"Unsere Kandidatin" CSU-Vize unterstützt Merkel
22.10.2016, 08:19 Uhr
Noch ist unklar, ob Merkel 2017 überhaupt antritt - die Zeichen dafür mehren sich allerdings.
(Foto: dpa)
In der Union herrschte zuletzt eine äußerst gereizte Stimmung. Nur langsam nähern sich die Schwesterparteien wieder an. Entgegen früherer Drohungen, 2017 einen eigenen Kandidaten aufzustellen, gibt es nun sogar Unterstützung für Kanzlerin Merkel.
Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel bekommt trotz des politischen Zwists mit der CSU öffentliche Rückendeckung aus den Reihen der Schwesterpartei für eine erneute Kanzlerkandidatur. "Angela Merkel ist unsere Kandidatin. Daran kann es keinen Zweifel geben", sagte der stellvertretende CSU-Vorsitzende Manfred Weber dem "Spiegel".
"Und ich würde mir wünschen, dass diese Aussage rasch kommt - von ihr und von uns", fügte Weber an. Auch CSU-Chef Horst Seehofer sei inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass seine Partei am Ende Merkel unterstützen müsse, schreibt das Nachrichtenmagazin.
Auch CDU-Generalsekretär Peter Tauber erwartet, dass sich Merkel zu einer erneuten Kanzlerkandidatur bereit erklärt. Es sei "der Wunsch von vielen", dass sich Merkel für eine vierte Amtszeit zur Verfügung stelle, sagte Tauber der Funke Mediengruppe. "Und ich gehe davon aus, dass sie das bei ihren Überlegungen auch berücksichtigt."
Die nächste Bundestagswahl bezeichnete Tauber als "Richtungswahl". Die Alternative sei "eine Politik der Mitte mit der Union" oder Rot-Rot-Grün. Er erwarte ein Wahlergebnis für CDU/CSU, das deutlich über den aktuellen Umfragewerten von 34 Prozent liege.
Keine Auftritte bei Parteitagen
Dem "Spiegel"-Bericht zufolge kamen Merkel und Seehofer am Freitag vergangener Woche in Berlin überein, dass ein gegenseitiger Besuch bei den Parteitagen der jeweiligen Schwesterpartei derzeit nicht sinnvoll sei, da ein unfreundlicher Empfang drohe. Allerdings werde es wohl Anfang 2017 ein Treffen der Spitzengremien von CDU und CSU in München geben, nachdem es bei einem vorherigen Treffen im Juni nicht gelungen sei, die Differenzen in der Flüchtlingspolitik auszuräumen.
Laut "Spiegel" könnte die Zusammenkunft in München nun dazu dienen, das Wahljahr einzuläuten und die Unterstützung der CSU für Merkels Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl 2017 zu demonstrieren. "Wir sind uns in den letzten Wochen in vielen Punkten näher gekommen", sagte Seehofer dem Magazin. "Wenn es in einem weiter Differenzen gibt, dann können wir das aushalten." Im Streit um die Flüchtlingspolitik hatte Seehofer damit gedroht, dass die CSU mit einem eigenen Spitzenkandidaten in die Wahl ziehen könnte.
Lob für Ämtertrennung
Gleichzeitig hält Weber, Chef der konservativen EVP-Fraktion im EU-Parlament, den Seehofers Vorschlag der Ämtertrennung in der CSU für sinnvoll. Die CSU könne die Zeit nach Seehofer - der die Posten als Parteichef und bayerischer Ministerpräsident in Personalunion bekleidet - "nur im Team meistern", sagte der Parteivize dem "Spiegel". Seine Begründung: "Derzeit ist niemand als Einzelner so stark oder so verwurzelt bei den Menschen, dass er die starke Stellung der CSU allein halten könnte." Seehofers Idee, beide Ämter künftig zu trennen, habe also "etwas für sich".
Damit setzt sich Weber vom bayerischen Finanzminister Markus Söder ab, der Seehofers Vorschlag ablehnt. Der einstige CSU-Generalsekretär möchte ihn als Ministerpräsident beerben und fürchtet, bei einer Trennung der Führungsposten gegen seinen Willen nach Berlin abgeschoben zu werden.
Quelle: ntv.de, mli/dpa