Politik

Ron DeSantis im Höhenflug Diesen Mann muss Trump fürchten

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DeSantis bietet den Republikanern, was sie lieben: Schläge gegen die Linke, eine aggressive Freiheitsrhetorik und ein heiles Familienbild.

(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)

Für die Republikaner insgesamt läuft die Wahlnacht enttäuschend - für Hoffnungsträger Ron DeSantis wird sie dagegen zu seinem größten Triumph. Der Gouverneur von Florida feiert mit einem Erdrutschsieg seine Wiederwahl und steigt damit endgültig zum ersten Trump-Rivalen auf.

Es muss schmerzhaft für Donald Trump sein, diesem Mann zuzusehen. Als Ron DeSantis nach seinem triumphalen Wahlsieg in Florida die Bühne betritt, jubelt ihm die Menge zu. 59,4 Prozent haben dem Gouverneur ihre Stimme gegeben und damit seine Wiederwahl zu einem Triumph gemacht. Der Jubel schallt durch die ganze republikanische Partei und die Botschaft ist unmissverständlich: Hier kommt der neue starke Mann.

Es ist genau der Jubel, den Trump gern wieder selbst erleben würde. Dass er noch einmal ins Weiße Haus einziehen will, ist ziemlich offensichtlich. Doch nun steht ihm DeSantis im Weg. Der 44-Jährige kann ihm richtig gefährlich werden. Er war ohnehin sein größter Konkurrent in der Partei. Doch über Nacht ist er von einer lästigen Fliege zu einem echten Rivalen herangewachsen.

Dass DeSantis der nächste Präsidentschaftskandidat seiner Partei werden will, daran ließ er in seiner Siegesrede kaum einen Zweifel. Vor einer riesigen US-Flagge machte er Florida zum Leuchtturm in einem Land in größter Gefahr. "Während das Land wegen gescheiterter Führung in Washington schwankt, ist Florida auf dem richtigen Weg. Das Überleben des amerikanischen Experiments erfordert es, wahre amerikanische Prinzipien wiederzubeleben. Florida hat bewiesen, dass das möglich ist." So stellte er den Sieg in Florida nur als Vorspiel für die ganz große Bühne dar.

DeSantis macht Trump nach, wo er kann

Man darf davon ausgehen, dass auch Trump das verstanden hat. Zuletzt griff er DeSantis an und drohte ihm mit unangenehmen Enthüllungen. Doch der erfolgreiche Gouvenreur hat jetzt das Momentum auf seiner Seite. Das Verrückte daran: DeSantis ist so etwas wie der bessere Trump. Er kopiert den Ex-Präsidenten in seiner Art und bei seinen Themen, versucht aber seine Schwächen wegzulassen.

Dabei stellt er sich als Hüter der "Freiheit" dar und seine Gegner als linksextreme "Woke"-Ideologen. "Woke" ist der Kampfbegriff gegen neue Linke, die sich für Rechte von Nicht-Weißen und nicht heterosexuellen Menschen einsetzen - und weißen Amerikanern vorwerfen, rassistisch und intolerant zu sein. Mit dieser "Wir gegen die"-Rhetorik stieg schon Trump zum Superstar seiner Partei auf - mit den bekannten rechtsradikalen Ausfällen, zum Beispiel gegen Einwanderer.

Dabei blieb Trump immer ein Instinktpolitiker, der aus dem Bauch heraus agiert und von seiner eigenen Eitelkeit getrieben wird. DeSantis dagegen gibt sich als Teamplayer, dankt in seiner Rede ausgiebig seinen Mitarbeitern wie auch den Wählern. Und er zeigte während des Wahlkampfes etwas, das Trump nie hatte: Disziplin. Ihm ist zuzutrauen, dass er eine Wahlkampfbotschaft konsequent beibehält und nicht ständig ins ausufernde Reden kommt und im Vorbeigehen in jedes Fettnäpfchen tappt, wie das bei Trump oft zu beobachten war.

Trumps Bild hat Risse bekommen

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Dass DeSantis so überzeugend abgeliefert hat, wiegt umso schwerer, als Trumps Wahlbilanz allenfalls durchwachsen ist. Das gilt für den vergangenen Abend ebenso wie für die vergangenen Jahre. Seit seinem Wahlsieg 2016 verloren die Republikaner fast alle wichtigen Wahlen. Die Midterms 2018, die Präsidentschaftswahl 2020 und die wichtige Stichwahl um den Senatssitz von Georgia, in die er sich persönlich einschaltete. Auch bei dieser Kongresswahl ist Trumps Bilanz höchstens mittelprächtig. Ein paar der von ihm unterstützten Kandidaten setzten sich durch, ein paar nicht. Dass er der entscheidende Faktor war, lässt sich bezweifeln. Im Gegenteil, manche Kandidaten wie Mehmet Oz waren einfach zu schrill.

Trumps Bild hat längst Risse bekommen, auch in den eigenen Reihen. Viele - viel zu viele - tragen zwar seine Lügen über angeblichen Wahlbetrug mit, aber es gibt auch eine gewisse Erschlaffung. Viele Skandale nagen an Trumps Nimbus. Sein offenkundiger Putschversuch am 6. Januar 2021, die zahllosen Ermittlungen gegen ihn und seine Familie, all das hat sich zu einem ziemlich großen Ballast aufgetürmt, der selbst für Trump zu viel werden könnte. Viele Republikaner sagen: "Ich finde Trump immer noch gut, aber er spaltet zu sehr, er ist zu kontrovers." Genau da kommt DeSantis wie der bessere Trump ins Spiel. Trump ohne das Verrückte, wie es in den USA oft heißt. Und er bringt ein unwiderstehliches Versprechen mit: Dass er Wahlen gewinnen kann.

Dabei ist es nicht zu erwarten, dass DeSantis moderater als Trump wäre. DeSantis macht alles, was ihm Beifall bringt, was die Emotionen hochkochen lässt, egal, was es für die Sache bringt. So rief er während der Corona-Pandemie dazu auf, keine Masken zu tragen, oder schickte ein Flugzeug voller Migranten in den wohlhabenden Urlaubsort Martha's Vineyard im idyllischen Neuengland - um den dort residierenden vermeintlich reichen Liberalen eins auszuwischen. Auch verbot er per Gesetz, über sexuelle Identität in Schulen zu sprechen.

So ist DeSantis mitunter trumpiger als Trump selbst, dem zu solchen Aktionen das Amt und damit die Bühne fehlt. Am Ende ist der Ex-Präsident dennoch nicht. DeSantis muss erst noch beweisen, dass er die gleichen unglaublichen Steherqualitäten hat wie sein großes Vorbild. Doch klar ist auch: So viele Fehler wie Trump wird DeSantis gar nicht erst machen.

Quelle: ntv.de

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