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"Klug, Hausapotheke aufzufüllen" Kinderärzte-Präsident warnt vor neuem Medikamenten-Mangel

Mit den kühleren Temperaturen und mehr Infektionen nach den Ferien dürften auch wieder Fiebersäfte, Zäpfchen und andere Standardmedikamente knapp werden, so Fischbach.

Mit den kühleren Temperaturen und mehr Infektionen nach den Ferien dürften auch wieder Fiebersäfte, Zäpfchen und andere Standardmedikamente knapp werden, so Fischbach.

(Foto: picture alliance/dpa)

Um zu verhindern, dass in Deutschland erneut wichtige Medikamente wie Fieber- und Hustensäfte für Kinder knapp werden, hat die Ampelkoalition ein Gesetzespaket beschlossen. Das dürfte in der anstehenden Erkältungssaison noch nicht wirken, warnt Kinderärzte-Präsident Fischbach. Er rät, jetzt einzukaufen.

Die Arzneimittelknappheit könnte sich laut Kinderärzteverbandspräsident Thomas Fischbach im Herbst und Winter erneut verschärfen. "Ich rechne nicht damit, dass die Maßnahmen der Ampel zu einem Ende der Arzneimittelknappheit in diesem Jahr führen werden", sagte Fischbach der Düsseldorfer "Rheinischen Post". "Dafür kamen sie zu spät", fügte er hinzu.

Eltern müssten sich somit darauf einstellen, "dass mit den kühleren Temperaturen und mehr Infektionen nach den Ferien auch wieder Fiebersäfte, Zäpfchen und andere Standardmedikamente knapp werden", erklärte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). "Die Hausapotheke in haushaltsüblicher Menge aufzufüllen, ist sicher klug", riet Fischbach. Kinder würden ja oftmals sehr unvermittelt krank, insofern entlaste es auch die Notdienste in Praxen und Apotheken an den Wochenenden, wenn Eltern ihr Kind selbst versorgen könnten. "Und wer unsicher ist, kann telefonisch Rücksprache halten. Eltern müssen wieder eigenverantwortlicher werden. Das hat in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen", sagte Fischbach.

Der Bundestag hatte im Juni ein Gesetz gegen Lieferengpässe bei Arzneimitteln beschlossen. Durch die Reform soll der Kostendruck auf die Pharmahersteller gesenkt werden, damit der Verkauf der Medikamente in Deutschland lohnenswerter wird. Das von den Ampel-Parteien eingebrachte Gesetz sieht vor, die Preisregeln für Kinderarzneimittel zu lockern; Festbeträge und Rabattverträge werden abgeschafft. Außerdem wird die telefonische Krankschreibung unbefristet ermöglicht.

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Der Kinderärzte-Präsident bekräftigte zudem in dem Interview seinen Vorstoß für eine Notdienste-Gebühr für Eltern, die mit ihrem Kind ohne Notfall am Wochenende in eine Praxis gehen. "Es gibt zu viele Eltern, die den Kindernotdienst ausnutzen", sagte Fischbach und ergänzte: "Noch einmal ganz klar, um Missverständnisse zu vermeiden: Ich ermutige jedes verunsicherte Elternteil, etwa mit einem stark fiebernden Kind, zum Arzt zu gehen." Er habe nur diejenigen im Visier, die "ständig am Wochenende auftauchen, weil es ihnen unter der Woche nicht so gut in den Terminkalender" passt.

Laut Fischbach schade es den wirklichen Notfällen, wenn in der Notdienstpraxis ein Großteil der Patienten zu Unrecht aufschlage. "Es kann für sie sogar lebensgefährlich werden, wenn die kritischen Fälle durch eine zu hohe Auslastung des Notdienstes nicht genug Aufmerksamkeit erfahren. Und das möchte ich nicht sehenden Auges zulassen", so der Kinderärzte-Präsident.

Quelle: ntv.de, mbo/AFP

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