Sprengstoff gefunden Dallas-Schütze plante größeren Anschlag
10.07.2016, 19:36 Uhr
Die Polizei geht davon aus, dass Micah Johnson allein handelte.
(Foto: AP)
Fünf Polizisten ermordet der Heckenschütze von Dallas. Wie nun herauskommt, plante er schon lange vorher eine noch größere Attacke. Die Polizei sagt, Micah Johnson habe regelrecht dafür trainiert. In seinem Haus wird zudem Sprengstoff gefunden.
Der Polizistenmörder von Dallas plante eine noch größere Attacke als die tödlichen Schüsse auf die Beamten am vergangenen Donnerstag. Darauf deuten unter anderem Einträge in einem Tagebuch und der Sprengstoff hin, die in der Wohnung des Täters gefunden wurden. Der 25-jährige Ex-Soldat Micah Xavier Johnson habe mit Sprengstoff experimentiert, das vorgefundene Material hätte "zerstörerische Auswirkungen" auf die Stadt Dallas und auf "den Norden von Texas" haben können, sagte Polizeichef David Brown.
Bei den Verhandlungen, die er mit der Polizei während der Phase seiner Umzingelung geführt habe, habe Johnson sich über die Polizei lustig gemacht, er habe gesungen und gefragt, wie viele Polizisten er getötet habe, sagte Brown dem Sender CNN. Im Treppenhaus der Garage, in der er später gezielt durch einen Sprengsatz getötet wurde, schmierte Johnson Brown zufolge mit seinem eigenen Blut die Buchstaben RB an die Wand. Was das bedeute, werde noch untersucht.
Polizeichef verteidigt Tötung durch Bombe
Johnson hatte mit einem Gewehr fünf weiße Polizisten erschossen und sieben weitere verletzt. Er plante nach den Erkenntnissen der Polizei einen Anschlag, lange bevor in der vergangenen Woche in Louisiana und Minnesota zwei Schwarze durch Polizeikugeln starben. Diese Vorfälle hätten aber wohl wie ein Auslöser für die Tat von Dallas gewirkt, sagte Brown. Johnson soll zuvor im Garten seines Wohnhauses militärische Praktiken geübt haben - so die Heckenschützentaktik, die er bei seiner Attacke anwendete: Schießen und dann immer wieder schnell den Ort wechseln.
Entschieden verteidigte Brown den Einsatz eines Roboters mit einer Bombe zur gezielten Tötung des Schützen. Es habe keine andere Wahl gegeben, den Schützen auszuschalten, ohne weitere Polizisten "in ernste Gefahr zu bringen". Brown sagte: "Ich würde es unter den gleichen Umständen wieder tun." Die Polizei in Deutschland hält den Einsatz von Bomben, um Menschen zu töten, dagegen für undenkbar.
Proteste kippen in Gewalt um
Gefundene Schriften und Facebook-Einträge deuten auch darauf hin, dass Johnson Sympathien für afro-nationalistische Ideen und schwarze Extremistengruppen hatte. Der 25-Jährige war früher Heeresreservist und wurde Ende 2013 in Afghanistan eingesetzt, allerdings nicht in Kämpfen. Mehreren Medienberichten zufolge wurde er nach dem Vorwurf der sexuellen Belästigung einer Soldatin vorzeitig zurück nach Hause geschickt.
Unterdessen marschierten in zahlreichen US-Städten wieder Tausende Menschen gegen Polizeigewalt. In St. Paul im Bundesstaat Minnesota wurden Polizisten mit Steinen, Böllern und Molotowcocktails beworfen und fünf von ihnen verletzt. In mehreren Städten blockierten Demonstranten wichtige Verkehrsstraßen, in einigen Fällen setzte die Polizei nach Medienberichten Rauchbomben ein. Insgesamt wurden mehr als 200 Menschen festgenommen, so allein 125 in Baton Rouge in Louisiana.
Präsident Barack Obama war unterdessen sichtlich bemüht, die nach den Vorfällen der vergangenen Woche aufgewühlte Nation zu beruhigen. Das Land sei nicht so gespalten, wie manche es behaupteten, sagte er und rief seine Landsleute auf, nach vorn zu blicken. Den Polizistenmörder bezeichnete er als "verrückten" Einzeltäter. Obama will am Dienstag nach Dallas reisen. Der Präsident werde an einer Trauerfeier zu Ehren der fünf ermordeten Polizisten teilzunehmen, hieß es vom Weißen Haus.
Quelle: ntv.de, hul/AFP/dpa