Politik

Vor 70 Jahren endete der Weltkrieg Bundestag warnt vor neuem Fremdenhass

Auch polnische Veteranen nehmen an der Gedenkstunde im Deutschen Bundestag teil.

Auch polnische Veteranen nehmen an der Gedenkstunde im Deutschen Bundestag teil.

(Foto: dpa)

Mit einer Gedenkstunde im Bundestag erinnert die deutsche Politik an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa vor 70 Jahren. Die Gedenkrede hält der Historiker Heinrich August Winkler.

In einer Gedenkstunde des Bundestages zum 70. Jahrestag des Kriegsendes in Europa hat der Historiker Heinrich August Winkler vor Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus gewarnt. Winkler sagte, jüngste Ausbrüche von Hetze und Gewalt seien eine Mahnung, "die eigentliche Lehre der deutschen Geschichte der Jahre 1933 bis 1945 zu beherzigen: die Verpflichtung, unter allen Umständen die Unantastbarkeit der Würde jedes einzelnen Menschen zu achten."

Winkler erinnerte auch daran, dass der historische Irrweg Deutschlands nicht erst mit der Machtübernahme Adolf Hitlers 1933 begann: Große Teile der Gesellschaft hätten bereits das parlamentarische System der Weimarer Republik als "undeutsches System" abgelehnt.

Zuvor hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert die Soldaten der westlichen Alliierten und der Roten Armee gewürdigt. Der 8. Mai sei für den ganzen Kontinent ein Tag der Befreiung gewesen, sagte Lammert im Bundestag. "Er war aber kein Tag der deutschen Selbstbefreiung." Die gescheiterten Versuche mutiger Deutscher im Widerstand dürften nicht vergessen werden. Doch Gedanken und Respekt gelten laut Lammert vor allem denen, "die unter unvorstellbaren Verlusten die nationalsozialistische Terrorherrschaft beendet haben".

Lammert sagte: "Wir gedenken heute der Millionen Opfer eines beispiellosen Vernichtungsfeldzugs gegen andere Nationen und Völker, gegen Slawen, gegen die europäischen Juden." Er würdigte die Bereitschaft der Nachbarn Deutschlands zur Versöhnung als historisch beispiellos.

Der 8. Mai gilt als einer der wichtigsten Gedenktage der deutschen Geschichte. Vor 30 Jahren, am 8. Mai 1985, hatte der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker das Kriegsende als "Tag der Befreiung" von der Herrschaft des Nationalsozialismus bezeichnet.

Bundespräsident Gauck besucht nach der Gedenkstunde im Bundestag eine Kriegsgräberstätte. Im brandenburgischen Lebus erinnert er an das Schicksal sowjetischer Gefallener.

Umstrittenes Gedenken in Moskau

Bundeskanzlerin Angela Merkel legt am Sonntag in Moskau am Grabmal des Unbekannten Soldaten gemeinsam mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einen Kranz nieder. An der großen Militärparade in Moskau zum Sieg über Hitler-Deutschland am Samstag nimmt wegen des Ukrainekonflikts kein deutsches Regierungsmitglied teil.

Das Kanzleramt verteidigte das Fernbleiben der Kanzlerin von den Feierlichkeiten in Russland zum Tag des Sieges. "Es wäre falsch, am 9. Mai bei dieser Parade, bei dieser Zurschaustellung dabei zu sein, weil die russische Armee eben nicht nur zur Verteidigung des Landes eingesetzt wird, sondern weil Russland einen Anspruch formuliert, der über seine eigenen Grenzen hinausgeht und das Selbstbestimmungsrecht anderer Länder in der Region einschränkt", sagte Kanzleramtschef Peter Altmaier.

Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa

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