Mit chemischer Substanz Aktivisten aus Nawalny-Umfeld angegriffen
08.09.2020, 20:39 UhrWährend Kreml-Kritiker Nawalny nach wie vor in Berlin behandelt wird, wird im russischen Nowosibirsk eine ihm nahestehende Gruppe von Oppositionellen mit einer chemischen Substanz angegriffen. Sie führen derzeit eine Kampagne gegen Unterstützer des russischen Präsidenten Putin.
Im russischen Nowosibirsk sind nach Angaben der Stiftung von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny zwei Menschen bei einem Angriff auf Aktivisten der Opposition verletzt worden. "Eine unbekannte Person stürmte ins Büro und zerbrach eine Flasche mit einer unbekannten chemischen Substanz", schrieb Olga Gussewa von der Anti-Korruptions-Stiftung FBK auf Twitter. Zwei Menschen seien ins Krankenhaus gebracht worden.
Nach ihren Angaben ereignete sich die Tat in den Räumlichkeiten der Gruppierung "Nowosibirsk 2020". Die Gruppe führt derzeit wegen der Regionalwahlen am 13. September eine Kampagne unter anderem gegen die Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Einer der Aktivisten, Sergej Bojko, tritt bei Stadtratswahlen am Sonntag an und gilt als Unterstützer Nawalnys.
Vermummter schleudert Glasflasche ins Büro
Zum Zeitpunkt der Tat befanden sich Gussewa zufolge 50 Menschen in den Büros von "Nowosibirsk 2020". Nach dem Vorfall habe sich ein "sehr stechender und unerträglicher Geruch" in den Räumlichkeiten verbreitet. FBK-Direktor Iwan Schdanow erklärte auf Twitter, zwei Menschen seien zu Kontrollen ins Krankenhaus gebracht worden. Schdanow veröffentlichte Aufnahmen einer Überwachungskamera, die einen Mann mit einer Kapuzenjacke und einer Maske zeigen. Weiter zu sehen ist, wie der Mann das Gebäude betritt, eine Glasflasche auf den Boden wirft und flieht.
Nach Polizeiangaben soll es sich bei der unbekannten chemischen Substanz um ein in der Veterinärmedizin verwendetes Antiseptikum handeln, wie das Oppositionsmedium Mbkh berichtete. Das Antiseptikum sei bekannt dafür, einen "starken unangenehmen Geruch" zu verströmen.
Nawalny war am 20. August auf einem Flug in Sibirien zusammengebrochen. Seit dem 22. August wird er in der Berliner Charité behandelt. Die Bundesregierung bezeichnet es als erwiesen, dass der 44-Jährige Opfer eines Giftanschlags wurde, und fordert von der russischen Seite Aufklärung. In den Tagen vor dem Anschlag befand sich Nawalny auf Tour durch Russland, um die Wahl von Putin-Unterstützern bei den anstehenden Regionalwahlen zu verhindern.
Quelle: ntv.de, hek/AFP/dpa