Nemzow-Vertraute stellen Papier vor Bericht: Russische Soldaten in Ukraine aktiv
12.05.2015, 15:35 Uhr
Ilja Jaschin bei der Vorstellung des Berichts "Putin - Krieg".
(Foto: AP)
In der Nacht zum 28. Februar wird der russische Oppositionsführer Nemzow in Moskau hinterrücks erschossen. Zu der Zeit arbeitet er an einem Bericht der beweisen soll, wie tief das russische Militär im Ukraine-Konflikt drin steckt. Jetzt erscheint der Bericht.
Vertraute des Ende Februar ermordeten Kremlkritikers Boris Nemzow haben einen Bericht vorgelegt, der nach ihren Angaben "vollständige Beweise" für die Präsenz des russischen Militärs in der Ukraine enthält. Demnach sollen 220 russische Soldaten bei "zwei Schlachten" in der Ostukraine getötet worden sein.
In dem 64-seitigen Bericht werden "Schlüsselzeugen" zitiert, sagte einer der Autoren, der Oppositionelle Ilja Jaschin, bei der Vorstellung des Papiers in Moskau. "Alle entscheidenden militärischen Siege" der prorussischen Separatisten in der Ostukraine seien "von regulären russischen Truppen gewährleistet" worden.
Demnach drangen erstmals im August vergangenen Jahres "massenhaft" russische Soldaten über die Grenze in die Ukraine ein. Damals sei den Aufständischen eine Gegenoffensive gegen die ukrainischen Regierungstruppen bei Ilowajsk und südlich von Donezk gelungen, sagte Jaschin.
Im Januar und Februar seien abermals russische Soldaten geschickt worden, um den ukrainischen Präsident Petro Poroschenko zu Verhandlungen in Minsk und zur Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens mit den Rebellen zu zwingen. Und als die Separatisten Mitte Februar die Stadt Debalzewe zurückeroberten, habe es ebenfalls russische Unterstützung gegeben.
Putins Sprecher Dmitri Peskow sagte in Moskau, er habe den Bericht nicht gelesen. "Deswegen habe ich auch nichts dazu zu sagen." Die meisten Elemente des Berichts sind allerdings nicht neu, sondern wurden in den vergangenen Monaten bereits von der russischen oder der internationalen Presse enthüllt.
"Putin - der Krieg"
Der Bericht befasst sich mit der Rolle des Kreml und des russischen Staatschefs Wladimir Putin im Ukraine-Konflikt und trägt den Titel "Putin - der Krieg". Er fußt auf Recherchen Nemzows, die dieser bis zu seiner Ermordung vorantrieb. Demzufolge waren die Soldaten von ihren Pflichten entbunden worden und kämpften als Freiwillige an der Seite der prorussischen Separatisten. Der Kreml hatte stets bestritten, militärisch in den Konflikt einzugreifen.
Unter anderem hatte Nemzow Verwandte oder Freunde der getöteten russischen Soldaten befragt und nach deren Aussagen ein umfangreiches Bulletin erstellt. Die Recherchen endeten mit der Ermordung Nemzows.
Der 55-Jährige wurde in der Nacht zum 28. Februar unweit des Kreml erschossen. In der Folge wurden fünf Verdächtigte festgenommen, darunter ein tschetschenischer Polizeioffizier. Ein Motiv konnte ihnen bislang nicht nachgewiesen werden. Der Mord an dem Regierungsgegner hatte weltweit Bestürzung ausgelöst.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP