"So eine intolerante Aktion" Bodo Ramelow verliert die Nerven
25.04.2016, 15:49 Uhr
Seine Partei verteidigt Ramelows Verbalattacke.
(Foto: imago/Christian Thiel)
Im Internet sorgt eine Attacke von Thüringens Ministerpräsident Ramelow gegen autonome Linke für Wirbel. "Es kotzt mich an, wie arrogant ihr seid", sagt er in einem aufgetauchten Video. Es ist nicht das erste Mal, dass er mit Antifa-Demonstranten aneinander gerät.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow ist bei einem Auftritt in Halle verbal auf Antifa-Demonstranten losgegangen. Im Internet ist ein Video zu sehen, in dem Ramelow deutliche Worte findet: "Es kotzt mich an, wie arrogant ihr seid", sagt er zu den linken Autonomen. "Das ist so eine intolerante Aktion!". Als der Regierungschef bemerkte, dass er mit einem Handy aufgenommen wurde, griff er danach. An dieser Stelle endet der Film abrupt.
Aufgenommen wurde die Szene am Samstag im Stadthaus von Halle in Sachsen-Anhalt. Dort wurde der mitteldeutsche Inklusionspreis "Mosaik" vergeben. Mit ihm werden Menschen geehrt, die sich für die Einbeziehung Behinderter ins gesellschaftliche Leben einsetzen. Dieses Forum nutzten Autonome, um ihre Parolen zu propagieren.
"Einige haben das Gastrecht der Veranstalter missbraucht, um den Ministerpräsident in inakzeptabler Weise zu belästigen", erklärte Ramelows Sprecher am Sonntag. "Das hatte schon Überfall-Charakter."
Zuvor hatte Ramelow bei Twitter einen geplanten Antifa-Aufmarsch vor dem Privathaus des AfD-Landeschefs Björn Höcke scharf verurteilt. "Das gehört sich nicht! Das sind Nazi-Methoden", schrieb der Linken-Politiker auf Twitter. Als Reaktion warfen ihm Anhänger der linken Szene eine Verharmlosung des Nationalsozialismus vor. Ramelow legte daraufhin nach und sendete einen erneuten Tweet ab: "Methode bleibt NSDAP-Methode und ist tabu."
Ramelows Auftritt in Halle stößt im Netz durchaus auf Verständnis. Nach dem Vorfall verteidigte die Linkspartei das Verhalten des ersten und bislang einzigen linken Regierungschefs eines Bundeslandes. "Bodo Ramelow ist bekanntermaßen Mitglied im Verein für deutliche Aussprache", schrieb Thüringens Landes- und Fraktionsvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow auf Facebook. "Wir alle kennen Bodo Ramelow als überzeugten Kämpfer gegen Rechtsextremismus, gegen Antisemitismus und Rassismus." Er setze sich für eine humane Flüchtlingspolitik, für "klare Kante gegen Rechts" und gegen Geheimdienste ein. "Ihm anderes zu unterstellen, ist eine Verleumdung", kritisierte Hennig-Wellsow. Sie sprach von "miesen Methoden", mit denen der linke Ministerpräsident bedrängt, an den "Pranger" gestellt und öffentlich diffamiert worden sei. Die Linkspolitikerin forderte Ramelows Kritiker auf, sich "der kritischen Debatte zu stellen".
Kritiker werfen ihm allerdings vor, Kraftausdrücke seien unpassend für das Amt. Es ist nicht das erste Mal, dass Ramelow aus der Rolle fiel. So hat er in der Vergangenheit auf Twitter Italiens Ex-Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi einen "Dreckarsch" genannt.
Quelle: ntv.de, jki/dpa/AFP