Politik

Verbindung zu schwarzem Nationalisten Dallas-Schütze hortete ein Waffenarsenal

FBI-Beamte sichern am Tatort Spuren: Micah Johnson hatte reichlich Munition.

FBI-Beamte sichern am Tatort Spuren: Micah Johnson hatte reichlich Munition.

(Foto: dpa)

Nach den Polizistenmorden in Texas durchsuchen Ermittler die Wohnung des Attentäters Micah Johnson - und finden ein Arsenal an Waffen, Munition und Materialien zum Bombenbau. Offenbar stand der Schütze auch einer radikalen Schwarzenorganisation nahe.

Der mutmaßliche Heckenschütze von Dallas hortete zu Hause offenbar ein ganzes Kampfarsenal. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung in einem Vorort der texanischen Metropole fanden die Ermittler Material zum Bau von Bomben, kugelsichere Westen, Gewehre, Munition sowie eine Art Tagebuch zu Kampftechniken, wie die Polizei von Dallas mitteilte. Außerdem seien afro-nationalistische Schriften aufgetaucht. Das könnte ein mögliches Motiv belegen.

Entsprechende Hinweise finden sich auf seiner Facebook-Seite, die im Verlauf des Tages von dem Netzwerk gelöscht wurde. Auf einem Foto ist der 25-Jährige mit erhobener rechter Faust zu sehen, einer typischen Geste der Black-Power-Bewegung früherer Jahrzehnte. Er trägt eine bunte Tunika im afrikanischen Stil. Im Hintergrund ist die rot-schwarz-grüne Afromerikanische Flagge zu sehen, die in der Bewegung für die Rechte der Schwarzen in den sechziger Jahren populär war.

Ein anderes Foto zeigt die Schwarzweißzeichnung einer Faust und die Worte "Black Power". Als "likes" werden mehrere radikale afroamerikanische Gruppierungen genannt. Dazu gehören die New Black Panther Party (NBPP) und die Nation of Islam. Beide vertreten antisemitische und Weißen-feindliche Positionen, wie die auf die Bekämpfung des Rassismus spezialisierte Organisation Southern Poverty Law Center hervorhebt.

Folgte der Schütze einem radikalen Ideologen?

Das Haus von Micah Johnson in einem Vorort von Dallas.

Das Haus von Micah Johnson in einem Vorort von Dallas.

(Foto: AP)

Eine weitere von Johnson favorisierte Gruppierung nennt sich African American Defense League. Sie wird von einem Ideologen namens Mauricelm-Lei Millere angeführt, der sich selbst als Psychotherapeuten, Poeten und schwarzen Nationalisten bezeichnet. Nach dem tödlichen Polizeieinsatz gegen den 37-jährigen Afroamerikaner Alton Sterlin am Dienstag in Louisiana hatte Millere zu blutiger Vergeltung aufgerufen: "Ihr und ich wissen, was zu tun ist, und ich meine nicht das Marschieren und viel Lärm machen oder an Versammlungen teilnehmen." Er sprach von "Schweineblut", das in Louisiana vergossen werden solle.

Auch deshalb konzentrieren sich die Ermittler weiter auf die Frage, ob Johnson Komplizen hatte. "Wenn es sie gibt, werden wir sie finden, und sie werden Gerechtigkeit erfahren", sagte der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, in der Nacht. Johnson selbst hatte behauptet, dass er "allein" gehandelt habe und keiner Organisation angehöre. Die Behörden schienen seine Aussagen zunächst für plausibel zu halten. "Zum jetzigen Zeitpunkt scheint es so, als habe es nur einen Schützen gegeben", hatte Heimatschutzminister Jeh Johnson erklärt. Unklar blieb jedoch, was es mit drei Festgenommenen auf sich hat, von denen die Polizei gesprochen hatte.

Johnson mit erhobener Faust - eine Geste der "Black Panther"-Bewegung.

Johnson mit erhobener Faust - eine Geste der "Black Panther"-Bewegung.

(Foto: REUTERS)

Johnson hat laut Polizei keine kriminelle Vergangenheit. Er sei Armee-Veteran und als Einzelgänger beschrieben worden. Mehr als 200 Polizisten seien über ihn befragt worden. Als Motiv für seine gezielten Todesschüsse auf Polizisten hatte er seine Entrüstung über die jüngsten Fälle tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze genannt. Er habe "Weiße töten" wollen, "vor allem weiße Polizisten", wurde Johnson von Polizeichef David Brown zitiert.

Schwarze und Weiße fordern Ende der Gewalt

Derweil haben sich die Proteste gegen Polizeigewalt in mehreren US-Städten auch am Freitagabend fortgesetzt. Erneut gingen Tausende Menschen gegen Rassismus auf die Straße. Die Kundgebungen, unter anderem in New York, Atlanta und Philadelphia, verliefen US-Medien zufolge überwiegend friedlich. Dennoch wächst landesweit die Sorge, dass die Gewalt eskalieren könnte. Es gab von vielen Seiten Aufrufe zur Mäßigung und zum Zusammenrücken, sehr vernehmlich auch vonseiten schwarzer Bürgerrechtler. Ihr Tenor: Die Gewalt gegen Schwarze müsse beendet werden. Doch schwarze Gewalt gegen Polizisten könne nicht die Lösung sein.

In Dallas haben sich unterdessen hunderte Menschen zu einem bewegenden Gottesdienst versammelt. Angeführt von Pfarrer Bryan Carter stimmten die insgesamt elf Pfarrer in der Concord Church im Südwesten der Stadt am Freitagabend zum Gesang an, um der Opfer zu gedenken. "Man kann schwarz sein und Polizisten lieben", sagte einer der Pfarrer mit Blick auf die Spannungen zwischen Afroamerikanern und weißen Polizisten.

Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen