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Promille, Drogen, Tempo, Ampeln? Das sind die schlimmsten Verkehrssünden der Deutschen

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Mit Handy am Steuer, Bleifuß auf dem Gaspedal oder ohne Abstand auf der Autobahn: Wer bei riskanten Verkehrsmanövern erwischt wird, kann den Führerschein verlieren. Im Flensburger Fahreignungsregister werden die Verstöße festgehalten. Die amtlichen Zahlen geben einen Eindruck, wie es auf deutschen Straßen zugeht.

Ein bisschen mehr Tempo auf dem Tacho, als eigentlich erlaubt ist, wird in Deutschland oft als Kavaliersdelikt abgetan. Das damit verbundene Bußgeldrisiko nehmen viele Autofahrerinnen und Autofahrer in Kauf. Ab mehr als 20 Stundenkilometern zu viel droht zwar mindestens ein Punkt in Flensburg. Doch auch davon lassen sich manche offenbar nicht abschrecken: Laut aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) haben die Behörden im vergangenen Jahr mehr als 2,4 Millionen Geschwindigkeitsverstöße registriert, die zu einem Eintrag im amtlichen Fahreignungsregister (FAER) führten.

Damit stellen Temposünden erneut die mit Abstand größte Deliktgruppe in der amtlichen Statistik der sogenannten "Verkehrsauffälligkeiten" dar, die das KBA jährlich aktualisiert. Die Verkehrsforschung nutzt die Daten unter anderem, um Risiken für die Verkehrssicherheit und die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen zu untersuchen. Schließlich bedeuten Regelverstöße im Straßenverkehr ein erhöhtes Unfallrisiko. Sanktionen wie Bußgelder, Punkte und Fahrverbote sind darauf ausgelegt, das Fahrverhalten zu beeinflussen und Wiederholungstäter aus dem Verkehr zu ziehen.

Tatsächlich stellt sich die Gesamtzahl der jährlich erfassten Verkehrsdelikte in Deutschland weitgehend stabil dar. In der Tendenz sind die bundesweiten Fallzahlen zuletzt sogar gesunken. Das amtliche Fahreignungsregister verzeichnete 2024 insgesamt 4,13 Millionen neue Einträge. Im Jahr davor waren es 4,21 Millionen, 2018 sogar 4,85 Millionen neue Einträge.

Um diese Rohdaten im Detail bewerten zu können, müssten jedoch mögliche Veränderungen in der Arbeitsweise von Polizei und Behörden berücksichtigt werden. Ein größerer Personalaufwand, Schwerpunktkontrollen oder auch die Einführung neuer Technologien könnten zu einer höheren Aufklärungsquote beitragen und zu mehr Einträgen im Fahreignungsregister führen. Eine engmaschigere oder effizientere Kontrolle wiederum bedeutet womöglich, dass sich Autofahrende eher an die Regeln halten und Verkehrsdelikte insgesamt zurückgehen - auch wenn sie unentdeckt bleiben.

Ins Fahreignungsregister gehen nur Ordnungswidrigkeiten und Straftaten ein, die rechtskräftig per Bußgeldbescheid oder Gerichtsurteil festgestellt wurden. "Die amtliche Statistik zu Verkehrsauffälligkeiten umfasst Daten über Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, die im Straßenverkehr auffällig geworden sind und die von ihnen begangenen Delikte", fasst es das Bundesamt zusammen. "Diese Daten werden im Fahreignungsregister (FAER) gespeichert, wenn die begangene Ordnungswidrigkeit oder Straftat die Verkehrssicherheit gefährdet."

Ordnungswidrigkeiten überwiegen

Zusammen mit den noch nicht verjährten Fällen enthält der Datenbestand des KBA Angaben zu aktuell mehr als 10 Millionen Personen. Zum Vergleich: Derzeit besitzen rund 54 Millionen Menschen in Deutschland eine Fahrerlaubnis in Form eines EU-Kartenführerscheins. Die überwiegende Mehrheit der begangenen Verstöße geht auf Ordnungswidrigkeiten zurück. Im vergangenen Jahr betraf dies knapp 3,9 Millionen der 4,13 Millionen Fälle. Hinzu kommen knapp 240.000 Verkehrsverstöße, die von den Behörden als Straftat eingestuft wurden.

Neben den Temposündern führt das Fahreignungsregister vor allem Personen auf, die aufgrund von Handyverstößen angehalten oder abgestraft wurden. Den dritten und vierten Platz der häufigsten Ordnungswidrigkeiten belegen Fälle, in denen Menschen eine rote Ampel ignoriert haben oder zu dicht aufgefahren sind.

Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss kann - je nach Schwere des Vergehens - entweder als Ordnungswidrigkeit oder Straftat eingestuft werden. In der Gesamtbetrachtung aller in 2024 registrierten Verstöße stehen Alkoholverstöße jedoch an sechster Stelle der häufigsten Vergehen - und damit noch vor den Verstößen gegen die Vorfahrtsregeln. Mehr als 107.000 Einträge finden sich dazu im Strafregister. Drogenfahrten wurden bundesweit knapp 47.000 Mal geahndet und nehmen den neunten Platz ein, gefolgt von Unfallflucht und Abbiegeverstößen.

Das KBA weist auch Zahlen zu illegalen Autorennen in einer gesonderten Statistik auf. Diese waren in 2024 mit bundesweit 1912 Fällen zwar vergleichsweise selten, kamen aber häufiger vor als im Vorjahr, als 1733 Fälle gelistet wurden.

Große Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Interessant ist auch die demografische Verteilung der Verkehrsdelikte: Mehr als drei Viertel aller Verstöße gehen demnach auf das Konto von Männern. Von allen Altersgruppen ist die mittlere von 25 bis 44 Jahren am stärksten vertreten. Fast die Hälfte aller neu registrierten Verkehrssünden entfielen in 2024 auf diese Kohorte.

Bei beiden Geschlechtern spielen Geschwindigkeitsüberschreitungen die größte Rolle, wobei sich auch hier im Detail Unterschiede im Verhalten abzeichnen. So neigen Männer offensichtlich eher dazu, ordentlich "auf die Tube" zu drücken als Frauen. Vor allem außerhalb von Ortschaften wird das Gaspedal gerne tiefer durchgedrückt als zulässig.

Auch regional unterscheiden sich die Zahlen zu den erfassten Geschwindigkeitsübertretungen deutlich. Die meisten Verstöße je 100.000 Einwohner weist demnach Brandenburg auf. Allerdings stehen solche regionalen Vergleiche unter zahlreichen Vorbehalten.

Gerade in Flächenländern wie Brandenburg mit hohem Durchgangsverkehr und vielen Berufspendlern etwa erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Verstöße allein aufgrund des Verkehrsaufkommens. Eng besiedelte Metropolregionen wiederum profitieren von einem dichten Nahverkehrsnetz, deshalb werden generell weniger und kürzere Strecken mit dem Auto zurückgelegt. Dafür kommen in städtischen Gebieten Ampel- oder Handyverstöße häufiger vor als auf dem Land. Nicht zu vergessen ist außerdem, dass die Kontrolldichte in den unterschiedlichen Regionen stark variiert.

Letztendlich spiegelt die Flensburger Statistik nur einen kleinen Ausschnitt aus dem täglichen Verkehrsgeschehen in Deutschland wider. Die überwiegende Mehrheit der Fahrten auf deutschen Straßen hinterlässt im Flensburger Register keinerlei bleibende Spuren. Millionenfach sind große Teile der Bevölkerung "fair, sicher und gelassen" mit ihren Pkws unterwegs.

Quelle: ntv.de

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