Staatsakt für Bären aus Fernost Pandamania mit Frühlingsröllchen
05.07.2017, 19:37 Uhr
Der Hunger ist enorm. Bis zu 40 Kilogramm Bambus verdrücken Pandabären täglich.
(Foto: REUTERS)
Schon jetzt sind Träumchen und Schätzchen die neuen Stars im Berliner Zoo. Mit einem Staatsakt heißt die Hauptstadt die beiden Pandabären willkommen und lässt kaum Wünsche offen - nur noch ein roter Teppich hat gefehlt.
Anfangs sind die Neuzugänge des Berliner Zoos vor neugierigen Blicken gut geschützt. Doch als der rote Vorhang fällt, können hunderte geladene Ehrengäste ihre Euphorie nicht länger verstecken. Als der Blick auf das Panda-Weibchen Meng Meng und das Männchen Jiao Qing frei wird, geht ein entzücktes Raunen durch die Menge.

Die Vorfreude auf die beiden Neuankömmlinge steigerte sich in den vergangenen Wochen zu einem Panda-Fieber - auch bei Angela Merkel.
(Foto: dpa)
Berlin ist im Panda-Fieber. Fünf Jahre nach dem Tod von Bao Bao ist die Hauptstadt wieder Heimat für zwei knopfäugige Pandabären aus China. Träumchen und Schätzchen, so die deutsche Übersetzung der Namen, sind die einzigen Pandabären in ganz Deutschland. Bereits seit vergangenem Herbst informiert der Zoo Fans in allen Einzelheiten auf einem Panda-Blog über die neuesten Entwicklungen.
Die Allee vom Elefantentor zum neuen chinesischen Pavillon ist mit roten Lampions geschmückt. An den Laternen hängen Plakate mit Pandabären. Auf dem Areal vor dem neuen "Panda Garden" werden die Gäste mit Getränken und Frühlingsrollen empfangen. Ein Volksmusikensemble aus dem Geburtsort der Bären, Chengdu, spielt traditionelle chinesische Musik. Alles wirkt wie eine große Sommerparty.
Panda-Diplomatie ist nicht billig
Lediglich die vielen Polizisten und etliche Security-Mitarbeiter in schicken Anzügen und mit Knopf im Ohr weisen darauf hin, dass noch hoher Besuch kommt. Zwei große Leinwände zeigen die bisherige Reise der beiden Bären nach Berlin – aus ihrer Aufzuchtstation in China, über ihre Ankunft am Flughafen in Berlin bis hin zu ihrer Eingewöhnungszeit im Zoo.
Der große Aufwand ist nicht ganz unbegründet. Schließlich lassen es sich auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Staatsgast, der chinesische Präsident Xi Jinping nicht nehmen, die beiden Pandas in ihrem neuen Zuhause zu begrüßen. "Träumchen und Schätzchen werden sehnsüchtig von den Berlinern erwartet", sagt die Kanzlerin. "Mit den beiden Bären sind zwei sehr sympathische Diplomaten nach Berlin gekommen – zwei Sonderbotschafter ihrer Länder." Auch der Regierende Bürgermeister Müller freut sich, dass die Hauptstadt jetzt um eine Attraktion reicher ist. "Pandas gehören einfach nach Berlin."
Der neue "Panda Garden" war nicht ganz billig. Das extra neugebaute 5000 Quadratmeter große Areal hat den Berliner Zoo neun Millionen Euro gekostet – und auch die schwarz-weißen Bären selbst gibt es nicht zum Nulltarif. Sie sind lediglich eine Leihgabe. Begrenzt auf 15 Jahre. Die Panda-Diplomatie kostet zusätzlich 920.000 Euro im Jahr. Leisten kann sich der Zoo diese Investition nur mit Hilfe der Spenden von tierlieben Berlinern und etlichen Sponsoren.
Berlin hofft auf Nachwuchs
Wegen der starken Regenfälle der vergangenen Tage konnten Träumchen und Schätzchen die Außenanlage noch nicht in Ruhe erkunden. Anstatt unter freiem Himmel das Klettergerüst, die Schaukel und den felsigen Wasserlauf zu inspizieren, sitzt Träumchen nun mit etlichen Bambuszweigen im Schoß auf einer Bank im Innengehege. Seelenruhig verputzt das Panda-Weibchen eine Bambusstange nach der anderen. Auf der anderen Seite der Scheibe beobachten Merkel und Xi das Tier.
Die Erwartungen an das Pandapaar sind hoch. Berlin hofft darauf, dass Träumchen und Schätzchen dem Zoo Nachwuchs schenken. Doch das könnte schwierig werden, denn Panda-Weibchen sind nur an drei Tagen im Jahr fruchtbar und Sex-Muffel. Aber auch der Vertrag mit China hat einen Haken: In Berlin gezeugte Jungtiere müssten auf jeden Fall zurück nach China.
Wenn ab morgen die Berliner ihre neuen Hauptstadt-Maskottchen besuchen dürfen, wird ihnen einiges geboten. Der Zoo veranstaltet extra für die beiden Pandas ein dreitägiges chinesisches Fest mit fernöstlichem Programm. Bis dahin schmücken die roten Pavillons sicherlich noch weiter die Allee zum Panda Garden. Schon jetzt dürfte feststehen – die Berliner werden Träumchen und Schätzchen sicherlich in ihr Herz schließen. Besonders Panda-Männchen Schätzchen hat sich schon gut eingelebt. Passt ihm etwas nicht, hält er mit seinem Unmut nicht hinter dem Berg und gibt das lautstark zu verstehen. Genau wie die Berliner.
Quelle: ntv.de