Afghanistan-Liveticker +++ 03:12 Pentagon: Mehrere Hundert Zivilisten aus Afghanistan ausgeflogen +++
16.08.2021, 03:13 UhrDie US-Streitkräfte haben nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums die Flugverkehrskontrolle auf dem Flughafen von Kabul übernommen. Dabei würden sie von afghanischen Helfern unterstützt, erklärte der Sprecher des Ministeriums, John Kirby. Der kommerzielle Flugverkehr laufe weiter, auch wenn es zwischendurch zu Unterbrechungen und Verzögerungen gekommen sei. Mehrere Hundert Botschaftsmitarbeiter und private US-Bürger wurden dem Ministerium zufolge bisher aus Afghanistan ausgeflogen. "Wir konzentrieren uns weiterhin auf die uns zugewiesene Aufgabe: den sicheren Abzug des zivilen Personals aus der US-Botschaft und aus dem Land zu erleichtern und den Betrieb am Flughafen zu schützen", teilte Kirby mit.
+++ 02:54 US-Außenministerium: Fast alle Mitarbeiter am Flughafen +++
Wie das US-Außenministerium bekanntgab, wurde die Flagge an der US-Botschaft in Kabul inzwischen eingeholt. Fast alle Botschaftsmitarbeiter seien inzwischen am Flughafen, darunter auch der amtierende Botschafter Ross Wilson. Wilson hält demnach Kontakt zu US-Außenminister Antony Blinken. Die USA haben zur Absicherung der Evakuierungsaktion zusätzliche Soldaten an den Flughafen entsandt. Deren einzige Aufgabe sei, die Aktion zu "unterstützen" und "die Flugsicherung zu übernehmen", erklärte das State Department. Am Montag und in den Folgetagen sollen demnach "tausende" in Afghanistan lebende US-Bürger, Ortskräfte der US-Vertretung in Kabul sowie deren Familien und andere "besonders gefährdete" Afghanen ausgeflogen werden.
+++ 02:35 Republikaner greifen Biden für "verpfuschten" Afghanistan-Abzug an +++
US-Präsident Joe Biden steht nach dem Eroberungszug der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan im Kreuzfeuer führender Republikaner. Der "verpfuschte Abzug" aus Afghanistan und die "hektische Evakuierung" von Amerikanern und afghanischen Helfern sei ein "beschämendes Versagen der amerikanischen Führung", sagte der Minderheitsführer der Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell. Die USA hätten die Möglichkeit gehabt, "diese Katastrophe zu vermeiden". Die prominente Republikanerin Liz Cheney erklärte: "Was wir gerade in Afghanistan erleben, ist das, was passiert, wenn sich Amerika aus der Welt zurückzieht." Der damalige Präsident Donald Trump und Biden würden dafür die Verantwortung tragen, sagte sie dem Sender ABC. Die Verbündeten der USA würden sich fragen, ob sie überhaupt auf die Vereinigten Staaten zählen könnten, sagte Cheney. Sie ist die Tochter des früheren Vize-Präsidenten Dick Cheney. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Terrorgruppe Al-Kaida in Afghanistan wieder auftauche, schrieb der republikanische Senator Lindsey Graham auf Twitter. "Präsident Biden scheint sich der terroristischen Bedrohung, die von einem von den Taliban regierten Afghanistan ausgeht, nicht bewusst zu sein."
+++ 02:18 USA kündigen Maßnahmen zur Sicherung des Kabuler Flughafens an +++
Die USA haben Maßnahmen zur Sicherung des Kabuler Flughafens angekündigt. Das US-Außenministerium teilte mit, die US-Regierung ergreife gerade "eine Reihe von Maßnahmen", um den Flughafen der afghanischen Hauptstadt zu sichern und die "sichere Abreise" von Mitarbeitern der USA und verbündeter Staaten in Zivil- und Militärflugzeugen zu ermöglichen. Die USA, Deutschland und weitere westliche Staaten hatten zuvor ihre Botschaften in Kabul geräumt und ihre Mitarbeiter an den Flughafen gebracht, um sie auszufliegen.
+++ 01:51 Medienbericht: USA reduzieren Flüge für Ortskräfte +++
Die USA haben die Zahl der Flüge von Kabul in die USA für afghanische Ortskräfte reduziert. Das berichtete eine CNN-Journalistin auf Twitter. Demnach habe die US-Regierung der Evakuierung des amerikanischen Personals aus dem Land Vorrang eingeräumt. Der vorerst letzte Flug mit afghanischen Ortskräften und deren Familien nach Virginia habe Afghanistan bereits verlassen. Unklar sei noch, wie lange die Flugpause andauern werde.
+++ 01:25 Außenexperte: Entwicklung war so nicht vorhersehbar +++
Der Außenexperte Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik sagte im ZDF auf die Frage, warum die Evakuierungen so spät kämen: "Die amerikanischen Geheimdiensten (haben) am Dienstag glaube ich noch verkündet, sie gingen davon aus, dass 30 bis 90 Tage noch reichen würden, um Kabul zu halten. Dann würde die Stadt erst fallen." Er glaube, die Entwicklung sei so nicht vorhersehbar gewesen, sagte Kaim.
+++ 00:49 Ex-US-Verteidigungsminister: Sind in Afghanistan vom Weg abgekommen +++
Der ehemalige US-Verteidigungsminister Chuck Hagel hat dem US-Militäreinsatz in Afghanistan ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. "Wir haben die Kultur nie verstanden, wir haben die Religion nie verstanden, das Stammesdenken, die Geschichte", sagte der Republikaner Hagel dem Sender CNN. "Man ist zum Scheitern verurteilt, wenn man das nicht versteht. Und wenn man 20 Jahre lang als Besatzungsmacht an einem Ort bleibt, werden die Dinge nicht gut ausgehen (...), weil man am Ende von vielen Menschen als Besatzer angesehen wird." Hagel betonte zwar, dass die USA viele gute Dinge getan hätten, um ein besseres Land zu schaffen. Allerdings sagte er auch: "Ich glaube, wir sind vom Weg abgekommen und haben nicht wirklich verstanden, was wir da machen."
+++ 00:31 Sprecher: Taliban wollen Beziehungen zur Staatengemeinschaft +++
Ein Taliban-Sprecher sagt dem Sender Al Dschasira, man wünsche sich Beziehungen zur internationalen Staatengemeinschaft. "Wir bitten alle Länder und Organisationen, sich mit uns zusammenzusetzen, um alle Probleme zu lösen", sagt Politbüro-Sprecher Mohammed Naeem. Er fügt hinzu, die Taliban respektierten die Rechte von Frauen und Minderheiten sowie die Meinungsfreiheit, wenn sie der Scharia entsprächen.
+++ 00:15 Mützenich: Müssen vier- bis fünfstellige Zahl an Menschen retten +++
Aus Afghanistan müssen nach den Worten von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich in nächster Zeit unter Umständen mehr als zehntausend Menschen in Sicherheit gebracht werden. "Ich rechne mit einer hohen vierstelligen bis fünfstelligen Zahl an Menschen, die wir in den nächsten Tagen und Wochen evakuieren müssen", sagte Mützenich der "Rheinischen Post". Dazu zähle er deutschen Staatsbürger, einheimische Helfer der Alliierten und andere gefährdete Personen wie Menschen, die sich für Frauenrechte eingesetzt haben und Fachleute von Nichtregierungsorganisationen.
+++ 23:42 Taliban: Ausland wird Erfahrungen in Afghanistan nicht wiederholen wollen +++
Die Taliban erwarten nach Angaben eines Sprechers, dass ausländische Mächte "ihre gescheiterte Erfahrung in Afghanistan" nicht wiederholen werden. "Wir sind bereit, uns mit den Sorgen der internationalen Gemeinschaft im Dialog zu befassen", sagt der Sprecher des Taliban-Politbüros, Mohammad Naeem, dem Sender Al Dschasira.
+++ 23:31 Taliban-Sprecher: "Der Krieg in Afghanistan ist vorbei" +++
Ein Sprecher des Politbüros der Taliban erklärt den Krieg in Afghanistan für beendet. "Der Krieg in Afghanistan ist vorbei", sagt der Sprecher des Taliban-Politbüros, Mohammad Naeem, dem Sender Al Dschasira. "Wir versichern allen, dass wir für die Sicherheit der Bürger und der diplomatischen Vertretungen sorgen werden", fügt er hinzu. "Wir sind bereit, einen Dialog mit allen afghanischen Persönlichkeiten zu führen, und werden ihnen den notwendigen Schutz garantieren." Die Form der Regierung werde bald feststehen.
+++ 23:14 UN-Chef Guterres fordert Taliban zum Schutz von Leben auf +++
UN-Generalsekretär Antonio Guterres ruft die Taliban und alle anderen Parteien zu größtmöglicher Zurückhaltung auf, um Leben zu schützen. Guterres fordere sie auf, sicherzustellen, dass humanitäre Bedürfnisse bedient werden könnten, sagt der Sprecher von Guterres.
+++ 22:57 UN-Sicherheitsrat will über Situation in Afghanistan beraten +++
Die Lage in Afghanistan nach dem Einrücken der Taliban in die Hauptstadt Kabul soll am diesem Montag Thema im UN-Sicherheitsrat sein. Zuvor hatten Estland und Norwegen die Einberufung einer außerordentlichen Sitzung gefordert. "Bestätigt!", schrieb die UN-Vertretung Norwegens auf Twitter. Am Montag finde im Sicherheitsrat eine Sitzung zu Afghanistan statt. UN-Generalsekretär António Guterres wird auf der der Sitzung des Gremiums sprechen, wie die Vereinten Nationen mitteilten. "Der Generalsekretär verfolgt mit großer Sorge die sich rasch entwickelnde Lage in Afghanistan", hieß es in einer Mitteilung. Die Vereinten Nationen seien weiterhin entschlossen, zu einer friedlichen Beilegung des Konflikts beizutragen, die Menschenrechte aller Afghanen, insbesondere die von Frauen und Mädchen, zu fördern und lebensrettende humanitäre Hilfe und wichtige Unterstützung für Zivilisten in Not zu leisten.
+++ 22:45 Taliban-Repräsentant verkündet Sieg in Afghanistan +++
Ein führender Repräsentant der Taliban hat den Sieg der radikal-islamischen Gruppe in Afghanistan erklärt. Dieser unerwartete Erfolg sei beispiellos in der Welt, sagte Mullah Baradar in einer Videobotschaft.
+++ 22:24 Ghani offenbar nach Usbekistan geflohen +++
Der afghanische Präsident Aschraf Ghani ist einem Medienbericht zufolge nach Usbekistan geflüchtet. Wie der Sender Al Dschasira unter Berufung auf einen Leibwächter des Politikers berichtet, machte sich Ghani unter anderem mit seinem Stabschef auf den Weg in die usbekische Hauptstadt Taschkent. Zuvor war vermutet worden, Ghani könnte nach Tadschikistan geflohen sein.
+++ 22:08 USA entsenden weitere 1000 Soldaten nach Kabul - Chaos am Flughafen +++
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters, will das US-Verteidigungsministerium weitere 1000 Soldaten nach Kabul schicken, um die dortige Evakuierung abzusichern. Damit würden die US-Streitkräfte 6000 Soldaten umfassen. Derweil scheinen am Flughafen chaotische Zustände zu herrschen. Offenbar drängen auch viele afghanischen Zivilisten auf das Gelände, in der Hoffnung mit einem Flugzeug außer Landes gebracht zu werden.
+++ 21:50 Taliban verkünden im Präsidentenpalast ihren Sieg +++
Nachdem die Taliban im Laufe des Abends den Präsidentenpalast unter ihre Kontrolle brachten und etwa ihre Flagge auf dem Gebäude hissten, erklärten sie dort nun ihren Sieg.
+++ 21:33 Laschet fordert Schutz von Ortskräften und erntet Kritik +++
Armin Laschet spricht sich auf Twitter dafür aus, dass die Bundeswehr Ortskräfte, die sie in den letzten 20 Jahren unterstützt haben, schnell in Sicherheit zu bringen. Dafür erntet der Kanzlerkandidat der Union teils harsche Kritik. Zuletzt hatten am 23. Juni bei einer Abstimmung im Bundestag CDU/CSU, SPD und AfD gegen einen Antrag der Grünen gestimmt, Ortskräfte großzügig in Deutschland aufzunehmen. Dafür stimmte neben den Grünen nur die Linkspartei, die FDP enthielt sich.
+++ 21:25 Vor allem afghanischen Frauen haben Angst vor den Taliban +++
Dass die Taliban die afghanische Hauptstadt Kabul so schnell einnehmen, damit hat niemand gerechnet. Deutsche Diplomaten und Hilfskräfte sollen in den nächsten Tagen ausgeflogen werden, anders sieht es bei den Zivilisten aus. Sie sind auf sich alleine gestellt.
+++ 21:18 US-Generalstabschef: Al Kaida könnte sich schnell wieder formieren +++
Berichten zufolge hat US-Generalstabschef Mark Milley bei einem Telefonat mit Senatoren davor gewarnt, dass sich terroristische Gruppen wie Al Kaida in Afghanistan deutlich schneller wieder formieren könnten als erwartet. Das berichteten der Sender CNN und das Nachrichtenportal Axios am Sonntag übereinstimmend unter Berufung auf Teilnehmer. Bei dem Telefongespräch zwischen hochrangigen Vertretern der Regierung und Senatoren beider Parteien soll Außenminister Antony Blinken auch erneut die Abzugspläne verteidigt haben. "Wir verfügen über erhebliche Kapazitäten, um einer wieder aufkommenden terroristischen Bedrohung aus Afghanistan zu begegnen, und werden diese auch beibehalten", hatte er im Interview mit dem Sender NBC gesagt.
+++ 21:10 Grünen-Fraktionschef Hofreiter attackiert Bundesregierung +++
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter hat sich entgeistert gezeigt über den Umgang der Bundesregierung mit dem Vormarsch der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan. "Man muss sich fragen, warum die Bundesregierung so überrascht wirkt vom schnellen Vorstoß der Taliban", sagte Hofreiter in Berlin. Die Bundesregierung müsse jetzt ganz schnell handeln. "Es ist unverständlich, warum nicht schon spätestens vor einer Woche Leute aus Afghanistan herausgeholt worden sind mit der Möglichkeit, Visa erst in Deutschland auszustellen", sagte Hofreiter. Bundesinnenminister Horst Seehofer hatte am Freitag erklärt, er wolle die Einreise afghanischer Ortskräfte erleichtern und ihre Identität notfalls erst auf deutschem Boden überprüfen lassen. "Wenn die Klärung der Identität und die Erteilung der Visa in Afghanistan nicht möglich ist, kann sie in Deutschland durchgeführt werden", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".
+++ 21:02 Bundesregierung will am Mittwoch Evakuierungseinsatz beschließen +++
Die Bundesregierung will am kommenden Mittwoch in der Kabinettssitzung das Mandat für den Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan beschließen. In der darauffolgenden Woche soll dann der Bundestag darüber beraten und entscheiden. Darüber informierte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen in einem Telefonat. Der Bundeswehreinsatz startet allerdings schon in der Nacht zum Montag. Dann werden die ersten Transportmaschinen vom Typ A400M nach Kabul starten. Die Militärmaschinen können 114 Personen transportieren.
+++ 20:55 Ghani rechtfertigt seine Flucht: "Wollte Blutbad verhindern" +++
Der afghanische Präsident Aschraf Ghani hat seine Flucht aus dem Land mit der Sorge um die Sicherheit der Bevölkerung in der Hauptstadt Kabul begründet. Er sei geflohen, um "eine Flut des Blutvergießens zu verhindern", erklärte Ghani auf Facebook. Wenn er geblieben wäre, wären "zahllose Patrioten" getötet und Kabul zerstört worden, fügte er hinzu, sagte aber nicht, in welchem Land er sich inzwischen aufhält.
+++ 20:47 Taliban nehmen Präsidentenpalast ein und hissen ihre Flagge +++
Die Taliban haben nach der Flucht des Präsidenten Ghani den Präsidentenpalast unter ihre Kontrolle gebracht. Zudem soll seit Kurzem ihre Flagge über dem Palast wehen.
+++ 20:42 Taliban-Opfer Malala sorgt sich um Frauen und Minderheiten +++
Die pakistanische Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai hat sich "vollkommen geschockt" über den Vormarsch der Taliban in Afghanistan gezeigt. "Ich bin in tiefer Sorge um die Frauen, Minderheiten und Menschenrechtsaktivisten", schrieb sie auf Twitter. Sie rief "globale, regionale und lokale Mächte" dazu auf, eine Feuerpause durchzusetzen, humanitäre Hilfe zu leisten und Flüchtlinge und Zivilisten zu schützen. Malala erhielt 2014 für ihren Einsatz für das Recht aller Kinder auf Bildung als bislang jüngste Preisträgerin überhaupt den Friedensnobelpreis. Im Oktober 2012 überlebte sie im Alter von 15 Jahren ein Attentat, nachdem Taliban-Kämpfer im Norden Pakistans ihren Schulbus gestoppt und ihr in den Kopf geschossen hatten. Auch heute ist sie noch Drohungen ausgesetzt. Malala lebt in Großbritannien.
+++ 20:33 Chaos bei Flucht afghanischer Zivilisten aus Kabul +++
Nicht nur die Evakuierung westlicher Diplomaten und afghanischer Bürger läuft auf Hochtouren, auch viele afghanische Zivilisten fliehen aus der Hauptstadt. Dabei herrscht vielerorts Chaos.
+++ 20:22 Kramp-Karrenbauer sieht gefährliche Evakuierung +++
Die Bundeswehr ist nach den Worten von Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bei der Evakuierung in Afghanistan auf alle Lagen vorbereitet. "Wir sind auf alle Szenarien eingerichtet", sagt die CDU-Politikerin. "Wir wissen, dass dies eine sehr schwierige Situation ist für die Menschen vor Ort, aber auch die Soldatinnen und Soldaten. Es ist ein gefährlicher Einsatz, in den wir sie jetzt schicken." Ziel sei, es so viele Menschen wie möglich aus Afghanistan rauszubringen. Die Bundeswehr schickt in der Nacht zu Montag die ersten Transportflugzeuge vom Typ A400M nach Afghanistan, um deutsche Staatsbürger. Die Maschinen würden vom Militärflughafen Wunstorf in der Nähe von Hannover aus starten.
+++ 20:14 Lange Warteschlange am Flughafen in Kabul +++
Mehrere Staaten, darunter Deutschland und die USA, hatten ihre Botschaften in der afghanischen Hauptstadt Kabul überstürzt geschlossen und ihr Personal zum Flughafen verlegt. Von dort werden Diplomaten, ihre Angehörigen, Sicherheitskräfte und andere Staatsbürger westlicher Länder sowie Mitglieder von Hilfsorganisationen und einige afghanische Bürger in den nächsten Stunden außer Landes geflogen werden.
+++ 19:57 Johnson gegen Anerkennung einer Taliban-Regierung +++
Der britische Premierminister Boris Johnson spricht sich gegen eine Anerkennung einer Taliban-Regierung durch einzelne Länder aus. "Wir wollen nicht, dass jemand die Taliban bilateral anerkennt", sagt Johnson. "Wir wollen eine einheitliche Position unter allen Gleichgesinnten, soweit wir eine bekommen können." Es sei klar, dass es in Afghanistan bald eine neue Regierung geben werde, fügt Johnson hinzu.
+++ 19:43 Maas: Botschaftsmitarbeiter werden noch heute ausgeflogen +++
Die Bundesregierung will wird nach dem schnellen Vormarsch der Taliban auf Kabul noch an diesem Sonntag erste Deutsche aus Afghanistan ausfliegen. Das deutsche Botschaftspersonal sowie weitere Mitarbeiter befänden sich in einem militärisch gesicherten Teil des Kabuler Flughafens, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas. "Ein Teil von ihnen wird noch im weiteren Verlauf des Tages ausgeflogen." Zudem würden in der Nacht Flugzeuge der Bundeswehr nach Kabul starten, um die weitere Evakuierung zu unterstützen und in den kommenden Tagen abzuschließen, sagte der SPD-Politiker. Ein operatives Kernteam der Botschaft werde zunächst am Flughafen bleiben, um die Evakuierung zu begleiten. "Wir setzen jetzt alles daran, unseren Staatsangehörigen und unseren ehemaligen Ortskräften eine Ausreise in den kommenden Tagen zu ermöglichen." Die Umstände seien aber schwer vorherzusehen. Man stehe daher auch im engen Austausch mit den USA und weiteren Partnern und wolle sich bei der Evakuierung gegenseitig unterstützen.
+++ 19:41 Estland und Norwegen wollen UN-Sicherheitsrat einberufen +++
Die Lage in Afghanistan soll nach dem Willen Estlands Thema im UN-Sicherheitsrat werden. So bald wie möglich solle eine außerordentliche Sitzung einberufen werden, schrieb die UN-Vertretung des baltischen Landes auf Twitter. Dem Anliegen hat sich demnach auch Norwegen angeschlossen. Beide Länder sind Mitglied in dem höchsten UN-Gremium. Die Gewalt müsse gestoppt werden und die Parteien friedlich verhandeln, hieß es.
+++ 19:39 Militärexperte: Bei Abzug wurde auf Bedingungen in Afghanistan keine Rücksicht genommen +++
Die Übernahme der Hauptstadt Kabul läuft, die Taliban stehen vor dem Ende ihres Triumphzugs. Militärexperte und Journalist Thomas Wiegold spricht über die Motive der westlichen Staaten für den schnellen Abzug der Truppen und die Überlegungen der Taliban.
+++ 19:34 Albanien und Kosovo wollen Flüchtlinge aufnehmen - bevor sie in die USA gebracht werden +++
Albanien und Kosovo wollen vorübergehend afghanische Flüchtlinge aufnehmen, die wegen der vorrückenden Taliban in ihrem Land gefährdet sind. Man komme damit einer Bitte der USA nach, erklärten der albanische Ministerpräsident Edi Rama und die kosovarische Staatspräsidentin Vjosa Osmani bei Facebook. Es gehe darum, Flüchtlinge aufzunehmen, die später in die USA gebracht werden sollen. Man sehe sich als Nato-Mitglied zur Solidarität verpflichtet, sagte Rama weiter.
+++ 19:13 Afghanische Bildungsministerin nennt Ghanis Flucht "Schande" +++
Die afghanische Bildungsministerin Rangina Hamidi hat sich "geschockt und ungläubig" gezeigt über die Flucht von Präsident Aschraf Ghani aus Kabul. "Das Traurigste ist, dass ich das nicht erwartet hatte vom Präsidenten, den ich kannte und dem ich vollkommen vertraut habe", sagte sie der BBC. Sie wolle es noch immer nicht wahrhaben, dass er gegangen sei. "Aber wenn er es getan hat, ist es wirklich eine Schande", so Hamidi weiter.
+++ 19:13 Berichte: Flughafen in Kabul unter Beschuss +++
Die US-Botschaft in Kabul hat Landsleute angewiesen, sich in Sicherheit zu bringen. "Die Sicherheitslage in Kabul ändert sich schnell, auch auf dem Flughafen. Es gibt Berichte, dass der Flughafen unter Beschuss geraten ist; daher weisen wir US-Bürger an, sich in Sicherheit zu bringen", hieß es in einer veröffentlichten Warnung. Der sichere Betrieb des Flughafens ist Voraussetzung dafür, dass etliche Staaten, darunter Deutschland, ihr Personal wie geplant schnell ausfliegen können. Die Bundesregierung hatte wegen des Vormarschs der militant-islamistischen Taliban ihre Botschaft in Kabul dichtgemacht und die Mitarbeiter zum militärischen Teil des Flughafens verlegt. Auch die USA begannen mit der Räumung ihrer Botschaft und brachten ihr Personal zum Flughafen. Dem Sender CNN zufolge erwägt das US-Militär noch einmal zusätzliche Truppen nach Kabul zu schicken. Eine Entscheidung sei aber noch nicht getroffen worden. Eine offizielle Bestätigung für diese Erwägungen gab es zunächst nicht.
+++ 19:05 Ex-Präsident Karsai gründet Koordinierungsrat für Machtübergabe +++
Nach der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani aus Afghanistan ist nach Angaben des früheren Präsidenten Hamid Karsai ein Koordinierungsrat für eine friedliche Übergabe der Macht gebildet worden. Das teilte Karsai auf Facebook mit. Um Chaos angesichts des Vormarschs der islamistischen Taliban zu vermeiden, das Leiden der Menschen zu verringern und sich um Themen rund um Frieden zu kümmern, sei dieser Rat gebildet worden. Ihm gehörten der Vorsitzende des Nationalen Versöhungsrates, Abdullah Abdullah, der ehemalige Kriegsfürst Gulbuddin Hekmatjar und er selbst an. Der Rat bitte die Sicherheitskräfte der Regierung und die Sicherheitskräfte der Taliban, Zusammenstöße und Chaos zu vermeiden.
+++ 18:45 Frankreich hält seine Botschaft in Kabul offen +++
Trotz des Vormarschs der Taliban will Frankreich seine Botschaft in Afghanistans Hauptstadt Kabul offenhalten. Diese werde an den Flughafen verlegt, wo alles dafür getan werde, um weiter Visa an afghanische Ortskräfte und andere gefährdete Personengruppen ausstellen zu können, teilte das Außenministerium mit. Das Verteidigungsministerium werde zudem auf Geheiß von Präsident Emmanuel Macron militärische Verstärkung in die Vereinigten Arabischen Emirate schicken. Ziel dieser Mission sei es, Evakuierungsflüge nach Abu Dhabi zu ermöglichen. Im Außenministerium in Paris sei ein Krisenstab eingerichtet worden.
+++ 18:31 Europäische Staaten und Kanada fliegen Diplomaten und Ortskräfte aus +++
Angesichts der bevorstehenden Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Afghanistan beschleunigen auch Frankreich, Italien und die Niederlande die Rückführung ihres zivilen Personals aus Kabul. "Absolute Priorität in den kommenden Stunden" habe die Sicherheit von Franzosen und afghanischen Ortskräften in Kabul, teilte der Elysée-Palast mit. Der Einsatz zur Ausreise der Menschen dauere an. Nach offiziellen Angaben hat Frankreich seit Mai die Aufnahme von 625 afghanischen Ortskräften und ihren Familien organisiert. Die italienische Regierung erklärte, angesichts der verschlechterten Sicherheitslage sei die sofortige Rückführung von diplomatischem Personal und anderen Italienern aus Afghanistan beschlossen worden. Auch die Ausreise von afghanischen Ortskräften, die für die italienische Armee gearbeitet hatten, sowie ihrer Familien nach Italien werde "beschleunigt". Ein erster Militärflug werde noch am Sonntag in Kabul eintreffen. Montag und Dienstag werde eine "Luftbrücke" für die afghanischen Mitarbeiter des Verteidigungs- und Außenministeriums eingerichtet. Kanada hat sein Personal bereits ausgeflogen. Die kanadische Regierung hatte sich bereits am Freitag zur Aufnahme von bis zu 20.000 afghanischen Flüchtlingen bereiterklärt. Nach Angaben des niederländischen Außenministeriums wurde die Botschaft am Samstagabend in die Nähe des Flughafens von Kabul verlegt. Ein Militärflugzeug sei bereits im Einsatz, um einen Teil des Personals sowie Dolmetscher und ihre Familien in die Niederlande zu holen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.
+++ 18:17 Usbekistan verstärkt Grenze - 84 afghanische Soldaten aufgenommen +++
Wegen des Vorrückens der Taliban in Afghanistan hat Russlands Präsident Wladimir Putin mit seinem Kollegen in Usbekistan telefoniert. Putin habe mit Präsident Schawkat Mirsijojew ausführlich die Lage in Afghanistan erörtert, teilte der Kreml am Sonntag in Moskau mit. Es sei vereinbart worden, dass sich die zuständigen Ministerien beider Länder noch enger austauschten. Details wurden nicht genannt. Usbekistan in Zentralasien, das an Afghanistan grenzt, hatte zuvor mitgeteilt, dass 84 afghanische Soldaten am Samstag in die Ex-Sowjetrepublik geflohen seien und dort um Hilfe gebeten hätten. Die Grenze zu Afghanistan sei daraufhin verstärkt worden. Russland hatte angesichts der Lage in Afghanistan zuletzt mit Tadschikistan und Usbekistan gemeinsam eine Militärübung abgehalten. Medienberichten zufolge blieb die Lage in Tadschikistan an der afghanischen Grenze zunächst ruhig.
+++ 17:58 Iran hält seit zwei Monaten Pufferzonen für afghanische Flüchtlinge bereit +++
Der Iran hat angesichts des Eroberungszugs der militant-islamistischen Taliban im Nachbarland Afghanistan Pufferzonen für Flüchtlinge aus dem Krisenstaat eingerichtet. "Wir haben schon vor zwei Monaten mit einer neuen Flüchtlingswelle aus Afghanistan gerechnet und daher schon damals mit der Einrichtung von provisorischen Pufferzonen an den drei Grenzübergängen begonnen", sagte ein Sprecher des Innenministeriums der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA. Die drei Pufferzonen an den Grenzübergängen im Nord- sowie Südosten des Landes sollen afghanischen Flüchtlingen vorerst Schutz und Sicherheit bieten. "Sobald sich die aktuelle Situation wieder entspannt hat, können die Flüchtlinge dann von dort aus wieder in ihre Heimat zurückkehren", sagte Sprecher Hussein Ghassemi. Wegen der akuten Corona-Krise im Iran werden laut Ghassemi auch Vertreter des iranischen Gesundheitsministeriums in den Pufferzonen tätig.
+++ 17:43 Nordrhein-Westfalen bereit für Aufnahme von Ortskräften +++
Das Land NRW hat sich bereit erklärt, schnell und unbürokratisch Ortskräfte aus Afghanistan aufzunehmen. NRW-Vizeministerpräsident Joachim Stamp sagte der "Rheinischen Post": "Selbstverständlich wird Nordrhein-Westfalen die Menschen, die uns vor Ort geholfen haben, aufnehmen." Angesichts der dramatischen Situation gehe es jetzt nicht darum, über Verteilungsschlüssel zwischen den Ländern zu sprechen. "Jetzt geht es um die Rettung unserer Freunde und Verbündeten. Wir haben in unseren Einrichtungen in NRW entsprechende Versorgungskapazitäten für eine schnelle Aufnahme." Mit Blick auf eine mögliche Flüchtlingswelle sagte der Minister, er erwarte keine Entwicklung wie 2015/2016: "Die meisten Flüchtlinge werden in der Region bleiben. Allerdings muss Deutschland jetzt den Nachbarstaaten bei der Versorgung der Geflüchteten helfen. Wenn sich der Fehler von 2014 wiederholt, als die syrischen Nachbarländer mit der Flüchtlingsversorgung im Stich gelassen wurden, könnte sich sonst in einigen Monaten aus Hoffnungslosigkeit eine Fluchtwelle Richtung Europa in Bewegung setzen."
+++ 17:28 Britischer Außenminister: Taliban sollen Menschenrechte schützen +++
Der britische Außenminister Dominic Raab hat die Taliban zur Gewaltlosigkeit und zur Einhaltung der Menschenrechte aufgerufen. "Habe meine große Besorgnis über die Zukunft Afghanistans mit (dem pakistanischen) Außenminister Qureshi geteilt", schrieb Raab auf Twitter. "Wir sind übereingekommen, dass die internationale Gemeinschaft vereint ist in dem Aufruf an die Taliban, dass die Gewalt enden muss und Menschenrechte geschützt werden müssen", so der konservative Politiker weiter. Der britische Premierminister Boris Johnson hatte angesichts des rasanten Eroberungszugs der islamistischen Extremisten in Afghanistan eine Sitzung des nationalen Sicherheitskabinetts Cobra einberufen. Am kommenden Mittwoch soll das Unterhaus in London zu einer Sondersitzung zusammentreten.
+++ 17:19 Merkel spricht mit Fraktionsvorsitzenden über Lage in Afghanistan +++
Bundeskanzlerin Angela Merkel wird die Fraktionsvorsitzenden im Bundestag noch an diesem Sonntag über die dramatische Zuspitzung der Lage in Afghanistan unterrichten. Dabei dürfte es auch um die Evakuierung des deutschen Botschaftspersonals, anderer deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte durch die Bundeswehr gehen. Zuerst hatte das ZDF über den Termin berichtet. Deutschland hat seine Botschaft in Afghanistan wegen des Vorrückens der Taliban auf Kabul am Sonntag geschlossen und das Personal zum militärischen Teil des Flughafens in der afghanischen Hauptstadt verlegt.
+++ 17:07 Söder: "Eine der größten Niederlagen westlicher Politik" +++
Der Bayerische Ministerpräsident Söder zeigte sich in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung erschrocken und verärgert über die Ereignisse in Afghanistan: "Es nähert sich gerade der 11. September. Zum 20-jährigen Jubiläum ist jetzt genau diese Gruppe, die damals zumindest teilweise für die schlimmen Ereignisse verantwortlich war, wieder zurück an der Macht.“ Besonders erschütternd sei die Art und Weise, wie es jetzt zu dieser Machtübernahme käme, nämlich nahezu kampflos. Söder verweist auf das moderne militärische Material, das den afghanischen Sicherheitskräften überlassen worden sei, das nun den Taliban in den Hände falle. „Das zeigt, dass diese 20 Jahre offenkundig sinnlos gewesen sind. Deswegen ist das eine der größten Niederlagen der westlichen Politik - das muss man ganz ehrlich so sagen", so Söder weiter.
+++ 16:56 Türkei treibt Mauerbau gegen mögliche Flüchtlinge voran +++
Angesichts einer drohenden Fluchtbewegung aus Afghanistan hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine verstärkte Zusammenarbeit mit Pakistan angekündigt. "Der Türkei droht eine wachsende Migrantenwelle von Afghanen, die über den Iran einwandern", sagte Erdogan bei einem Treffen mit Pakistans Staatschef Arif Alvi in Istanbul. Ankara wolle sich für "Stabilität in der Region" einsetzen und zu diesem Zweck die "Kooperation mit Pakistan stärken". "Wir sind entschlossen, alle zur Verfügung stehenden Mittel zu mobilisieren, um erfolgreich zu sein", sagte Erdogan weiter. Wegen der erwarteten massiven Zunahme von Flüchtlingen aus Afghanistan hatte die türkische Regierung in den vergangenen Tagen bereits den Bau einer Grenzmauer zum Iran vorangetrieben. "Mit dieser Mauer werden wir die Ankunft von Migranten komplett stoppen", betonte Erdogan.
+++ 16:45 Taliban betreten verlassene Teile Kabuls +++
Die Taliban teilen in einer aktuellen Erklärung mit, sie hätten Berichte erhalten, dass Polizeistationen und Ministerien verlassen worden seien. Die Sicherheitskräfte seien geflohen. Um Plünderungen zu verhindern oder damit anderen Menschen kein Schaden zugefügt werde, habe die Taliban-Führung ihre Kämpfer angewiesen, jene Gebiete zu betreten, aus denen der Feind geflohen sei. Der amtierende afghanische Innenminister Abdul Sattar Mirsakwal hatte am Vormittag erklärt, die Stadt werde nicht angegriffen. Es sei die Vereinbarung getroffen worden, dass ein Machtwechsel friedlich erfolge.
+++ 16:38 Reaktionen deutscher Politiker zwischen Schock und Vorwürfen +++
Politiker in Deutschland haben bestürzt auf den Siegeszug der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan reagiert. Eine Auswahl in Zitaten:
"Was im Moment in Afghanistan geschieht, ist ein Desaster." (Bundesinnenminister Horst Seehofer im Gespräch mit der "Augsburger Allgemeinen")
"Zur Schadensbegrenzung gehört, dass sich die über 40 am Afghanistan-Einsatz beteiligten Nationen bereit erklären, die Nachbarländer bei der Aufnahme afghanischer Flüchtlinge zu unterstützen. Deutschland sollte sich mit einem Kontingent an einem Resettlement-Programm beteiligen." (Der langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete Ruprecht Polenz)
"Die Bundesregierung trägt Schuld an der humanitären Katastrophe in Afghanistan. Warum gibt es keinen Plan zur Evakuierung der Ortskräfte/NGOs? Warum wurden Angebote der US-Amerikaner ausgeschlagen? Warum starten Flugzeuge erst morgen und dann nur zwei?" (Die Linken-Bundestagsabgeordnete Martina Renner)
"Unabhängig davon, dass der Afghanistan-Krieg ein Desaster war! Es sagt etwas über den politischen Kompass auf der Regierungsbank, dass die Bundeswehr zwar Restbier mitgenommen, aber nicht einmal ihre Ortskräfte geschützt hat. Das ist übrigens ein Versagen der politischen Führung!" (Der Linken-Bundestagsabgeordnete Fabio De Masi)
+++ 16:24 Deutsche Medien bitten um Visa-Notprogramm für afghanische Mitarbeiter +++
In einem offenen Brief haben mehrere deutsche Verlage, Medienhäuser, Sender und Redaktionen die Bundesregierung um Hilfe für ihre einheimischen Mitarbeiter in Afghanistan gebeten. Sie forderten in einem veröffentlichten "Hilferuf" an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Heiko Maas ein Visa-Notprogramm angesichts des Vordringens der Taliban. Das Leben dieser freien Mitarbeiter sei akut gefährdet: "Nach dem Rückzug der internationalen Truppen, auch der deutschen, wachsen die Sorgen, dass es gegenüber unseren MitarbeiterInnen zu Racheakten der Taliban kommt." "Unsere Berichterstattung, die die deutsche Öffentlichkeit und Politik mit Analysen, Erkenntnissen und Eindrücken aus dem Land versorgt hat, war nicht denkbar ohne den Einsatz und den Mut der afghanischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die uns vor Ort unterstützt haben", heißt es in dem Appell. Diese hätten den Glauben an die freie Presse als unverzichtbares Element einer stabilen, friedlichen, auf Ausgleich bedachten Demokratie geteilt - ein Wert, den die deutsche Regierung in den vergangenen 20 Jahren in Afghanistan stark unterstützt habe. "Wir rufen Sie hiermit auf, ein Visa-Notprogramm für afghanische MitarbeiterInnen deutscher Medienhäuser einzurichten. Wir schließen uns damit Appellen britischer und US-amerikanischer Medien an ihre jeweiligen Regierungen an", heißt es in dem Schreiben weiter. Zu seinen Erstunterzeichnern gehören unter anderem die "Zeit", die Deutsche Presse-Agentur, der "Spiegel", die "Süddeutsche Zeitung", RTL und ntv.
+++ 16:17 Trittin sieht beispielloses Versagen von Außenminister Maas +++
Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin wirft Außenminister Heiko Maas ein beispielloses Versagen bei den Bemühungen um die Rettung afghanischer Ortskräfte der Bundeswehr vor und macht ihn persönlich für den Fall von Todesopfern in Kabul verantwortlich. "Bundesaußenminister Heiko Maas hat hier viel Schuld auf sich geladen. Wenn die Menschen, die noch in Kabul in den Schutzräumen warten, aber noch nicht auf dem Flughafen sind, nun nach der Einigung zwischen Präsident Aschraf Ghani und den Taliban nicht mehr gerettet werden können, ist er dafür verantwortlich", sagte Trittin dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Seit einer Woche blockiere der Außenminister eine Rettung und unbürokratische Aufnahme in Deutschland. "So ein Versagen, das so viel Leid mit sich bringen wird, ist beispiellos", sagte Trittin, der dem Auswärtigen Ausschuss des Bundestags angehört.
+++ 16:08 Blinken: "Das ist nicht Saigon" +++
Für US-Außenminister Antony Blinken ist die Evakuierung des Botschaftspersonals aus Afghanistans Hauptstadt Kabul die "Aufgabe Nummer eins". "Daran arbeiten wir gerade", sagte Blinken im US-Fernsehen. Das gelte auch für afghanische Helfer, die US-Truppen während des Einsatzes unterstützt haben. Blinken betonte: "Das ist nicht Saigon." Damit spielte auf die Niederlage der USA im Vietnamkrieg 1975 an. Damals gingen Bilder einer chaotischen Rettung des Botschaftspersonals aus Hanoi um die Welt. Blinken verteidigte den Truppenabzug. "Wir sind vor 20 Jahren nach Afghanistan gegangen, mit einer Mission", sagte er. Es sei darum gegangen, sich mit den Leuten zu befassen, welche die USA am 11. September 2001 angegriffen hätten. "Und wir haben diese Mission erfolgreich erfüllt", sagte Blinken. Er räumte allerdings ein, dass auch die USA von den Ereignissen in Afghanistan überrascht worden seien. "Wir sehen, dass die Streitkräfte nicht in der Lage waren, das Land zu verteidigen - und zwar schneller, als wir es erwartet hatten", so der Minister.
+++ 16:02 Präsident Ghani und enge Mitarbeiter verlassen Afghanistan +++
Präsident Ashraf Ghani und sein engster Stab an Mitarbeitern sollen Afghanistan verlassen haben. Wohin sie geflohen seien, wurde zunächst mit Verweis auf Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben. Nun soll ein Vertreter des Präsidentenbüros mitgeteilt haben, dass Ghani nach Tadschikistan gebracht wurde.
+++ 15:56 Wehrbeauftragte Högl: Abzugsfeier muss verschoben werden +++
Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl, fordert eine Verschiebung der für den 31. August geplanten Feier zum Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. "Feierlichkeiten und ein würdiges Gedenken sind angesichts der dramatischen Entwicklungen und dem Vormarsch der Taliban derzeit nicht möglich und sollten verschoben werden", sagte die SPD-Politikerin der "Augsburger Allgemeinen". Aktuell habe die Evakuierung von alliierten Kräften, Staatsbürgern und Ortskräften absoluten Vorrang. Es brauche einerseits eine schonungslose Bilanz des Einsatzes, "andererseits müssen wir unsere Soldatinnen und Soldaten angemessen würdigen, die dort ihren Dienst geleistet haben, verwundet wurden oder sogar ihr Leben gelassen haben", sagte Högl der Zeitung weiter.
+++ 15:42 Österreich will "so lange wie es geht" nach Afghanistan abschieben +++
Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg und Innenminister Karl Nehammer planen eine Afghanistan-Konferenz mit den zentralasiatischen Nachbarländern. Nehammer kündigte an, so lange "wie es geht" abschieben zu wollen. Die Konferenz ist für Ende August oder Anfang September in virtueller Form geplant, wie eine Sprecherin Schallenbergs der APA mitteilte. Aus dem Innenministerium hieß es, Ziel der Konferenz sei, die Region zu stärken bzw. die unmittelbaren Nachbarstaaten Afghanistans. Darauf habe auch der gemeinsame Brief Österreichs mit Deutschland, Dänemark, Niederlande, Belgien und Griechenland abgezielt - "nicht nur auf Abschiebungen". Die sechs EU-Länder hatten vor rund einer Woche in einem Brief an die EU-Kommission zu einer Fortsetzung der Abschiebungen nach Afghanistan gedrängt, um in erster Linie straffällig gewordene Afghanen aus der EU zu bringen. Deutschland, Dänemark und die Niederlande haben die Abschiebungen mittlerweile wegen der Lage in Afghanistan offiziell ausgesetzt. Die Länder seien auch Partner für die geplante Konferenz.
+++ 15:26 Lambsdorff: Regierung planlos, Schuldzuweisungen zwischen Ministerien +++
FDP-Außenpolitiker und Fraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff sagte der "Rheinischen Post", es gehe jetzt vor allem um eine ganz schnelle Evakuierung der deutschen Staatsbürger und der afghanischen Ortskräfte. "Die Bundesregierung wirkt planlos. Es gibt Schuldzuweisungen zwischen den Ministerien. Das ist eine unwürdige Diskussion." Es sei "sowohl eine moralische Verpflichtung als auch im nationalen Interesse", sich um die Ortskräfte zu kümmern. Verteidigungs-, Außen und Innenministerium hätte es versäumt, sich darauf rechtzeitig vorzubereiten, die Bundeswehr sei aber überall auf der Welt auf Ortskräfte angewiesen. Eine Debatte um eine Mandatierung des Rettungseinsatzes der Bundeswehr zum jetzigen Zeitpunkt lehnte Lambsdorff ab. "Wenn Gefahr in Verzug ist, darf gehandelt werden. Es geht um Leben und Tod. Wir werden uns damit beschäftigen und den Einsatz rechtssicher machen, wenn die Menschen in Sicherheit sind. Am 25. August wird der Bundestag tagen, dann ist Gelegenheit dazu."
+++ 15:16 Taliban-Vertreter: "Wollen ein neues Kapitel des Friedens und der Toleranz" +++
Die radikalislamischen Taliban wollen nach eigenen Angaben innerhalb der "nächsten Tage" die Kontrolle über Kabul übernehmen. Die Miliz strebe eine "friedliche Übergabe" der Macht in der afghanischen Hauptstadt an, sagte der in Katar ansässige Taliban-Vertreter Suhail Schahin dem britischen Sender BBC. Die Taliban wollten eine "inklusive islamische Regierung" bilden, in der "alle Afghanen" vertreten seien. Schahin versicherte, dass die Kämpfer der Taliban keine ausländischen Botschafter oder Staatsbürger angreifen würden: "Es wird kein Risiko für Diplomaten, Nichtregierungsorganisationen, für irgendjemanden geben." Die Ausländer könnten ihre Arbeit in Afghanistan fortsetzen. Der Taliban-Sprecher appellierte an die Ausländer, das Land nicht zu verlassen. Schahin trat nun Befürchtungen entgegen, dass die Islamisten auf ähnlich drakonische Weise herrschen könnten wie damals: "Wir wollen mit jedem Afghanen zusammenarbeiten, wir wollen ein neues Kapitel des Friedens, der Toleranz, der friedlichen Koexistenz und nationalen Einheit für unser Land und das Volk von Afghanistan aufschlagen", beteuerte er.
+++ 15:09 Baerbock: 80 Frauenrechtlerinnen sitzen in Kabul fest +++
Angesichts der dramatischen Entwicklung in Afghanistan hat Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock die zögerliche Haltung der Bundesregierung bei der Evakuierung afghanischer Ortskräfte kritisiert. "Viel zu lange hat die Bundesregierung die Augen vor der Realität verschlossen. Schon im April haben wir im Bundestag eine frühzeitige Evakuierung der Ortskräfte beantragt. Noch im Juni haben Union und SPD diesen Antrag abgelehnt", sagte Baerbock der Süddeutschen Zeitung. "Das rächt sich jetzt auf schmerzlichste Weise. Baerbock verwies auf einen Bericht von Medica mondiale, wonach 80 afghanische Frauenrechtlerinnen, die für die Hilfsorganisation gearbeitet hätten, nun in Kabul festsäßen. Sie gelten nach den Kriterien der Bundesregierung nicht als Ortskräfte und haben offiziell keinen Anspruch auf Evakuierung. "Ihr Schutz darf nicht an bürokratischen Definitionen oder an dem naiven Glauben scheitern, es seien jetzt noch die üblichen Visa-Verfahren möglich", warnte die Grünen-Vorsitzende.
+++ 14:58 Verteidigungsexperte Masala sieht "Rückkehr in 1994" +++
Kurz nach dem Rückzug der westlichen Truppen marschieren die Taliban durch Afghanistan und beanspruchen diverse Regionen für sich. Verteidigungsexperte Prof. Dr. Masala spricht über das Ergebnis des zwanzigjährigen Einsatzes am Hindukusch und die Zukunftsperspektiven für das Land.
+++ 14:48 Röttgen befürchtet Bürgerkrieg +++
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen, hat sich bestürzt über den Vormarsch der Taliban auf die afghanische Hauptstadt Kabul geäußert: "Mir geht es wie sehr vielen: Ich bin traurig und entsetzt. Ich denke dabei an die neuen Opfer des brutalen Fanatismus der Taliban, den zu erwartenden Bürgerkrieg und die Flüchtlinge, die eigentlich in ihrer Heimat bleiben wollten. Die Situation, wie sie jetzt entstanden ist, war vermeidbar", sagte Röttgen der "Rheinischen Post". "Was jetzt unmittelbar zu tun ist, ist klar: Die Bundesregierung muss jeden Menschen, gegenüber dem Deutschland eine Schutzverantwortung hat, sofort und sicher nach Deutschland bringen. Ein Bundestagsmandat hierfür kann notfalls nachgeholt werden, weil Gefahr im Verzug ist. Danach gilt es, die politischen Konsequenzen aus den gemachten Fehlern zu ziehen."
+++ 14:40 Britischer Staatssekretär: "Rückzug aus Afghanistan dringend überdenken" +++
Angesichts der dramatischen Entwicklungen in Afghanistan will der britische Premierminister Boris Johnson laut Medienberichten das Parlament für eine Dringlichkeitssitzung aus der Sommerpause zurückholen. Der Abgeordnete Tobias Ellwood forderte seinen Parteikollegen Johnson auf, den Rückzug aus Afghanistan dringend zu "überdenken". Nur weil die USA nicht eingriffen, müsse Großbritannien nicht das Gleiche tun, sagte er dem Times Radio: "Wir müssen nicht dem Denken und der politischen Einschätzung unseres engsten Sicherheitsverbündeten folgen - vor allem, wenn es so falsch ist." Sollte Großbritannien der Rückkehr der Taliban tatenlos zusehen, "wird die Geschichte sehr, sehr hart über uns urteilen", warnte Ellwood.
+++ 14:17 US-Vertreter: Kein Vordringen der Taliban in Kabul +++
Ein größeres Vordringen der Taliban in die afghanische Hauptstadt Kabul ist nach den Worten eines US-Vertreters derzeit nicht zu erkennen. Er fügte hinzu, dass eine Änderung der US-Militärstrategie unwahrscheinlich sei, solange die Islamisten die Evakuierung der amerikanischen Botschaft nicht störten. Zuvor hatte das afghanische Innenministerium mitgeteilt, dass die Taliban von allen Seiten in die Stadt vorstießen. Die Taliban erklärten dagegen, sie hätten ihre Kämpfer angewiesen, nicht nach Kabul hinein vorzudringen, sondern an den Toren der Stadt Stellung zu beziehen, bis eine friedliche und zufriedenstellende Machtübergabe vereinbart sei.
+++ 14:11 Deutsche Botschaft in Kabul evakuiert +++
Die Bundesregierung hat nach Informationen des "Spiegel" wegen des Einmarsches der Taliban in Kabul die Deutsche Botschaft im Eiltempo evakuiert. Nach den ersten Meldungen über die eindringenden Taliban-Einheiten wurden aus Sicherheitsgründen sowohl die etwa 20 Botschaftsangehörigen als auch die Bundespolizisten, die zum Schutz der Landesvertretung abgestellt sind, zum militärisch gesicherten Flughafen gebracht. Ob auch die rund 80 weiteren deutschen Staatsbürger dort in Sicherheit gebracht wurden, war zunächst nicht zu erfahren. Man versuche, so viele Deutsche so schnell wie möglich auszufliegen, hieß in Militärkreisen.
+++ 13:48 Bericht: Bundeswehr startet noch heute mit Evakuierung +++
Die Bundeswehr hat einem Medienbericht zufolge den Einsatzbefehl für die geplanten Evakuierungen in Afghanistan erhalten. Noch heute solle der erste Flieger Richtung Kabul abheben, schreibt "Bild". Eine offizielle Mitteilung dazu gibt es nicht.
+++ 13:41 Menschen in Kabul bereiten sich auf Taliban vor +++
Menschen in Kabul bereiten sich offenbar auf die Machtübernahme der radikalislamischen Taliban vor. Der afghanische Journalist Lotfullah Najafizada von TOLO News TV veröffentlicht bei Twitter ein Foto, das Besitzer eines Brautmoden-Geschäfts zeigt, die die großflächigen Fotos von Frauen übermalen - offensichtlich aus Sorge vor den Taliban.
+++ 13:36 US-Medien: Evakuierung der US-Botschaft begonnen +++
Die USA haben Medienberichten zufolge mit der Evakuierung der amerikanischen Botschaft in der afghanischen Hauptstadt Kabul begonnen. Der Prozess sei "in vollem Gange" und solle bis spätestens Dienstagmorgen abgeschlossen sein, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten US-Regierungsbeamten. Zuvor hatte CNN gemeldet, dass Hubschrauber Mitarbeiter von der Botschaft zum Flughafen brächten. Auch die "New York Times" berichtete, die USA habe damit begonnen, diplomatische und zivile Mitarbeiter aus Kabul rauszubringen.
Auch viele Journalisten verlassen Afghanistans Hauptstadt. Yaroslav Trofimov, Auslandskorrespondent des "Wall Street Journal", twitterte ein Foto, das den Weg zu einem Transporthubschrauber der US-Armee zeigt:
+++ 13:28 Unions-Fraktionsvize: Bundeswehr muss umgehend mit Evakuierung starten +++
Unions-Fraktionsvize Johann Wadephul dringt auf sehr schnelle Hilfe für die in Afghanistan verbliebenen Deutschen sowie die einheimischen Ortskräfte. "Deutsche Staatsangehörige müssen jetzt umgehend außer Landes gebracht werden", sagt der CDU-Politiker angesichts des Vorrückens der Taliban nach Kabul und Berichten, dass die Bundeswehr morgen Flugzeuge losschicken wolle. Die Bundeswehr sollte "umgehend" mit einer Evakuierungsmission in Kabul beginnen, fordert Wadephul. "Zugleich müssen wir auf schnellem, unbürokratischem Weg die afghanischen Ortskräfte evakuieren." Die Fraktionsführungen des Deutschen Bundestags seien eng und fortlaufend in die Lageentwicklung und Entscheidungsprozesse der Bundesregierung eingebunden, teilt Wadephul mit. Er sprach sich angesichts der Gefahr für eine nachträgliche Mandatierung des Auslandseinsatzes durch den Bundestag aus.
+++ 13:20 Präsident Ghani mahnt Einhaltung von "Sicherheit" in Kabul an +++
Afghanistans Präsident Aschraf Ghani hat die Regierungstruppen aufgefordert, in der Hauptstadt weiterhin für "die Sicherheit aller Bürger" zu sorgen. Die Verbreitung von "Chaos" oder Plünderungen würden nicht geduldet, erklärte Ghani in einer Videobotschaft.
+++ 13:12 Diplomatenkreise: Ex-Innenminister Jalali soll Übergangsregierung leiten +++
Der ehemalige afghanische Innenminister und Botschafter in Deutschland, Ali Ahmad Jalali, ist Diplomatenkreisen zufolge im Gespräch, eine Übergangsregierung zu führen. Ob die Taliban Jalalis Ernennung zustimmen, sei noch nicht klar. Er gelte aber als Kompromisskandidat, der potenziell von allen Seiten akzeptiert werden könnte.
+++ 12:53 Albanien will afghanische Geflüchtete mit Ziel USA vorübergehend aufnehmen +++
Albanien will vorübergehend Geflüchtete aus Afghanistan aufnehmen, die in die USA wollen. Man habe sich nach einer entsprechenden Bitte der Vereinigten Staaten dazu bereiterklärt, teilt Ministerpräsident Edi Rama mit. Albanien werde eine solche Bitte seines großen Nato-Partners nicht ablehnen.
+++ 12:39 Österreich plant Hilfskonferenz für Afghanistans Nachbarländer +++
Österreich plant nach Angaben der Regierung Ende dieses Monats oder Anfang September eine Konferenz zur Unterstützung der zentralasiatischen Nachbarn Afghanistans. Die Hilfe vor Ort könne nur gemeinsam mit den Partnern vor Ort funktionieren, sagt Außenminister Alexander Schallenberg laut der Nachrichtenagentur APA. Konflikte und Instabilität in der Region würden früher oder später auf Europa und damit auch auf Österreich übergreifen. Österreich hielt bis zuletzt trotz der verschärften Sicherheitslage an Abschiebungen nach Afghanistan fest.
+++ 12:25 Taliban: Ausländer können Kabul verlassen +++
Ausländer können den Taliban zufolge die afghanische Hauptstadt Kabul verlassen, wenn sie dies wünschten. Andernfalls müssten sie sich in den kommenden Tagen bei von den Taliban eingerichteten Stellen registrieren lassen, sagt ein Taliban-Vertreter. Kabul sei eingeschlossen, der Flughafen bleibe aber in Funktion. Die Versorgung von Krankenhäusern werde nicht unterbunden. Mitglieder der afghanischen Armee könnten nach Hause gehen. Die Taliban hätten zum jetzigen Zeitpunkt Freuden-Schüsse als Siegeszeichen untersagt.
+++ 12:10 Grünen-Politiker: Bundesregierung behindert private Evakuierungsversuche +++
Der Grünen-Politiker Omid Nouripour wirft der Bundesregierung vor, private deutsche Initiativen zur Evakuierung von Menschen aus Afghanistan zu behindern. "Bei mir melden sich viele mit Rückgrat und Anstand, die helfen wollen. Firmen mit Flugzeugen, Piloten und viele mehr," sagt der außenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag. "Wenn die Bundesregierung kein Gefühl für Verantwortung hat, dann muss sie wenigstens formale Hindernisse sofort beseitigen, damit andere helfen können." Die Schlacht vor Kabul habe am Morgen begonnen. "Wenn nun Menschen sterben, weil sie uns Deutschen geholfen haben, dann hat diese Bundesregierung diese schlicht im Stich gelassen. Und dann trägt sie dafür die Verantwortung." Nach Angaben Nouripours hat allein die staatliche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), über die die Bundesregierung ihre Entwicklungshilfe organisiert, noch eine vierstellige Zahl von einheimischen Helfern vor Ort.
+++ 12:04 Italiens Ex-Premier Renzi: Afghanistan-Rückzug "historischer Irrtum" +++
Der frühere italienische Regierungschef Matteo Renzi hat den von US-Präsident Joe Biden eingeleiteten Rückzug der internationalen Truppen aus Afghanistan als "historischen Irrtum" kritisiert. "Ich respektiere, aber ich teile die Position Bidens nicht", sagte Renzi in einem Interview der römischen Tageszeitung "La Repubblica". Washington habe schon unter dessen Amtsvorgänger Donald Trump auf ein Abkommen mit den Taliban gesetzt, aber das sei mit jenen ausgeschlossen. "Ich weine, wenn ich an die Frauen Kabuls denke, denen alle Rechte weggenommen werden. Wie kann die freie Welt eine Niederlage eines solchen Ausmaßes hinnehmen", sagte Renzi.
+++ 11:57 Innenminister: Stadt Kabul wird nicht angegriffen +++
Afghanistans Hauptstadt Kabul wird dem amtierenden Innenminister Abdul Sattar Mirsakwal zufolge nicht angegriffen werden. Die Sicherheit der Stadt sei garantiert, sagte er in einem am Morgen veröffentlichten Video. Es sei die Vereinbarung getroffen worden, dass ein Machtwechsel friedlich erfolge. Mirsakwal rief die Menschen dazu auf, keiner Propaganda anheim zu fallen. "Die Leute brauchen sich keine Sorgen zu machen, die Stadt ist sicher", erklärte er. Jeder, der Unordnung in der Stadt verursache, werde in Übereinstimmung mit dem Gesetz behandelt. Auch der Verteidigungsminister Bismillah Chan Mohammadi erklärte in einer auf Facebook veröffentlichten Videoansprache, er als Vertreter der Streitkräfte garantiere die Sicherheit Kabuls. Die Menschen sollten nicht in Panik verfallen.
+++ 11:48 Afghanische Regierung kündigt "friedliche Machtübergabe" von Kabul an +++
Der afghanischen Innenminister hat eine "friedliche Machtübergabe" von Kabul an die radikalislamischen Taliban angekündigt. Taliban-Unterhändler sollen auf dem Weg zum Präsidentenpalast in Kabul sein, um eine "Machtübergabe" vorzubereiten. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP mit Verweis auf einen afghanischen Beamten.
+++ 11:21 Pakistan schließt wichtigen Grenzübergang zu Afghanistan +++
Pakistan hat angesichts des Vormarsches der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan einen wichtigen Grenzübergang zu seinem Nachbarland geschlossen. Innenminister Sheikh Rashid verkündete die Schließung des Grenzübergangs Torkham im Nordwesten Pakistans, ohne einen Termin für die Wiedereröffnung zu nennen. Die Entscheidung sei getroffen worden, nachdem die afghanische Seite der Grenze nach der Eroberung von Dschalalabad nun unter der Kontrolle der Taliban stehe. Tausende Menschen säßen auf beiden Seiten der Grenze fest. Am Freitag hatte Pakistan nach Gesprächen mit den Taliban den für den Handel wichtigen Grenzübergang Chaman wieder eröffnet.
+++ 11:15 Russland will Botschaft vorerst nicht evakuieren +++
Russland will seine Botschaft in der afghanischen Hauptstadt vorerst nicht räumen. Eine Evakuierung sei nicht geplant, sagte der Afghanistan-Beauftragte des russischen Außenministeriums, Samir Kabulow, der Agentur Interfax. "Der Botschafter und unsere Mitarbeiter nehmen ihre Aufgaben in aller Ruhe wahr." Westliche Staaten beschleunigen dagegen ihre Bemühungen, eigenes Personal und afghanische Ortskräfte vor den militant-islamistischen Taliban in Sicherheit zu bringen. Auch die zentralasiatische Republik Kasachstan wies am Sonntag an, den Schutz eigener Diplomaten zu verstärken.
+++ 11:00 Augenzeugen: Chaotische Szenen in Kabul +++
In Kabul spielten sich chaotische Szenen ab. Es kam zu einer Schießerei vor einer Bank, wie ein Bewohner der Stadt sagte. Viele Menschen versuchten, ihr Erspartes abzuheben, Lebensmittel zu kaufen und zu ihren Familien heimzukehren. Ein Soldat aus Kabul sagte, seine gesamte Einheit habe die Uniformen abgelegt.
+++ 10:52 Taliban streben "friedlichen Einmarsch" an +++
Die Taliban-Führung hat eigenen Aussagen zufolge ihre Kämpfer angewiesen, nicht in die afghanische Hauptstadt Kabul vorzudringen. Die Einheiten sollten vielmehr an den Toren der Stadt Stellung beziehen, heißt es in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung der Islamisten. Da die Hauptstadt Kabul eine große und dicht besiedelte Stadt sei, beabsichtigten die Taliban nicht, die Stadt mit Gewalt oder Krieg zu betreten. Man wolle vielmehr mit der anderen Seite über einen "friedlichen Einmarsch" in Kabul verhandeln.
+++ 10:32 Augenzeugen: Taliban dringen in Kabul ein +++
Taliban-Einheiten sind in die afghanische Hauptstadt Kabul vorgedrungen. Kämpfer der Islamisten seien in der Stadt, sagten Bewohner von Kabuler Außenbezirken der Nachrichtenagentur AFP. Ein Taliban-Sprecher erklärte hingegen, die Kämpfer hätten Anordnung, an den Toren der Stadt zu halten und nicht nach Kabul vorzudringen.
+++ 09:49 Taliban starten Angriff auf Kabul +++
In Afghanistan haben Kämpfer der radikalislamischen Taliban nach Angaben des afghanischen Innenministeriums ihren Angriff auf die Hauptstadt Kabul gestartet. Die Islamisten stießen von allen Seiten vor, teilte das afghanische Ministerium am Morgen mit. Die genaue Lage ist noch unklar.
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+++ 08:47 Taliban: "kein Kriegszustand in Kabul" +++
Die militant-islamistischen Taliban wollen noch keine Entscheidung über einen militärischen Angriff auf die afghanische Hauptstadt getroffen haben. "Es wird später eine separate Entscheidung über Kabul geben", sagte der Sprecher der Taliban, Sabiullah Mudschahid, am Sonntag auf dpa-Anfrage. Die Bevölkerung solle sich sicher sein, dass die Taliban keinen Kriegszustand in Kabul wollten.
Die Taliban haben seit vergangenem Freitag in einem rasanten Vormarsch mehr als zwei Drittel der Provinzhauptstädte des Landes eingenommen. Sie sind dabei immer näher an die Hauptstadt Kabul herangerückt. Am Sonntagmorgen (Ortszeit) übernahmen sie mit Dschalalabad im Osten Afghanistans die vorletzte noch unter Regierungskontrolle stehende Großstadt.
Die Bundesregierung hat eine Rettungsmission der Bundeswehr für Montag angekündigt.
Hintergrund: Nach dem angekündigten US-Militärabzug hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan binnen weniger Wochen dramatisch verändert. Ausländische Truppen verlassen das Land. Westliche Staaten bemühen sich um eine Evakuierung ihrer diplomatischen Vertretungen. Zehntausende Afghanen, die in den vergangenen Jahren als Übersetzer oder einfache Ortskräfte für Militärs und Hilfs- oder Entwicklungsorganisationen tätig waren, fürchten um ihr Leben. Die Bundesregierung hat eine groß angelegte Rettungsmission angekündigt, die am 16. August anlaufen soll.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts