Indische Täter auf freiem Fuß Vergewaltiger überfallen Opfer zweites Mal
18.07.2016, 12:24 Uhr
Seit Jahren kommt es in Indien immer wieder zu Protesten gegen sexuelle Gewalt - wie hier 2012 in Rohtak.
(Foto: AP)
Drei Jahre, nachdem eine junge Inderin von mehreren Männern missbraucht wurde, entführen und vergewaltigen die gleichen Männer ihr Opfer erneut: Der Fall sorgt in Indien für Empörung - auch weil das verschärfte Sexualstrafrecht wenig Wirkung zeigt.
Der Fall einer Studentin, die zwei Mal - teilweise von den gleichen Tätern - vergewaltigt worden ist, sorgt in Indien für Empörung: Die 21-Jährige, Angehörige der niedrigsten sozialen Kaste, war am vergangenen Mittwoch bewusstlos in den Büschen am Rande einer Schnellstraße bei Neu Delhi gefunden worden, teilte die Polizei mit. Die Täter hatten sie in der Nähe ihres Colleges im Bundesstaat Haryana verschleppt und im Auto vergewaltigt.
Nach Angaben der Polizei liegt die junge Frau noch immer im Krankenhaus. "Sie hat alle fünf Täter identifiziert", sagte Polizei-Vizechef Pushpa Khatri. "Zwei von ihnen waren bereits an der Gruppenvergewaltigung beteiligt, deren Opfer sie 2013 wurde." Die beiden Männer waren gegen Kaution auf freiem Fuß. Der Prozess gegen sie sollte demnächst beginnen.
Wie die Familie der jungen Frau berichtete, sollen die Männer bereits vor der Attacke vom vergangenen Mittwoch versucht haben, ihr Opfer einzuschüchtern. "Sie haben uns sogar Geld angeboten, wenn wir die Klage zurückziehen. Aber wir haben abgelehnt", erklärte der Bruder des Mädchens der Zeitung "Hindustan Times". Die Familie sei wegen anhaltender Belästigungen durch die Angeklagten sogar in eine andere Stadt umgezogen.
Härtere Strafen bewirken nicht viel
Nach Bekanntwerden der Massenvergewaltigung kam es im Distrikt Rohtak zu neuen Protesten gegen die anhaltende Gewalt gegen Frauen im Land. Schon vor vier Jahren hatte der Fall einer vergewaltigten 23-jährigen Studentin national und international Anteilnahme und Proteste ausgelöst. Sie war von mehreren Männern in einem Bus entführt, vergewaltigt und mit einer Eisenstange tödlich verletzt worden.
Infolge dessen hatte die indische Regierung eine Reform des Sexualstrafrechts beschlossen, die unter anderem härtere Strafen für die Täter und schnellere Verfahren vorsah. Dennoch kommt es immer wieder zu brutalen Attacken gegen junge Frauen. Allein im Jahr 2014 meldeten die Behörden laut der britischen Zeitung "Daily Mail" landesweit 36.735 Vergewaltigungen - doch die Dunkelziffer ist Aktivisten zufolge wesentlich höher. Viele Taten würden aus Angst gar nicht erst zur Anzeige gebracht.
Quelle: ntv.de, jug/AFP