Kein Anzeichen von Extremismus Attentäter-Vater wusste von nichts
29.06.2015, 04:43 Uhr
Nach dem Attentat im tunesischen Sousse bleiben nicht nur die Familien der Opfer ratlos zurück. Auch der Vater des Attentäters ist fassungslos- und distanziert sich von seinem Sohn.
Drei Tage nach dem Terroranschlag in Tunesien distanzierte sich der Vater des mutmaßlichen Attentäters von seinem Sohn. "Nur Gott weiß, was meinen Sohn zu dieser Tat gebracht hat. Ich habe meinen Sohn nicht so erzogen. Nicht dazu erzogen, dass er Menschen tötet", sagte der in der nordtunesischen Stadt Gaafour lebende Mann in den ARD-"Tagesthemen". In dem Interview äußert der Vater tiefes Unverständnis für die Tat seines Sohnes. Er sehe die Bilder der Opfer vor seinen Augen und könne nicht nachvollziehen, wie sein Sohn unschuldige Menschen habe töten können. "Irgendwelche Leute müssen meinen Sohn indoktriniert haben, dass er so etwas tut." Er habe keine Anzeichen für extremistisches Verhalten gezeigt.
Der Attentäter hatte am Freitag bei dem Angriff auf ein Strandhotel in Sousse 38 Menschen erschossen, bevor er selbst getötet wurde. Nach bisherigen Erkenntnissen handelte es sich bei dem Täter um einen 24-jährigen Studenten der Universität in Kairouan, einer Hochburg von Salafisten. Er hatte das Strandhotel "Imperial Marhaba" in dem Mittelmeerort Sousse überfallen und am belebten Strand das Feuer eröffnet. Zu dem Anschlag bekannten sich Unterstützer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in einer nicht verifizierbaren Twitter-Mitteilung.
Nach Angaben des tunesischen Gesundheitsministeriums konnten bisher 18 Opfer identifiziert werden. Die meisten Toten stammen demnach aus Großbritannien. Das Ministerium hatte von 14 getöteten Briten gesprochen. Laut verschiedener Medienberichte wird die Zahl der getöteten Briten wohl aber auf mindestens 30 steigen. Dies sei die höchste Zahl britischer Anschlagsopfer seit den Anschlägen in London vom Juli 2005. Damals wurden 52 Menschen getötet. Zu den weiteren Opfern zählen neben einem Iren, einem Portugiesen und einem Belgier auch mindestens ein Deutscher. Der deutsche Generalbundesanwalt Harald Range hatte ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und das Bundeskriminalamt (BKA) mit den Untersuchungen beauftragt.
Indes reist Bundesinnenminister Thomas de Maizière am Montag an den Ort des Attentats. Mit dem Besuch wolle er sein Mitleid mit den Angehörigen der Opfer und seine Solidarität mit dem tunesischen Volk ausdrücken, erklärte das Innenministerium.
Quelle: ntv.de, lou/dpa