Klimaschädliche Verschwendung Millionen Tonnen Essen landen auf dem Müll
18.06.2015, 14:41 Uhr
In Deutschland landen jährlich über 18 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein Rest Brot, eine braune Banane - viel zu schnell landen Lebensmittel im Müll. In Deutschland werden so jährlich Millionen Tonnen verschwendet und der Klimawandel unnötig befeuert. Dabei lässt sich mehr als die Hälfte des Abfalls vermeiden.
In Deutschland landen laut einer WWF-Studie jährlich mehr als 18 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll. Das entspricht fast einem Drittel des aktuellen Nahrungsmittelverbrauchs der Deutschen, wie die Naturschutzorganisation mitteilte. Umgerechnet auf die landwirtschafliche Nutzfläche werden demnach mehr als 2,6 Millionen Hektar "für die Tonne" bewirtschaftet und außerdem fast 48 Millionen Tonnen Treibhausgase umsonst ausgestoßen.

Umgerechnet auf die landwirtschafliche Nutzfläche werden mehr als 2,6 Millionen Hektar "für die Tonne" bewirtschaftet.
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In der Studie "Das große Wegschmeißen" wurden mehrere vorhandene Untersuchungen zusammengeführt. Beleuchtet wird die Menge der Verluste während der gesamten Kette vom Acker bis hin zum Verbraucher.
"Derzeit ist es so, als würden wir Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland in einen riesigen Acker umwandeln und die eingefahrene Ernte einfach wegwerfen", erklärte WWF-Vorstand Christoph Heinrich. Im Schnitt landeten in Deutschland jede Sekunde 313 Kilogramm genießbare Nahrungsmittel in der Tonne, während weltweit fast eine Milliarde Menschen hungerten. "Zusätzlich befeuert dieser riesige Essensberg unnötigerweise den Klimawandel", kritisierte Heinrich.
Forderungen nach Aktionsplan
Nach Ansicht des WWF müssten 10 der 18 Millionen Tonnen Lebensmittel gar nicht verloren gehen. Sie wären durch nachhaltigere Marketingstrategien, veränderte Konsumgewohnheiten und durch verbessertes Management entlang der Wertschöpfungskette vermeidbar. Besonders hoch sind die Verluste demnach mit knapp zwei Millionen Tonnen bei Getreideerzeugnissen, vor allem Brot und Backwaren, sowie bei Obst und Gemüse mit jeweils 1,5 Millionen Tonnen. Auch bei Kartoffel- und Milcherzeugnissen landen laut WWF jährlich jeweils mehr als eine Million Tonnen auf dem Müll.
Mehr als die Hälfte des Lebensmittelabfalls, rund 60 Prozent, sind der Studie zufolge auf die Wertschöpfungskette vom Produzenten bis hin zu Großverbrauchern wie Gastronomie und Betriebskantinen zurückzuführen. Fast 40 Prozent wirft der Endverbraucher in die Tonne.
Die Organisation forderte von der Bundesregierung einen "Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung" mit klaren Zielvorgaben, Zuständigkeiten und einer entsprechenden Finanzierung. Verbindliches Ziel müsse es werden, die Verschwendung in den kommenden Jahren um die Hälfte zu verringern. "Das zuständige Landwirtschaftsministerium muss nicht mehr nur die Verbraucher, sondern alle Akteure im Lebensmittelsektor berücksichtigen, wenn es darum geht, Lebensmittelverschwendung einzudämmen", forderte Heinrich. Allein bei den Großverbrauchern könnten jährlich fünf Millionen Tonnen Abfall vermieden werden.
Quelle: ntv.de, cri/AFP