Blutige Geiselnahme in Frankreich Das ist über die Tat bislang bekannt
26.07.2016, 22:22 Uhr
Saint-Etienne-du-Rouvray - ein weiterer Ort auf der Terrorliste des IS.
(Foto: dpa)
Zwei Angreifer töten während der morgendlichen Messe in einer katholischen Kirche in Nordfrankreich einen Priester und verletzen einen weiteren Menschen lebensgefährlich. Die Polizei erschießt beide und nimmt einen Minderjährigen fest. Die bisherigen Erkenntnisse.
Die Täter
Einen der zwei Männer haben die französischen Behörden als Adel K. identifiziert - gegen ihn war in der Vergangenheit bereits ein Terrorverfahren eingeleitet worden. Ihm wurde die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung in Verbindung mit einem Terrorvorhaben zur Last gelegt. Der Mann kam zunächst in Untersuchungshaft, wurde aber später mit einer elektronischen Fußfessel freigelassen. Der Name dieses Mannes stand auf einer Gefährderliste. Er war 19 Jahre alt.
Auch der Name des anderen Angreifers befand sich der französischen Zeitung "Le Point" zufolge in der Kartei. Er soll mit dem Hinweis "schwere Bedrohung für die nationale Sicherheit" versehen gewesen sein. In der Datenbank befinden sich demnach Namen von etwa 10.500 Personen.
Nach der Tat nahm die Polizei einen minderjährigen Algerier fest, der mit mit dem Pass von Adel K. unterwegs war, sagte Chefermittler François Molins. Er soll mit den Attentätern in Verbindung gestanden haben.
Die Opfer
Als die Angreifer in die Kirche kamen, waren sechs Personen anwesend: Ein Priester, drei Nonnen und ein Ehepaar. Eine Nonne konnte fliehen und die Polizei verständigen. Der Priester sollte niederknien, dann richteten die Täter den 84-Jährigen mit einem Schnitt durch die Kehle hin. Zudem stachen sie dem Geistlichen in die Brust. Eine weitere Geisel wurde lebensgefährlich verletzt. Die Polizei versuchte, in die Kirche zu gelangen, doch die Täter benutzten drei Geiseln als Schutzschild.
Als eine weitere Nonne ins Freie gelangte, folgte ihr einer der Männer. Er wurde erschossen. Bei ihm wurde eine Bombenattrappe gefunden. Auch bei dem anderen Geiselnehmer fand die Polizei eine Sprengstoffattrappe.
Das Motiv
Die beiden Männer bekannten sich zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat, die später ihrerseits die Bluttat für sich in Anspruch nahm. Nach Darstellung des IS-Sprachrohrs "Amak" sind die Geiselnehmer "Soldaten der Terrormiliz Islamischer Staat". Die Tat sei eine Antwort auf die Angriffe von "Kreuzzüglern" auf den IS, teilte Amak im Internet mit. Zuerst hatte Frankreichs Präsident François Hollande von einem Terroranschlag gesprochen.
Reaktionen in Frankreich
Hollande appellierte an den Zusammenhalt seiner Landsleute und stimmte die Franzosen auf einen "langen Krieg" gegen den Terrorismus ein. "Unsere Einheit ist unsere Stärke", sagte Hollande bei einer Fernsehansprache in Paris. Mit Geschlossenheit würden die Franzosen "den Krieg gegen den Hass und den Fanatismus gewinnen".
Forderungen der konservativen und rechtsextremen Opposition nach schärferen Gesetzen im Anti-Terror-Kampf wies der Sozialist zurück: Die schon verabschiedeten Gesetze und der geltende Ausnahmezustand gäben den Sicherheitsbehörden und der Justiz bereits "die Kapazität zu handeln". "Angegriffen wird unsere Demokratie", sagte Hollande. "Sie ist das Ziel, sie wird unser Schutzschild sein."
Das Ziel des Anschlags in einer französischen Kirche war nach Ansicht von Premierminister Manuel Valls ein "Krieg der Religionen". "Wenn sie einen Priester angreifen, die katholische Kirche, dann sieht man gut, was das Ziel ist", sagte Valls bei "TF1". "Die Franzosen gegeneinander aufhetzen. Eine Religion angreifen, um einen Krieg der Religionen zu provozieren." Auch er rief die Franzosen auf, zusammenzustehen: "Unsere Antwort ist die Demokratie."
Quelle: ntv.de, rpe/dpa/AFP/rts