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Anreize gegen Fachkräftemangel Ärztepräsident fordert Aktivrente auch für selbstständige Mediziner

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Hausärzte, die über den Ruhestand hinaus arbeiten wollen, würden derzeit nicht von der Aktivrente profitieren.

Hausärzte, die über den Ruhestand hinaus arbeiten wollen, würden derzeit nicht von der Aktivrente profitieren.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die steuerfreie Aktivrente soll Anfang 2026 kommen und den Fachkräftemangel mildern. Das Gesetz der schwarz-roten Koalition bezieht sich allerdings nur auf Angestellte. Ärztepräsident Reinhardt verlangt, auch niedergelassene Ärzte einzubeziehen, um Engpässe in den Praxen zu verhindern.

Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels im Gesundheitswesen hat Ärztepräsident Klaus Reinhardt die schwarz-rote Koalition aufgefordert, auch selbstständig tätige Mediziner in die steuerfreie Aktivrente einzubeziehen. "Es ist nicht nachvollziehbar, dass der Gesetzentwurf selbstständige Ärztinnen und Ärzte ausklammert", sagte Reinhardt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Wer den drohenden Versorgungsengpass im Gesundheitswesen ernsthaft verhindern will, darf auf den Beitrag auch der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte nicht verzichten", mahnte er. Das gelte gerade angesichts des wachsenden Ärztemangels und der bevorstehenden Ruhestandswelle unter Ärztinnen und Ärzten, so Reinhardt.

Schon heute seien fast 30 Prozent aller Fachärztinnen und Fachärzte über 60 Jahre alt, warnte der Ärztepräsident. In der Allgemeinmedizin liege der Anteil sogar bei über 40 Prozent, während zugleich mehr als 5000 Hausarztsitze unbesetzt seien. Umfragen zufolge wolle ein Viertel der befragten Hausärztinnen und Hausärzte ihre Tätigkeit innerhalb der nächsten fünf Jahre beenden. "Die nachfolgende Generation wird diese Abgänge nicht ausgleichen können", sagte Reinhardt.

"60 Prozent der Hausärzte würden länger arbeiten"

Reinhardt betonte, viele Ärztinnen und Ärzte seien bereit, auch im Ruhestandsalter zumindest in Teilzeit ärztlich tätig zu bleiben. "Wir schätzen dieses Potenzial auf rund 20.000 zusätzliche Vollzeitstellen", betonte der Mediziner. Nach seinen Angaben haben Umfragen ergeben, dass sich 60 Prozent der Hausärztinnen und Hausärzte mit Ruhestandsplänen vorstellen können, unter bestimmten Rahmenbedingungen länger berufstätig zu bleiben. Dazu zählten weniger Bürokratie sowie kürzere und flexiblere Arbeitszeiten. "Steuerfreibeträge, wie sie das Aktivrentengesetz nun ausschließlich für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte vorsieht, können wichtige Anreize setzen", fügte der Ärztepräsident hinzu.

Die schwarz-rote Koalition will Menschen, die das Renteneintrittsalter erreicht haben, steuerfreie Einkünfte erlauben. Die Grenze sind dabei laut Gesetzesentwurf 2000 Euro im Monat, also im Jahr 24.000 Euro. Die Regelung zielt allerdings nur auf Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit. Arbeitnehmer und Arbeitgeber müssen dabei weiter Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung abführen, der Arbeitgeber auch zur Renten- und Arbeitslosenversicherung.

Ermöglicht werden soll die Aktivrente für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, die das gesetzliche Renteneinstiegsalter erreicht haben. Ob Betroffene bereits Rente beziehen oder den Rentenbezug aufschieben, ist unerheblich. Die Gesetzesvorlage soll nun im Bundestag beraten werden. Zum Jahreswechsel soll die Regelung in Kraft treten.

Quelle: ntv.de, mau

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