Leidensweg aus eigener Perspektive Pistorius plant Buch über Todesnacht
14.09.2014, 12:42 Uhr
Steenkamps Eltern glauben Pistorius' Version der Todesnacht ihrer Tochter nicht "voll und ganz".
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Paralympics-Sprinter Oscar Pistorius will in einem Buch seine eigen Version der Nacht darlegen, in der er seine Freundin Reeva Steenkamp erschossen hat. Trotz großen Unmuts über das Urteil könnte er wohl bald auch wieder bei Wettkämpfen antreten.
Der des Mordes an seiner Freundin freigesprochene Oscar Pistorius plant ein Buch über die Nacht zu schreiben, in der Reeva Steenkamp starb. Darin will er auch seinen Leidensweg in dem anschließenden Gerichtsverfahren aus eigener Perspektive beschreiben, wie sein Manager Peet van Zyl dem britischen "Observer" sagte. Das Buch könnte für den ehemaligen Paralympics-Sprinter höchst gewinnbringend werden, ihm aber gleichzeitig den Vorwurf einbringen, am Tod des 29-jährigen Models verdienen zu wollen.

Der beinamputierte Sprinter könnte schon 2016 wieder olympische beziehungsweise paralympische Wettkämpfe laufen.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
"Er wird sein eigenes Buch schreiben. Wir haben schon Ideen und Konzepte besprochen, aber ich will jetzt nicht ins Detail gehen", sagte van Zyl. "Ich werde mich mit ihm zusammensetzen, sobald alles vorüber ist und dann entscheiden wir, wie wir vorgehen. Wir müssen bis zum 13. Oktober warten, bevor wir weitere Überlegungen anstellen." An dem Datum soll bei einer Anhörung das Strafmaß verkündet werden.
Schon vor dem Tod von Steenkamp hatte Pistorius eine Autobiografie veröffentlicht. "Blade Runner" – eine Anspielung auf den Spitznamen, den der Sprinter wegen seiner künstlichen Beine erhalten hatte, erschien bereits 2009.
Schon 2016 wieder Wettkämpfe?
Der Oberste Gerichtshof im südafrikanischen Pretoria hatte Pistorius kürzlich vom Vorwurf freigesprochen, Steenkamp vorsätzlich erschossen zu haben. Allerdings wurde der 27-Jährige der fahrlässigen Tötung für schuldig befunden. Er hatte angeblich aus Angst vor einem Einbrecher vier Mal auf die verschlossene Badezimmertür seines Hauses geschossen und seine damalige Freundin dabei tödlich getroffen. Er befindet sich derzeit nach Zahlung einer Kaution auf freiem Fuß.
In Südafrika war das von vielen als übermäßig milde empfundene Urteil stark kritisiert worden. Auch Steenkamps Eltern bekundeten ihre Unzufriedenheit mit der Entscheidung des Gerichts, bevor sie sich auf den Heimweg in die Stadt Port Elizabeth machten. June und Barry Steenkamp sagten, sie glaubten Pistorius' Version der Valentinsnacht 2013 nicht "voll und ganz". Mutter June sagte über das Urteil, dass sie davon "schockiert und enttäuscht gewesen sei". "Das Herz rutscht einem in die Hose, weil man ganz einfach die Wahrheit hören will. So geht es aber in die falsche Richtung, so fühlt sich das an."
Sollte Pistorius, wie von vielen Beobachtern erwartet, eine Bewährungsstrafe erhalten, könnte er auch wieder an Wettkämpfen teilnehmen. Möglicherweise sogar schon bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro. Das Internationale Paralympische Komitee hatte bereits signalisiert, dass es seinem wohl berühmtesten Athleten nicht vom Wettbewerb auszuschließen gedenkt.
Quelle: ntv.de, bwe