Politik

"Europäische Prinzipien verraten" Cohn-Bendit schimpft über Schulz

Schulz aus Deutschland.

Schulz aus Deutschland.

(Foto: dpa)

Eigentlich würde Martin Schulz gerne EU-Kommissionspräsident werden. Ob er dabei auf die Grünen zählen kann, ist fraglich. Sie werfen dem Sozialdemokraten Machthunger und Nationalismus vor. "Schulz sollte sich schämen", kritisiert Cohn-Bendit.

Noch hofft SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz, eine Mehrheit für die Wahl zum EU-Kommissionspräsident zu bekommen - auch mit Hilfe der europäischen Grünen. Diese allerdings sind gerade nicht gut auf ihn zu sprechen. Daniel Cohn-Bendit, scheidender Fraktionsvorsitzender der europäischen Grünen, kritisiert scharf den Wahlkampf von Schulz. "Schulz sollte sich schämen", sagte Cohn-Bendit dem "Spiegel". "Er hat in seinem Machthunger alle europäischen Prinzipien verraten und einen nationalistischen Wahlkampf geführt."

Cohn-Bendit spielt mit seiner Kritik auf ein Plakat an, das Schulz' Wahlkampfteam in den letzten Tagen verbreitet hatte. Darauf ist ein lächelnder Schulz zu sehen und der Satz: "Nur wenn Sie Martin Schulz und die SPD wählen, kann ein Deutscher Präsident der EU-Kommission werden."

Cohn-Bendit meinte: "Dieses Plakat war einfach schlimm. Die EU-Kommissare sollen europäische Interessen vertreten, nicht die ihres Landes. Und das gilt erst recht für den Kommissionspräsidenten. Schulz stellte damit alles auf den Kopf, wofür wir in Europa über Jahrzehnte gekämpft haben." Schulz habe noch Glück gehabt, dass andere Länder das Plakat nicht mitbekommen hätten.

Auch zuvor im Wahlkampf habe der SPD-Mann kaum eine Gelegenheit ausgelassen, sich als deutscher Patriot zu präsentieren. "Schulz hat geglaubt, er könne als Deutscher die Wahl gewinnen. Aber er ist als europäischer Spitzenkandidat angetreten. Mit seinem Auftreten verschärfte er nur die europaweiten Vorurteile gegen Deutschland als Hegemonialmacht in Europa."

"Schlicht peinlich"

Cohn-Bendit kritisierte auch Schulz' Verhalten am Wahlabend, als er, obwohl der Christdemokrat Jean-Claude Juncker klar vor ihm lag, seine Ambitionen auf den Posten des EU-Kommissionspräsident untermauerte. "Schulz' Störrigkeit ist schlicht peinlich", so Cohn-Bendit.

"Diese SPD-Leute können nicht verlieren, da ist Schulz genau wie einst Gerhard Schröder." Cohn-Bendit spielte damit auf einen Auftritt des SPD-Politikers an, bei dem dieser trotz seiner Niederlage bei der Wahl 2005 die Kanzlerschaft beanspruchte - bekanntermaßen erfolglos.

Quelle: ntv.de, ghö

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