Terror rückt näher an Kairo Ägyptischer IS will Kroaten ermorden
06.08.2015, 11:39 Uhr
Die übliche Szene: Ein IS-Kämpfer präsentiert die Geisel. Nur hier wurde erstmals in ägyptischem Wüstensand gedreht.
(Foto: Screenshot/n-tv.de)
Zum ersten Mal entführt der IS in Ägypten einen Ausländer und droht in einem Video mit dessen Hinrichtung: Ein Kroate ist seit Mitte Juli in der Gewalt des IS-Ablegers Provinz Sinai. Es läuft ein 48-stündiges Ultimatum für den Familienvater aus einem Dorf in Ostkroatien.
Der Islamische Staat droht mit der Hinrichtung eines Kroaten, den die Dschihadisten in der Nähe der ägyptischen Hauptstadt Kairo entführt haben. In einem im Internet veröffentlichten Video des ägyptischen IS-Ablegers Sinai-Provinz kniet der Kroate Tomislav S. zu Füßen eines vermummten Mannes mit einem Messer. Der Kroate liest von einem Papier ab, dass er binnen 48 Stunden hingerichtet werde, wenn die ägyptische Regierung nicht inhaftierte "muslimische Frauen" freilasse. Aus dem Video wird nicht deutlich, wann genau das Ultimatum ausläuft.
Der mit einem orangefarbenen Overall bekleidete Kroate sagt in dem Video, er arbeite für das französische Erdölunternehmen CGG und sei am 22. Juli von Kämpfern des ägyptischen IS-Arms verschleppt worden. Die ägyptische CGG-Tochter Ardiseis bestätigte, dass es sich bei der Geisel in dem Video um einen ihrer Mitarbeiter handele, der an Bodenanalysen beteiligt gewesen sei. Nach Angaben aus Ermittlungskreisen war S. auf dem Weg zur Arbeit in einem Vorort Kairos verschleppt worden.
Kroatische Außenministerin reist nach Kairo
Das kroatische Außenministerium erklärte, die Regierung tue "ihr Bestes, um die schwierige Situation so schnell wie möglich zu lösen, in der sich der kroatische Bürger T.S. befindet". Außenministerin Vesna Pusiv will demnach nach Ägypten reisen.
Nach Informationen der kroatischen Zeitung "Jutarni List" stammt S. aus dem ostkroatischen Dorf Vrpolje. Seit acht Monaten arbeite er für ein französisches Unternehmen. Die Zeitung "Vecernji List" berichtet unter Berufung auf frühere Nachbarn des Entführten, er habe eine Tochter und einen Sohn und komme von seiner Arbeit im Ausland oft heim, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen.
Erstes IS-Video aus Ägypten
Neu und beunruhigend an der Geschichte ist, dass der Kroate so nah an der ägyptischen Hauptstadt in die Fänge der Dschihadisten geriet, die sich sonst auf der nur noch schwer zugänglichen Halbinsel Sinai aufhalten. Die Entführung des Kroaten ist die erste Geiselnahme eines Ausländers seit Mursis Sturz. Es handelt sich außerdem um den ersten Fall, in dem der ägyptische IS in einem Video eine ausländische Geisel präsentiert. Im Dezember hatte sich Sinai-Provinz zum Mord an dem US-Amerikaner William Henderson bekannt, der für die Erdölfirma Apache gearbeitet hatte. Er war im August 2014 in einer Wüste im Westen des Landes getötet worden.
Seit dem Sturz des islamistischen Staatschefs Mohammed Mursi durch das Militär vor zwei Jahren haben Dschihadistengruppen ihre Aktivitäten in Ägypten ausgeweitet. Die Gruppe Sinai-Provinz leistete im November vergangenen Jahres dem IS den Treueeid. Die Dschihadisten rechtfertigen ihre Angriffe mit den Repressionen der ägyptischen Regierung gegen Mursis Unterstützer. Hunderte von ihnen wurden getötet und Tausende weitere inhaftiert.
Quelle: ntv.de, nsc/AFP