, tausende weitere könnten noch folgen.
Bereits erste Hamsterkäufe
Kanadische Medien berichten unterdessen über Panikkäufe und leere Supermarktregale. "Ich bitte Sie, horten Sie keine Artikel", schrieb der Premier von British Columbia, John Horgan, auf Twitter. "Denken Sie daran, dass Ihr Nachbar in der Schlange hinter Ihnen die gleichen Vorräte braucht wie Sie." Er sei zuversichtlich, dass der Notstand dabei helfen werde, Versorgungsketten schnell wiederherzustellen.
Viele Nutztiere seien jedoch bereits ums Leben gekommen. "Wir haben Tausende von Tieren, die verendet sind. Viele, viele weitere befinden sich in einer schwierigen Situation", zitierte die Zeitung "The Globe and Mail" die Landwirtschaftsministerin der Provinz, Lana Popham. Den Tieren, die überlebt hätten, gehe nun das Futter aus. Die Überschwemmungen seien für Landwirte verheerend. So stehe etwa die rund 70 Kilometer südöstlich von Vancouver gelegene Stadt Abbotsford, verantwortlich für einen Großteil der Milch- und Geflügelproduktion der Provinz, weitgehend unter Wasser, schrieb das Blatt weiter.
Der Notstand gilt für zunächst 14 Tage. Im vergangenen Sommer war wegen einer extremen Hitzewelle und Waldbränden bereits der Notstand in British Columbia ausgerufen worden.
Quelle: ntv.de, lno/dpa/AFP