Politik

Strauss-Kahn offiziell angeklagt Anwälte bieten eine Million Dollar

Dominique Strauss-Kahn: Freilassung gegen Kaution?

Dominique Strauss-Kahn: Freilassung gegen Kaution?

(Foto: dpa)

Die Anwälte des Ex-IWF-Chefs Strauss-Kahn bieten eine Million US-Dollar Kaution, damit ihr Klient die Gefängnisinsel Rikers Island verlassen darf. Die Entscheidung des Supreme Court steht noch aus. Inzwischen ist der Franzose auch offiziell angeklagt. Zuvor hatte Strauss-Kahn seinen Rücktritt vom Internationalen Währungsfond erklärt.

Für seine Freilassung aus der Untersuchungshaft will Dominique Strauss-Kahn der New Yorker Justiz eine Kaution von einer Million US-Dollar (700.000 Euro) hinterlegen. Mit diesem Angebot wollte der wegen eines Vergewaltigungsversuchs angeklagte Ex-Chef des Internationalen Währungsfonds in die Verhandlungen gehen, sagten seine Anwälte.

Richterin Melissa Jackson hat bereits einen Kautionsantrag abgelehnt.

Richterin Melissa Jackson hat bereits einen Kautionsantrag abgelehnt.

(Foto: dapd)

Schon bei der ersten Anhörung hatte er die Millionenkaution angeboten, was aber wegen Fluchtgefahr abgelehnt wurde. Nun sind die Anwälte eine Instanz weiter vor den State Supreme Court in Manhattan gegangen. "Wir haben Bedingungen zugesagt, die alle Bedenken zerstreuen können, dass Mr. Strauss-Kahn die Stadt verlässt", erklärten die Anwälte. "Und wir hoffen, ihn umgehend von Rikers Island zu holen."

Der US-Fernsehsender CNN berichtete, Strauss-Kahns Anwälte wollten vorschlagen, dass er nach seiner Freilassung ständig überwacht wird und eine elektronische Fußfessel trägt. Damit wollten die Anwälte jegliche Fluchtgefahr des 62-Jährigen ausschließen. Demnach soll Strauss-Kahn seinen Pass abgeben und in einer Wohnung oder einem Hotelzimmer unter Hausarrest gestellt werden. Sollte alles ideal für den Franzosen laufen, könnten sich noch am selben Tag die Zellentüren für ihn öffnen. Bis zu einem Prozess müsste er aber auf jeden Fall in New York bleiben.

Inzwischen ist gegen Strauss-Kahn auch formell Anklage wegen des Vorwurfs der versuchten Vergewaltigung erhoben worden. Dies teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Entscheidung war entsprechend dem Recht des Bundesstaates New York von einer Anklagejury getroffen worden. Sollte der 62-Jährige auf nicht schuldig plädieren - was sein Anwalt angekündigt hat - kann es damit zu einem Gerichtsverfahren kommen.

Nicht mehr IWF-Chef

Strauss-Kahn hatte zuvor seinen Rücktritt vom Amt als IWF-Chef erklärt. Das teilte der Internationale Währungsfonds mit. Der Rücktritt gelte mit sofortiger Wirkung.

Gleichzeitig veröffentlichte der IWF das Rücktrittsgesuch des 62-Jährigen an das Direktorium der Organisation. Darin schreibt Strauss-Kahn, er fühle sich "in unendlicher Traurigkeit" verpflichtet, seinen Posten aufzugeben. Die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen weist er erneut zurück. Er trete zurück, um den IWF zu schützen, "dem ich mit Ehre und Hingabe gedient habe". Vor allem wolle er all seine Kraft, Zeit und Energie darauf verwenden, seine Unschuld zu beweisen.

Der IWF teilte weiter mit, Strauss-Kahns Vize werde bis zur Wahl eines Nachfolgers die Amtsgeschäfte führen.

Am Mittwoch hatten die USA sich offen für eine Übergangslösung für die IWF-Führung ausgesprochen. Strauss-Kahn sei "offensichtlich nicht in der Lage", den Währungsfonds zu lenken, stellte Finanzminister Timothy Geithner fest. Einen Nachfolgekandidaten haben die USA bislang nicht ins Spiel gebracht. Der Posten wird traditionell von den Europäern besetzt. Mittlerweile haben allerdings auch Schwellenländer einen Anspruch angemeldet.

Opfer will "die Wahrheit sagen"

Die Karteikarte der New Yorker Polizei über Dominique Strauss-Kahn.

Die Karteikarte der New Yorker Polizei über Dominique Strauss-Kahn.

(Foto: REUTERS)

Das mutmaßliche Opfer Strauss-Kahns sagte nach Angaben ihres Anwalts bereits vor der Grand Jury aus. Sie habe nur das Interesse, "die Wahrheit zu sagen und ihr Leben wie zuvor weiterleben zu können", sagte Jeff Shapiro CNN. Alle Verschwörungstheorien seien abwegig.

Unterdessen berichten französische Zeitungen, dass ein Überwachungsvideo aufgetaucht sei. Es zeige zuerst das Zimmermädchen, das offenbar in Panik aus dem Raum stürme. Wenig später verlasse auch Strauss-Kahn das Hotelzimmer, den Angaben zufolge "in Hast". Ein mit dem Fall befasster Vertreter der französischen Polizei sagte dagegen, in dem betreffenden Hotel gebe es in den Stockwerken mit Gästezimmern keine Überwachungskameras.

Der US-Fernsehsender ABC berichtete indes unter Berufung auf örtliche Polizeikreise, die Ermittler untersuchten Proben von "Körperflüssigkeiten", die in Strauss-Kahns Hotelzimmer genommen worden seien. Die Proben seien an einer von der Hotelangestellten beschriebenen Stelle in dem Zimmer gefunden wurden, an der Strauss-Kahn sie zum Oralsex gezwungen haben soll. Sie würden nun auf die DNA des IWF-Chefs hin untersucht.

Kandidatenkarussell dreht sich weiter

Christine Lagarde

Christine Lagarde

(Foto: dpa)

Die französische Finanzministerin Christine Lagarde gilt für Beobachter momentan als heiße Kandidatin. Der niederländische Notenbankgouverneur Nout Wellink brachte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet als Nachfolger ins Spiel. Der Ende Oktober aus dem Amt scheidende Trichet wäre ein "fantastischer Kandidat", sollte Strauss-Kahn zurücktreten, sagte Wellink am Mittwochabend im niederländischen Fernsehen.

China unterstrich den Anspruch der Schwellenländer auf die IWF-Führung. Die Auswahl eines Kandidaten sollte auf Kriterien wie Leistung, Transparenz und Fairness basieren, sagte eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums. "Im Prinzip glauben wir, dass Schwellen- und Entwicklungsländer in Spitzenpositionen vertreten sein sollten", sagte sie.

Strauss-Kahn war am Samstag festgenommen worden. Er soll versucht haben, ein Zimmermädchen in einem New Yorker Luxus-Hotel zu vergewaltigen. Ihm wird auch sexuelle Nötigung und Freiheitsberaubung zur Last gelegt. Im Falle einer Verurteilung drohen Strauss-Kahn 25 Jahre Gefängnis.

Quelle: ntv.de, hvo/rts/AFP/dpa

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