"Wir sind ihm von Herzen dankbar" Die Welt trauert um Peres
28.09.2016, 06:43 Uhr
Schimon Peres und Benjamin Netanjahu begrüßten Barack Obama 2013 in Tel Aviv.
(Foto: AP)
Der Tod von Schimon Peres bewegt Menschen auf der ganzen Welt. Politiker und Weggefährten würdigen den Friedensnobelpreisträger für sein Lebenswerk. Sein Streben nach Frieden im Nahen Osten und der Wille zur Versöhnung bleiben unvergessen.
Die Nachricht von Schimon Peres' Tod hat weltweit Bestürzung ausgelöst. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seine Ehefrau Sara haben mit tiefer Trauer auf den Tod des israelischen Ex-Präsidenten reagiert. Peres sei vom ganzen Volk geliebt worden, hieß es von Netanjahus Büro. Die Regierung werde sich zu einer Trauersitzung versammeln. Der 93-jährige Friedensnobelpreisträger war zwei Wochen nach einem schweren Schlaganfall in einem Krankenhaus bei Tel Aviv gestorben.
"Er war einer der Gründervater Israels", sagte sein Sohn Chemi Peres im Scheba-Krankenhaus. "Sein wichtigstes Anliegen war es immer, dem jüdischen Volk zu dienen." Der Tod seines Vaters sei "ein Verlust für das ganze Volk Israel, der Schmerz ist uns allen gemeinsam". Sein Erbe sei der Kampf für den Frieden.
Israels Präsident Reuven Rivlin hat seinen verstorbenen Amtsvorgänger als prägenden Visionär für den Staat Israel bezeichnet. "Es gibt kein Kapitel in der Geschichte des Staates Israel, in dem Schimon keine Rolle gespielt oder kein Stück geschrieben hat", sagte er. Peres habe den Menschen Hoffnung verliehen.
Merkel: "Einen großen Staatsmann verloren"
In Berlin würdigte Bundespräsident Joachim Gauck neben dem Ringen des Verstorbenen um Frieden zwischen Israel und den Palästinensern vor allem seine Bereitschaft zur Versöhnung. "Trotz der Gräueltaten, die Deutsche an seiner Familie und seinem Volk während des Holocausts verübten, reichte Schimon Peres uns die Hand. Für diese Haltung sind wir ihm von Herzen dankbar." Peres habe sein Leben in den "Dienst von Frieden und Versöhnung" gestellt, heißt es im Kondolenzschreiben Gaucks.
"Israel hat einen seiner großen Staatsmänner verloren. Wir trauern mit dem israelischen Volk und der Familie von Shimon Peres um diesen großen Verlust", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. In voller Dankbarkeit denke sie an die vielen Begegnungen und Gespräche mit Peres zurück.
"Seine Vision für einen tragfähigen Frieden im Nahen Osten trug maßgeblich zum Friedensschluss von Oslo bei, wofür Shimon Peres zusammen mit Yitzak Rabin und Jassir Arafat 1994 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde", so die Kanzlerin weiter. Die Verwirklichung seines Traumes zu erleben, sei ihm bis heute versagt geblieben. "Weiter dafür zu arbeiten – das ist sein Vermächtnis und unsere Verpflichtung."
Traum vom Frieden nie aufgegeben
US-Präsident Barack Obama würdigte den Verstorbenen als einen Freund, der seinen Traum vom Frieden niemals aufgegeben habe. "Es gibt wenige Menschen auf der Welt, die den Lauf der menschlichen Geschichte verändern", erklärte Obama. "Mein Freund Schimon war einer dieser Menschen."
Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton erklärte, "der Nahe Ost hat einen eifrigen Befürworter von Frieden und Aussöhnung verloren". Er werde nie vergessen, wie glücklich Peres war, als er vor 23 Jahren Abkommen zum Oslo-Friedensprozess vor dem Weißen Haus unterschrieb. Peres sei ein "großherziges Genie" gewesen. Er habe seine Talente für eine "Zukunft der Versöhnung" eingesetzt und keine Zukunft voller Wut, Frustration und Konflikten, sagte Clinton.
Eine "Einzigartige Freundschaft"
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier würdigte Peres als herausragende Persönlichkeit. "Die Welt hat einen großen Staatsmann, Israel einen seiner Gründungsväter und Deutschland einen hoch geschätzten Freund und Partner verloren", teilte Steinmeier mit. "Seine Verdienste um Israel, das Land der Überlebenden, das er mit aufgebaut und über lange Jahrzehnte mit Wort und Tat geprägt hat, lassen sich kaum ermessen."
Steinmeier betonte, Peres habe sich für "die einzigartige Freundschaft zwischen Israel und Deutschland eingesetzt". Peres habe 1986 als erster israelischer Regierungschef das damals geteilte Berlin besucht. 2010 habe er im Bundestag gesprochen. "Wir trauern um eine mutige und weise Stimme, die steter Ansporn war", hieß es in der Mitteilung. "Er wird uns fehlen."
Russlands Präsident Wladimir Putin hat Peres als bemerkenswerten Menschen gewürdigt. "Jedes Mal begeisterte mich sein Mut und Patriotismus, seine Weisheit und Voraussicht - und die Fähigkeit, in das Wesen der kompliziertesten Fragen einzudringen", schrieb. Peres bleibe in Russland als konsequenter Anhänger guter bilateraler Beziehungen in Erinnerung. "Er hat sich unter seinen Landsleuten und im Ausland große Achtung erworben."
Quelle: ntv.de, hul/dpa