Politik

US-Cop wegen Gewalt bekannt Bilder der Polizei-Dashcam aufgetaucht

Auszug aus dem neuen Video. Scott ergreift die Flucht.

Auszug aus dem neuen Video. Scott ergreift die Flucht.

(Foto: Reuters)

Das verstörende Video aus Charleston rüttelt die USA auf. Während der Polizist Michael Slager in Haft auf seinen Gerichtstermin wartet, werden Details über dessen Vergangenheit bekannt. Auch taucht ein neues Video auf, das die Zeit vor den Todesschüssen zeigt.

Im Fall der Todesschüsse eines weißen US-Polizisten auf einen flüchtenden Afroamerikaner im US-Bundesstaat South Carolina ist ein weiteres Video aufgetaucht. Die Aufnahmen vom vergangenen Samstag, die die US-Behörden jetzt veröffentlichten, zeigen eine scheinbar routinemäßig verlaufende Verkehrskontrolle. Darin ist zu sehen, wie der Polizist Michael Slager zu dem Wagen des Schwarzen Walter Scott hinübergeht und ihm sagt, dass er ihn wegen eines technischen Defekts angehalten habe. Anschließend fragt Slager nach den Papieren des Schwarzen, der zu diesem Zeitpunkt keine vorweisen konnte. Er fahre das Auto zur Probe, wolle es aber kaufen und am Montag zulassen. Nach diesem Wortwechsel geht der Polizist zu seinem Auto zurück.

Dann zeigt die Szene, wie Scott aus dem Auto springt und wegrennt. Der Polizist läuft ihm offenbar nach. Beide sind nicht mehr im Sichtbereich der Kamera. Was in dem Zeitraum bis zum Start eines bereits bekannten Amateurvideos passiert, ist noch unklar. Aufgenommen wurde das Video mit einer sogenannten Dashcam, einer Kamera, die meist auf dem Armaturenbrett eines Autos angebracht ist.

Bislang war bekannt, dass Slager insgesamt acht Mal auf den Flüchtenden feuerte. Bevor der Augenzeuge die Aufnahme startete, sollen der Polizist und der Afroamerikaner eine körperliche Auseinandersetzung gehabt haben. Das sagte der Handy-Filmer in einem NBC-Interview. "Sie waren auf dem Boden. Ich erinnere mich, dass der Polizist die Kontrolle über die Situation hatte." Das Opfer habe nur weglaufen wollen und sei für den Polizisten keine Bedrohung gewesen.

Nach den Todesschüssen hatte sich der Polizist auf Notwehr berufen. Er habe um sein Leben gefürchtet, weil Scott ihm nach der Verkehrskontrolle seine Elektroschock-Waffe entrissen habe. In dem Amateurvideo scheint es aber so, als habe er seinen Elektroschocker erst nach den Schüssen neben den 50-jährigen Schwarzen gelegt. Mittlerweile hat auch die Bundespolizei FBI mit Ermittlungen begonnen. Slager muss voraussichtlich noch an diesem Freitag vor Gericht erscheinen. Der erschossene Scott soll am Samstag beerdigt werden.

Slager bereits wegen Gewalt bekannt

Zudem wurde jetzt bekannt, dass sich Slager schon einmal wegen übermäßiger Gewalt gegen einen Schwarzen verantworten musste. Das geht aus einer Beschwerde in der Personalakte des mittlerweile entlassenen und wegen Mordes angeklagten Beamten hervor. Konsequenzen hatte der Vorfall aus dem September 2013 allerdings nicht: Slager wurde von den Vorwürfen entlastet.

Damals war Slager in North Charleston mit einem Kollegen zu einem Einbruch gerufen worden. Eine Frau führte die Polizisten zum Haus des mutmaßlichen Täters, wo ein wohl Unbeteiligter an der Tür erschien. Obwohl die Frau klarstellte, dass er nicht der gesuchte Einbrecher sei, sei es zu Handgreiflichkeiten gekommen, woraufhin Slager seinen Elektroschocker einsetzte. So berichteten es eine Augenzeugin und der Betroffene Mario Givens, der später die Beschwerde einreichte.

Slager habe ihm grundlos einen Schock verpasst und ihn geschlagen und gezerrt, sagte Givens. "Hätte mir die Polizei damals zugehört und ermittelt, dann wäre dieser Mann wohl noch am Leben, weil Slager keine Einsätze als Polizist mehr gehabt hätte", so Givens. Der zweite Polizist sagte dagegen, Slager habe den Taser einsetzen müssen, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen.

Slager kam seiner Akte zufolge 2009 zur Polizei und hatte seiner Bewerbung zufolge sechs Jahre für die Küstenwache gearbeitet. Leistungsbeurteilungen zeichnen das Bild eines guten Mitarbeiters, der die Anforderungen erfüllt. Er habe stets Sicherheitsvorschriften eingehalten und sich stets um die Sicherheit seiner Kollegen gesorgt. Er besaß auch die Lizenz, einen Elektroschocker einzusetzen.

Ein weiterer Fall

Unterdessen wurde in South Carolina ein weiterer Fall von Polizeigewalt gegen Schwarze bekannt: Ein Polizist, der vergangenes Jahr einen Afroamerikaner nach einer Verfolgungsjagd erschoss, wurde festgenommen. Bei einer Verurteilung drohen ihm laut "Washington Post" bis zu zehn Jahre Haft und 1000 Dollar Strafe.

Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa/rts

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