Panorama

"Das wird immer bleiben" Tugces Bruder spricht

"Wir müssen lernen, damit umzugehen. Das wird uns enorm viel Kraft kosten."

"Wir müssen lernen, damit umzugehen. Das wird uns enorm viel Kraft kosten."

(Foto: dpa)

Es sind bewegende Worte, mit denen sich der Bruder der getöteten Studentin Tugce an die Öffentlichkeit wendet. Stellvertretend für seine Familie bedankt er sich für die große Anteilnahme. Sie alle stünden jetzt am Anfang einer sehr schweren Zeit.

Der Bruder der getöteten Studentin Tugce hat sich erstmals nach dem Abschied von seiner Schwester öffentlich zu Wort gemeldet. Seine Schwester sei lebensfroh, mutig und entschlossen gewesen, sagte der 25-Jährige im Interview mit dem Magazin "Stern TV".

"Tugces positive Energie wird nicht in Vergessenheit geraten, das wird immer bleiben", erklärte er und nutzte die Gelegenheit, um sich zugleich für die große Anteilnahme zu bedanken. "Das hat uns sehr viel Kraft gegeben."

Vor allem durch die Mahnwache an Tugces Todestag - der auch ihr Geburtstag war - sei der Familie der Abschied leichter gefallen. Tugce war Mitte November in Offenbach attackiert worden und dabei so schwer verletzt worden, dass sie später starb.

Unmittelbar vor der Attacke hatte sie Berichten zufolge zwei jungen Mädchen beigestanden, die sich von einem 18-Jährigen bedroht fühlten. Tugces Zivilcourage endete für sie tödlich: Der Angreifer schlug sie brutal nieder. Der mutmaßliche Täter sitzt in Untersuchungshaft. Im Januar wird aller Voraussicht nach Anklage gegen ihn erhoben, der Prozess dürfte im Frühjahr beginnen.

Die Studentin starb an ihrem 23. Geburtstag. Vergangene Woche wurde sie auf dem Friedhof ihrer Geburtsstadt Bad Soden-Salmünster in Hessen beigesetzt. Tugces Familie stehe jetzt am Anfang einer sehr schweren Zeit, erklärte ihr Bruder. "Wir müssen lernen, damit umzugehen. Das wird uns enorm viel Kraft kosten. Wir sind zu viert, wir haben eine starke Familie hinter uns, Verwandte, die uns helfen werden", sagte der 25-Jährige.

Anwalt veröffentlicht Dankesbotschaft

Den Eltern fehle zurzeit die Kraft für einen Live-Auftritt, erklärte Macit Karaahmetoglu, Vertrauter und Anwalt der Familie. Er verlas im Namen der Eltern eine Dankesbotschaft, die n-tv.de im Folgenden ungekürzt wiedergibt:

"Wir bedanken uns von tiefstem Herzen bei allen Menschen, die an unserer Trauer und unserem Schmerz teilgenommen und sich für unsere Tochter eingesetzt haben. Möge Gott sie segnen. Es ist ein nicht beschreibbarer Schmerz, das eigene Kind zu Grabe zu tragen. Auf der Intensivstation immer und immer zu hoffen, so hilflos zu sein und unermüdlich auf einen Funken Zuversicht von den Ärzten zu warten. Schließlich die Realität anzunehmen und den Tod der eigenen Tochter zu akzeptieren.

Gerade in jenen schweren Stunden waren es die vielen Menschen auf der Straße und anderswo, die uns Kraft gegeben haben. Überall, vor der Klinik, in den Medien. So viele Menschen fühlten und fühlen mit uns, mit Tugce. Da wussten wir, dass Tugces Tod etwas bei den Menschen bewirkt hatte. Dieses Mitfühlen und die Anerkennung ihres Mutes und ihrer Zivilcourage haben sie ein Stückchen unsterblich gemacht, sie mit uns weiter leben lassen, in den Gedanken der Menschen.

Tugce hat uns vereint, ob jung oder alt, reich oder arm, Menschen mit deutschen oder ausländischen Wurzeln, Menschen verschiedener Religionen. Unzählige Briefe, Mahnwachen, Blumen, Schweigeminuten, Bilder und Lieder wurden unserer Tochter gewidmet. Wir möchten uns auf diesem Weg dafür bedanken. Bei jedem einzelnen. Für ihre Anteilnahme, die lieben Worte und Gebete. Sie haben uns allen viel Kraft gegeben!

Wir, die Familie Albayrak, sind stolz auf unsere Tochter. Sie hat, wie so oft, Zivilcourage gezeigt und sich für andere Menschen eingesetzt. Danke an Sie und danke Tugce."

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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