Islamhass 23 Angriffe auf Moscheen
15.08.2015, 20:33 Uhr
Die Zahl islamfeindlicher Straftaten nimmt zu: Neonazi-Parolen und Hakenkreuze an der Moschee in Lindau am Bodensee.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Im ersten Halbjahr wurden 23 Angriffe auf Moscheen und andere islamische Einrichtungen registriert. Wie oft Muslime wegen ihres Glaubens bedroht werden, wird jedoch nicht erfasst - das könnte sich bald ändern.
Moscheen und andere islamische Einrichtungen in Deutschland wurden zwischen Januar und Juni 23-mal Ziel politisch motivierter Angriffe. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag hervor, aus der die "Welt" zitiert. 64 Kundgebungen gegen eine angebliche Islamisierung Deutschlands hätten demnach im selben Zeitraum stattgefunden, die von Rechtsextremisten beeinflusst oder gesteuert wurden. Im vergangenen Jahr seien insgesamt 45 derartige Taten gezählt worden.
Wie oft Muslime in Deutschland wegen ihres Glaubens angegriffen werden, ist allerdings nicht bekannt. Hierzu gibt es keine offiziellen Zahlen. Straftaten mit islamfeindlichem Hintergrund werden in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) bisher nicht gesondert erfasst. Bisher gibt es nur Zahlen zu Angriffen auf Moscheen und andere islamische Einrichtungen sowie zu islamfeindlichen Aufmärschen, die von Rechtsextremisten beeinflusst werden.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) plädiert dafür, bei Straftaten einen islamfeindlichen Hintergrund gesondert zu erfassen. "Dadurch wäre es möglich, ein Lagebild zu erstellen und zu sehen, ob antimuslimische Straftaten zunehmen", sagte der Vizevorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, der "Welt". "Wenn man antisemitische Straftaten erfasst, sollten auch antimuslimische Straftaten gezählt werden."
Die Sprecherin des Koordinationsrats der Muslime, Nurhan Soykan, unterstützte die Forderung ebenfalls. Angriffe auf Moscheen und Muslime hätten in den vergangenen Jahren zugenommen, das Ausmaß werde aber kleingeredet, sagte Soykan der "Welt". Die Linken-Innenexpertin Jelpke sagte der Zeitung, das Ausmaß islamfeindlicher Straftaten bleibe im Dunkeln, "solange es hier keine separate Erfassung" gebe.
Zuständig für die Einrichtung einer neuen Kategorie "Islamfeindlichkeit" bei der Erfassung politisch motivierter Taten wäre nach Angaben des Bundesinnenministeriums die Innenministerkonferenz. Der "Welt" teilte das Ressort von Thomas de Maizière mit, es würde eine solche Neuregelung für gut halten.
Quelle: ntv.de, dsi