Rettungsschiff auf Odyssee Auch Spanien will die "Lifeline" nicht
26.06.2018, 00:31 Uhr
Die Lifeline darf weder Italien noch Spanien ansteuern.
(Foto: dpa)
Niemand will für die Migranten und die deutsche Besatzung auf dem Rettungsschiff "Lifeline" zuständig sein. Auf dem Meer drohen jetzt auch Sturmböen und Wellen. Aber nicht nur private Retter bekommen die neue Politik zu spüren.
Für das blockierte deutsche Rettungsschiff "Lifeline" mit rund 230 Migranten an Bord wird die Lage immer bedenklicher. Auch Spanien erteilte der Dresdner Organisation Mission Lifeline eine Absage, in einen Hafen des Landes einzufahren. Zudem zog auf dem Mittelmeer schlechtes Wetter auf. Die Lage könnte so für die deutsche Besatzung und für die Flüchtlinge lebensgefährlich werden, sagte der Grünen-Parlamentarier Manuel Sarrazin nach einem Besuch auf dem Schiff. "Wenn das Wetter schlecht ist, haben wir eine Seenotsituation." Derweil durfte ein Containerschiff mit Flüchtlingen nach tagelangem Warten in Sizilien anlegen.
Die "Lifeline" hatte am Donnerstag die Migranten aufgenommen und befindet sich immer noch in der Nähe von Malta in Warteposition. Malta fühlt sich nicht zuständig. Und in Italien will die neue populistische Regierung private Hilfsorganisationen komplett verbannen. "Es besteht konkrete Gefahr auch für deutsche Staatsbürger", sagte Sarrazin. Nach seinen Angaben sind 17 deutsche Besatzungsmitglieder an Bord. "Die Menschen sitzen dicht gedrängt an Bord." Der Kapitän habe seit Tagen keine Anweisungen mehr erhalten, auch nicht aus Ländern wie Libyen, wo die Migranten abgelegt hatten. Mit der Verzögerungstaktik riskiere man, dass die Lage "eskaliert".
Spanien fürchtet, dass Aufnahme zur Regel wird

Die meisten der Geretteten sind Männer, es sind aber auch 14 Frauen und vier Kinder unter drei Jahren unter ihnen.
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Die Bundesregierung müsse sich für die Menschen einsetzen, sagte die Grünen-Abgeordnete, Luise Amtsberg, die ebenfalls auf der "Lifeline" war. Es dürfe nicht sein, dass der politische Streit in der EU, aber auch zwischen CDU und CSU in Deutschland dazu führe, dass Menschen in Lebensgefahr gerieten.
Alle Rufe nach Solidarität blieben bisher ungehört. Spanien will nicht dem Beispiel im Fall der "Aquarius" folgen. Das zivile Rettungsschiff durfte nach einer ähnlichen Hängepartie schlussendlich nach Valencia fahren. Zwar wolle das Land ein humanitäres Gesicht zeigen, sagte der Minister für öffentliche Arbeiten, José Luis Ábalos, dem spanischen Radiosender Cadena Ser. "Aber es ist eine andere Sache, jetzt zur maritimen Rettungsorganisation für ganz Europa zu werden."
Tunesien ist keine Option
Das dänische Containerschiff "Alexander Maersk" bekam am Montagabend unterdessen die Erlaubnis, in den Hafen von Pozzallo auf Sizilien einzufahren. Das Schiff hatte in der Nacht zu Freitag rund 110 Migranten gerettet und wartete seitdem auf eine Anlegeerlaubnis.
Viele Migranten aus ganz Afrika wollen die Lager in Libyen verlassen, da sie dort Folter, Versklavung und Misshandlungen ausgesetzt sind. Italiens rechter Innenminister Matteo Salvini setzte sich aber auch am Montag bei seinem ersten Besuch in Libyen dafür ein, dass die Flüchtlinge auf dem Meer in das Bürgerkriegsland zurückgebracht werden - beziehungsweise erst gar nicht nach Libyen hineinkommen.
Das nicht allzuweit weg gelegene Tunesien ist für die Retter als Hafen keine Option, da sie das Land nicht als sicher ansehen. Die dortige Regierung lehnt es zudem ab, Flüchtlinge aufzunehmen. So hatte sich Ministerpräsident Youssef Chahed im vergangenen Jahr auch geweigert, ein Auffanglager einzurichten. Flüchtlingslager könnten die Stabilität des Landes gefährden, hieß es damals. Außerdem streben selbst viele Tunesier wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage in Richtung Italien.
Quelle: ntv.de, ino/dpa