18 Verdächtige festgenommen Razzia wegen millionenfachen Kreditkartenbetrugs
05.11.2025, 11:40 Uhr Artikel anhören
Sie sollen massenhaft Kreditkartendaten missbraucht haben: Über fingierte Webseiten buchten die Betrüger monatlich kleine Beiträge ab. Der Schaden: mehr als 300 Millionen Euro. Koordiniert durch das BKA haben Ermittler bei Durchsuchungen in Europa, Asien und Amerika mehrere Verdächtige festgesetzt.
Bei einem Schlag gegen ein internationales Betrugs- und Geldwäschenetzwerk sind 18 Tatverdächtige festgenommen worden. Sie sollen über fingierte Onlineabonnements auf Scheinwebseiten einen Schaden von mehr als 300 Millionen Euro verursacht haben. Dies teilten das Bundeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz mit. Die Verdächtigen sollen 4,3 Millionen Kreditkarteninhaber in 193 Ländern betrogen haben. Am Dienstag seien "zahlreiche Objekte" in Deutschland, Italien, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Singapur, Spanien, den USA und Zypern durchsucht worden.
Die Beschuldigten sollen Kreditkartendaten von Menschen aus 193 Ländern genutzt haben, um über professionell betriebene Schein-Webseiten mehr als 19 Millionen Abonnements abzuschließen. Die Fake-Webseiten vor allem zu angeblichen Porno-, Dating- und Streamingangeboten dienten dem BKA zufolge nur dazu, die Kreditkarten der Geschädigten mit entsprechenden Gebühren zu belasten. Die monatlich abgebuchten Beträge waren bewusst eher klein, beispielsweise 50 Euro oder 50 Dollar, und mit unverständlichen Verwendungszwecken versehen. Damit sollten viele Kreditkarteninhaber die Abbuchungen überlesen, nicht eindeutig zuordnen oder nicht als falsch erkennen.
Die Beschuldigten sollen zur Abwicklung von Zahlungen vier große deutsche Zahlungsdienstleister kompromittiert haben. Bei einem von ihnen sollen die Beschuldigten eigens eine für Geldwäsche programmierte Software installiert haben.
Digitale Mittel verändern Vermögensdelikte
In Deutschland durchsuchten Ermittler 29 Objekte in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein. Dabei waren über 250 Einsatzkräfte des BKA, der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und der Steuerfahndung im Einsatz. Fünf Haftbefehle wurden vollstreckt. Im Rahmen des Ermittlungsverfahrens wurden in Luxemburg und Deutschland Vermögenswerte in Höhe von über 35 Millionen Euro gesichert.
Finanzminister Lars Klingbeil von der SPD sagte: "Dieser Erfolg zeigt, wie wichtig es ist, dass Sicherheits- und Finanzbehörden gut aufgestellt sind und eng zusammenarbeiten." Man werde unter anderem den Zoll stärken. Der Koblenzer Generalstaatsanwalt Harald Kruse sagte, in letzter Zeit zeige sich, "wie stark sich die Begehung von Vermögensdelikten durch den Einsatz digitaler Mittel verändert hat und wie groß die dadurch hervorgerufenen Schäden sein können".
Die Ermittlungen ausgelöst hatten Erkenntnisse der Anti-Geldwäsche-Behörde FIU. Sie hatte bei zahlreichen einzelnen Verdachtsmeldungen ein auffälliges Muster erkannt. Die Kreditkartendaten der Opfer sollen die Beschuldigten etwa mit Phishing-Attacken erbeutet haben. Hierbei versuchen Kriminelle, sensible Daten wie Passwörter oder Bankinformationen zu stehlen, indem sie sich etwa per gefälschter E-Mail oder Webseite als eine vertrauenswürdige Person oder Institution ausgeben.
Die aufwendigen, bisher verdeckten Ermittlungen dauern an - unter anderem mit mehr als 90 Rechtshilfeersuchen in anderen Ländern, etwa zur Klärung dortiger Sachverhalte. Die Betrügereien wurden laut BKA bereits seit 2021 vollständig gestoppt.
Die "Wirtschaftswoche" berichtete unter Berufung auf mit der Branche vertraute Kreise, im Zusammenhang mit den Ermittlungen seien der Gründer eines deutschen Finanzdienstleisters und sein langjähriger Geschäftspartner festgenommen worden.
Verbraucher können prüfen, ob fragliche Firmen unberechtigt abbuchten. Das BKA hat eine Liste verdächtiger Verwendungszwecke und Infos zur Rückbuchung veröffentlicht.
Quelle: ntv.de, lwe/AFP