Politik

"Trinkt gern und viel Bier" Das steht in Schröders Stasi-Akte

Schröder nach seiner Wahl zum Juso-Chef 1978

Schröder nach seiner Wahl zum Juso-Chef 1978

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Alte Bundesrepublik, 70er-Jahre: Der Aufstieg des jungen Gerhard Schröder bleibt auch dem DDR-Ministerium für Staatssicherheit nicht verborgen. Ein Buch enthüllt nun erstmals, wie die Stasi den jungen Sozialdemokraten sah.

Gerhard Schröder war längst noch kein Bundeskanzler, für das Ministerium für Staatssicherheit war er trotzdem schon ein interessanter Mann. Die "Bild"-Zeitung, die aus einer in der kommenden Woche erscheinenden Biografie zitiert, berichtet: Der Politiker wurde seit 1973, und damit noch bevor er Juso-Chef wurde, von Stasi-Mitarbeitern beobachtet.

Über Schröder, dem der DDR-Geheimdienst den Decknamen "Jung" gibt, schreiben die Inoffiziellen Mitarbeiter: "Gestalt: kräftig. Gang: lässig." Schröder spreche gepflegtes Hochdeutsch, habe korrekte Umgangsformen, trete sicher und bestimmend auf. Als weitere Charaktereigenschaften notieren sie: "Intelligenz, logisches Denken, geistige und sprachliche Beweglichkeit: sehr gut entwickelt."

Die Staatssicherheit verfolgt den Aufstieg des jungen Sozialdemokraten mit viel Aufmerksamkeit. Gerhard Grunewald und seine Frau Ruth, die Mitglied in Schröders niedersächsischem Landesverband waren und als "Mai" und "Ruth Mai" geführt wurden, geben die Informationen an die Stasi weiter. Er fühle sich "als eine Art besonderer Mensch", ist ein Eintrag in der Akte. Schröders Kollektivhaltung diene der "Durchsetzung seiner Interessen". Er sei "sehr von sich eingenommen", ein "harter stabiler Typ" und "schwer zu beeinflussen".

Der Ehrgeiz des jungen Schröder bleibt den Stasi-Informanten ebenso wenig verborgen wie eine andere Leidenschaft. Unter der Rubrik "auffällige Lebensgewohnheiten" notierten sie: "Er trinkt gern und viel Bier (immer große Gläser)."

1980 traf Schröder FDJ-Chef Egon Krenz in der Bundesrepublik, ein Jahr später stattete er diesem einen Gegenbesuch in Ostberlin ab. Insgesamt elf Mal reiste der spätere Bundeskanzler in die DDR, wo er während seiner Besuche unter dem Namen "Sonne" geführt wird. Dass dort über ihn seit Jahren umfangreich Protokoll geführt wurde, wusste Schröder zu diesem Zeitpunkt nicht.

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Quelle: ntv.de, cro

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