Politik

US-Präsident "fluchte ständig" Trump soll Selenskyj zur Annahme von Putins Bedingungen gedrängt haben

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Das dritte Treffen Selenskyjs mit Trump erinnert den Berichten der Insider zufolge an eine ähnlich konfliktreiche Begegnung im Weißen Haus im Februar.

Das dritte Treffen Selenskyjs mit Trump erinnert den Berichten der Insider zufolge an eine ähnlich konfliktreiche Begegnung im Weißen Haus im Februar.

(Foto: picture alliance / SvenSimon-ThePresidentialOfficeU)

Selenskyj reist am Freitag zu Gesprächen mit Trump ins Weiße Haus. Vor den Kameras ist der US-Präsident voll des Lobes für seinen ukrainischen Gast. Doch hinter den Kulissen sollen laut einem Bericht die Fetzen geflogen sein.

US-Präsident Donald Trump hat die Ukraine einem Medienbericht zufolge gedrängt, die Bedingungen Russlands für eine Beendigung des Krieges zu akzeptieren - sich damit aber nicht durchgesetzt. Trump habe bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Freitag im Weißen Haus gewarnt: Russlands Präsident Wladimir Putin drohe damit, die Ukraine zu "zerstören", sollte sie sich nicht fügen. Das berichtete die "Financial Times" unter Berufung auf Insider.

Trump habe gewollt, dass Selenskyj die gesamte östliche Donbass-Region an Russland abtrete und dabei Argumente Putins aus einem Telefonat vom Vortag aufgegriffen. Dem Vernehmen nach ist das Treffen wiederholt in ein hitziges Wortgefecht ausgeartet, bei dem Trump "ständig fluchte". Trump habe die Karten der Frontlinie in der Ukraine beiseitegeworfen und zu Selenskyj gesagt, er müsse einen Deal abschließen. Sonst werde er zugrunde gehen und den Krieg verlieren, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf einen mit dem Treffen vertrauten europäischen Beamten. Dem Beamten zufolge sagte Trump, er habe es "satt", die Karte der ukrainischen Frontlinie immer wieder zu sehen. "Diese rote Linie, ich weiß nicht einmal, wo sie verläuft. Ich war noch nie dort", sagte Trump laut dem Beamten.

Drei weitere europäische Regierungsvertreter, die über die Gespräche im Weißen Haus informiert wurden, bestätigten dem Bericht zufolge, dass Trump einen Großteil des Treffens damit verbracht habe, Selenskyj zu belehren. Der US-Präsident habe Putins Argumente im Konflikt wiederholt und ihn gedrängt, das russische Angebot anzunehmen.

Einfluss Putins spürbar

"Es war ziemlich übel", sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Trumps Botschaft an Selenskyj sei gewesen: "Euer Land wird erfrieren und euer Land wird zerstört werden, wenn die Ukraine kein Abkommen mit Russland schließt". Während des Gesprächs soll der Eindruck entstanden sein, dass Trump von einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Donnerstag beeinflusst war.

Im Zuge dessen hatte Putin laut "Washington Post" einen Gebietstausch vorgeschlagen. Demnach solle die Ukraine die Regionen Donezk und Luhansk abtreten und im Gegenzug kleine Teile von Saporischschja und Cherson erhalten. Einer der Insider sagte, US-Vertreter hätten Selenskyj am Freitag genau das vorgeschlagen. Die Ukrainer sehen in den von ihnen noch gehaltenen Teilen von Donezk und Luhansk aber einen großen strategischen Wert. Eine Abtretung würde den Rest der Ukraine nach ihrer Einschätzung anfälliger für russische Offensiven machen.

Erinnerung an Eklat im Oval Office

Das angespannte Treffen erinnerte an eine ähnlich konfliktreiche Begegnung im Weißen Haus im Februar, bei der Trump und Vizepräsident JD Vance Selenskyj für seinen Mangel an Dankbarkeit gegenüber den USA öffentlich scharf kritisierten. Ein Beamter sagte, Selenskyj habe sich nach dem Treffen "äußerst negativ" geäußert und fügte hinzu, die europäischen Staats- und Regierungschefs seien "bei der Planung der nächsten Schritte nicht optimistisch, sondern pragmatisch" gewesen. Der Ukraine sei es jedoch letztlich gelungen, Trump zu einer Unterstützung für das Einfrieren der aktuellen Frontlinien zu bewegen.

Das Treffen zwischen Trump und Selenskyj fand inmitten der erneuten Bemühungen des US-Präsidenten statt, den Krieg mit Russland nach dem Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas zu beenden.

Zum dritten Mal in diesem Jahr war Selenskyj im Weißen Haus zu Besuch. Der ukrainische Präsident und sein Team waren nach Washington gereist, um Trump zur Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern mit großer Reichweite zu bewegen. Doch der US-Präsident lehnte dies letztlich ab.

Quelle: ntv.de, gut/ino/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen