Politik

Tränengas gegen Flüchtlinge Australische Polizei stürmt Haftanstalt

Das Haftzentrum für Flüchtlinge auf Christmas Island ist nicht zum ersten Mal in die Schlagzeilen geraten.

Das Haftzentrum für Flüchtlinge auf Christmas Island ist nicht zum ersten Mal in die Schlagzeilen geraten.

(Foto: dpa)

Nach dem Aufstand in einem Haftzentrum auf Christmas Island offenbart sich ein Bild der Zerstörung. Rund eine Million Dollar Schaden haben die Asylbewerber verursacht - doch nach den Gründen für die Zerstörungswut fragt kaum jemand.

Mit Tränengas haben Einsatzkräfte die Haftanstalt für Flüchtlinge auf Christmas Island, einer Insel im Pazifischen Ozean, gestürmt. Eine Gruppe von Häftlingen hatte zuvor die Kontrolle über die Einrichtung übernommen, sich bewaffnet und die Wachen in die Flucht geschlagen. Australiens Minister für Einwanderung, Peter Dutton, bestätigte dem Sender ABC, dass der Einsatz erfolgreich verlaufen sei, es aber fünf leicht Verletzte unter den Häftlingen gebe.

Peter Dutton, Australiens Minister für Einwanderung, schrieb den Aufstand einem "kriminellen Kern" zu.

Peter Dutton, Australiens Minister für Einwanderung, schrieb den Aufstand einem "kriminellen Kern" zu.

(Foto: dpa)

Berichte, nach denen die Polizei Gummigeschosse gegen die Insassen eingesetzt habe, wollte er nicht kommentieren. "Die Häftlinge haben sich kleinere Schnittwunden und Verletzungen zugezogen, als sie sich weigerten, den Anweisungen der Polizei Folge zu leisten." Während des Aufstandes sollen sich die Asylbewerber nach neuesten Erkenntnissen auch mit Kettensägen, Macheten, Brandbomben und Eisenteilen bewaffnet haben. Sie zertrümmerten die Kantine der Einrichtung, zerschlugen die Überwachungskameras und verwüsteten die Büros. Er rechne mit einem Schaden von "etwa einer Million Dollar", sagte Dutton.

Zudem betonte er, dass es sich bei 113 der insgesamt 199 Häftlinge um verurteilte Straftäter handele. "Wenn diese Leute schwere Straftaten begehen, einschließlich der Zerstörung öffentlichen Eigentums, müssen sie in Abhängigkeit von den Beweisen mit einer Anklage rechnen", erklärte Dutton. Das treffe allerdings nur auf einen kleinen Teil der Häftlinge zu. Der überwiegende Teil habe mit den Polizisten kooperiert. Mittlerweile sei wieder Ruhe eingekehrt. Diejenigen Insassen, die sich nicht am Aufstand beteiligt hätten, seien in unzerstörte Bereiche des Zentrums gebracht worden.

Protest gegen Inhaftierung

Auslöser für den Aufstand soll der Tod des Iraners Fazel Chegeni gewesen sein. Der Kurde war nach seiner Flucht aus der Haftanstalt am Sonntag tot an der Küste aufgefunden worden. Matej Cuperka, ein 25-jähriger Mithäftling aus der Slowakei, erzählte dem Sender ABC, die aufständischen Insassen seien fest davon überzeugt gewesen, die Wachen hätten ihm etwas angetan. Ein Verdacht, den Dutton als haltlos zurückwies. "Nach meinen Informationen gibt es keine verdächtigen Umstände im Zusammenhang mit seinem Tod."

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass australische Haftzentren in die Schlagzeilen geraten sind. Bereits 2009 hatte es einen Aufstand in Christmas Island gegeben, bei dem 40 Häftlinge und fünf Wachen verletzt wurden. Nur ein Jahr später nähten sich zehn Asylbewerber aus Protest gegen ihre Inhaftierung die Lippen zusammen. 2011 brachte sich ein Asylbewerber im Haftzentrum von Sydney um. Daraufhin traten rund 200 Mithäftlinge in den Hungerstreik.

Quelle: ntv.de

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