"20.000 in fünf Jahren erbärmlich" Briten demonstrieren für Flüchtlingsaufnahme
12.09.2015, 18:40 Uhr
(Foto: imago/ZUMA Press)
In London regt sich Unmut über die Abschottung des Landes gegen Flüchtlinge. Zehntausende Menschen gehen für eine andere Politik auf die Straße. Der neue Chef der Labour-Partei nutzt die Bühne für seine Forderungen.
Zehntausende Menschen haben in London den britischen Premierminister David Cameron zur Aufnahme von mehr Flüchtlingen gedrängt. "Öffnet die Grenzen" und "Das Leben der Flüchtlinge zählt", stand auf ihren Plakaten. Auch in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen forderten laut Polizei etwa 30.000 Menschen die Aufnahme von mehr Einwanderern, die derzeit nach Europa gelangen.
Zu der Kundgebung in London hatten mehrere Nichtregierungsorganisationen aufgerufen. Der Protestzug startete vom Hyde Park in Richtung Downing Street 10, dem Amtssitz Camerons. Zu den prominentesten Teilnehmern zählte der frisch gekürte Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn. Er rief zu einer "friedlichen Lösung" der Flüchtlingskrise auf. Corbyn gehört zum linken Flügel der Partei und hatte im Wahlkampf ebenfalls die Aufnahme von mehr Flüchtlingen gefordert.
Cameron hatte nach heftigem Druck der britischen Öffentlichkeit angekündigt, in den kommenden fünf Jahren insgesamt 20.000 syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Allerdings will er keine Menschen ins Land lassen, die es schon auf europäischen Boden schafften, sondern Syrer, die sich noch in Flüchtlingslagern in den Nachbarländern befinden.
"Auch Paddington war ein Flüchtling"
"Nur 20.000 Flüchtlinge in fünf Jahren, das ist erbärmlich", sagte der Demonstrant Dusan Petkovic angesichts von Zehntausenden Menschen, die derzeit wöchentlich in Deutschland eintreffen. Unter der Menge war ein Kind mit einem Kostüm des Bärs Paddington. "Auch Paddington war ein Flüchtling", stand auf seinem Schild - eine Anspielung auf die peruanische Heimat der Kinderbuchfigur.
Dänemark hatte in der vergangenen Woche den Zugverkehr von Deutschland vorübergehend gestoppt, um Flüchtlinge fernzuhalten. Der Verkehr wurde am Donnerstag wieder aufgenommen, allerdings wurden nur die Einwanderer hereingelassen, die nach Schweden weiterfahren wollten. Die Demonstranten in Kopenhagen forderten hingegen, die Flüchtlinge im Land willkommen zu heißen. "Europa ist Syriens nächster Nachbar", stand etwa auf ihren Schildern.
Im Grenzort Padborg, durch den viele Flüchtlinge gekommen waren, protestierten etwa 400 Menschen für eine großzügigere Asylpolitik ihrer Regierung. Etwa 150 Gegendemonstranten verlangten, die Grenzen für Flüchtlinge zu schließen.
Quelle: ntv.de, rpe/AFP