
Die Pressekonferenzen des RKI sind schon so etwas wie ein Krisen-Ritual geworden.
(Foto: REUTERS)
Das Robert-Koch-Institut ist derzeit gefragt wie nie. Täglich gibt es den aktuellen Stand der Coronavirus-Infektionen in Deutschland bekannt. Doch die Behörde hat aktuell weit mehr als diese Aufgabe.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) ist idyllisch gelegen. Das Gebäude steht am Nordufer in Berlin-Wedding. Die alten Backsteinhäuser bieten vielen Wissenschaftlern Platz, die hier unter anderem wichtige Daten zu Infektionskrankheiten sammeln und Empfehlungen für das Gesundheitssystem aussprechen. Seitdem die Corona-Pandemie die Bundesrepublik erfasst hat, hängt eine ganze Nation RKI-Präsident Lothar Wieler an den Lippen, wenn er in seinen Pressekonferenzen die neuesten Covid-19-Zahlen erläutert.
Immer wieder konzentriert sich das Geschehen auf die Statistiken der Wissenschaftler, die deutschlandweit Zahlen zusammentragen und somit ablesen können, wie sich die Infektionslage in Deutschland verändert. Hat sich die Kurve schon abgeflacht? Müssen die Bürger einen Atemschutz tragen? Wie hoch ist die aktuelle Virus-Gefahrenlage im Land? All diese Fragen beschäftigen die RKI-Mitarbeiter.
Ruhig und konzentriert beantwortet Wieler in seinen allwöchentlichen Briefings jede einzelne Frage von Journalisten. Für viele Menschen ist er so etwas wie der oberste Krisenmanager der Nation geworden - gleich hinter Gesundheitsminister Jens Spahn. Das RKI ist zwar eine selbstständige Bundesbehörde, aber dem Bundesgesundheitsministerium unterstellt.
Wichtige Rolle für die Gesundheit der Bevölkerung
Jetzt ist das RKI gefragter denn je. Erst in der Krise wird deutlich, welche Rolle das Institut für das deutsche Gesundheitswesen spielt. Nach eigenen Angaben arbeiten an mehreren Standorten des RKI rund 1200 Menschen, wovon rund die Hälfte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind. Sie erforschen Einflüsse auf Gesundheit und Krankheit, entwickeln Methoden für den Gesundheitsschutz und prüfen Empfehlungen. Die Pandemie stellt sie nun vor außergewöhnliche Herausforderungen.
Um die Infektionslage im Land statistisch besser erfassen zu können, musste das RKI zu Beginn der Pandemie in Deutschland neue Mitarbeiter einstellen, die sich um Datenauswertung und Aufbereitung kümmern. Doch die Arbeit des RKI ist nicht nur für die Bürger wichtig, sondern auch für medizinisches Personal. Wie geht man bei der neuen Infektionskrankheit mit einem Verdachtsfall um? Wie schützt sich das Personal effektiv vor Ansteckung, wie werden Patienten transportiert? In all diesen Fragen berät das RKI Kliniken, Hausärzte und anderes Fachpersonal.
"Profitieren davon in der täglichen Arbeit"
Medizinische Fachleute berufen sich in ihrer täglichen Arbeit auf die Informationen des Instituts. Auch in der Lungenklinik im nordrhein-westfälischen Hemer vertraut man auf das RKI. "Für uns ist die Arbeit des Robert-Koch-Instituts sehr wertvoll", erklärt der Chefarzt der Pneumologie, Dr. Franz Stanzel, gegenüber ntv.de. "Das RKI stellt seit Beginn der Corona-Pandemie allgemeine Informationen, Behandlungsmaßgaben und Standards bereit, die über die Website bezogen werden können. Wir profitieren davon in der täglichen Arbeit mit unseren Patienten."
Das RKI hat in der Krise eine gewisse Autorität erreicht. "Wir richten uns sehr genau nach den Empfehlungen des Instituts", sagt Stanzel weiter. "In den Kliniken in unserem Verbund sind diese verbindlich umzusetzen und haben einen Status vergleichbar mit Dienstanweisungen. Einzige Ausnahme: Das örtliche Gesundheitsamt verfügt etwas anderes." Doch nicht nur für die Eindämmung der Pandemie spielt das Institut eine wesentliche Rolle, sondern auch für die Zeit nach der Lockerung der Ausgangsbeschränkungen.
Zuletzt veröffentlichte das Institut eine Corona-Datenspende-App, die anhand von mit Fitnesstrackern und Smartwatches aufgezeichneten Körperdaten Auskunft über die Verbreitung des Virus bis hinunter auf die Ebene der Postleitzahl geben kann. Es ist ein weiterer Schritt zur schnellstmöglichen Bekämpfung von Covid-19. Zu Beginn war der Ansturm auf die App so groß, dass die Technik für kurze Zeit hakte.
Quelle: ntv.de