Politik

IS verschärft Lage im Mittelmeer EU muss Tausende Flüchtlinge retten

Kaum seetauglich: Die EU-Grenzschutzmissionen müssen immer mehr Flüchtlingsboote retten.

Kaum seetauglich: Die EU-Grenzschutzmissionen müssen immer mehr Flüchtlingsboote retten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Vormarsch der IS-Kämpfer in Libyen lässt die Zahl der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer noch einmal ansteigen. Innerhalb eines Wochenendes sind 3000 Menschen auf Hilfe angewiesen. Italien ruft nach dem UN-Sicherheitsrat und will in Libyen eingreifen.

Nach der Rettung von mehr als 2000 Flüchtlingen aus dem Mittelmeer sind weitere 1000 Migranten auf hoher See auf Hilfe angewiesen. Die EU-Grenzschutzbehörde Frontex sprach von insgesamt 14 andauernden Such- und Rettungseinsätzen im Mittelmeer. Seit drei Tagen sei die Mehrzahl der Schiffe im Rahmen der Operation "Triton" im Einsatz, um insgesamt mehr als 3000 Menschen in Sicherheit zu bringen. Diese versuchten von der libyschen Küste aus, das Mittelmeer zu überqueren.

Innerhalb von nur einem Tag hatten Rettungskräfte im Mittelmeer mehr als 2100 Flüchtlinge und damit so viele wie selten zuvor in Sicherheit gebracht. Die Menschen waren auf insgesamt zwölf Booten südlich der Insel Lampedusa vor der Küste Libyens in Seenot geraten.

Mit dem Vormarsch von Kämpfern des sogenannten "Islamischen Staats" hat sich die Sicherheitslage in Libyen massiv verschlechtert. Carlotta Sami, Sprecherin UN-Flüchtlingswerkes UNHCR, sagte: "Wir beobachten das seit einiger Zeit: Jedes Mal, wenn sich die Situation in Libyen verschärft, nehmen auch die Flüchtlingsströme zu."

"Die Situation in Libyen ist außer Kontrolle"

"Das Problem sind jetzt nicht die EU-Grenzschutz- und Rettungsmissionen, sondern Libyen", sagte Italiens Innenminister Angelino Alfano. "Wenn die Milizen des IS schneller vorrücken als die Entscheidungen der internationalen Gemeinschaft fallen, wie können wir dann den Brand in Libyen löschen und die Migrantenströme eindämmen?"

Italien erklärte sich bereit, eine UN-Friedensmission in Libyen anzuführen, um die Lage in dem Land zu stabilisieren. Regierungschef Matteo Renzi betonte: "Die internationale Gemeinschaft hat alle Instrumente, um einzugreifen. Wir schlagen vor, auf den UN-Sicherheitsrat zu warten." Es sei wichtig, "das Problem in Libyen zu lösen, wo die Situation außer Kontrolle ist", sagte Renzi vor einigen Tagen.

58 Prozent mehr Flüchtlinge als vor einem Jahr

Frontex-Direktor Fabrice Leggeri sprach zudem von einem zunehmend rücksichtslosen Vorgehen der Schleuser. Er verwies auf einen Zwischenfall am Sonntag, als die italienische Küstenwache von vier mit Kalaschnikows bewaffneten Männern in einem Schnellboot angegriffen wurde, nachdem sie fast 250 Migranten gerettet hatte und das leere Flüchtlingsschiff ins Schlepptau nehmen wollte. Die Boote sind für die Schmuggler wertvolle Ware. Dieses Vorgehen mache Beratungen der Mitgliedstaaten über die Risiken für die Teilnehmer der Operation Triton notwendig, so Leggeri. "Wir haben es mit einem neuen und gefährlichen Phänomen zu tun."

Der italienische Außenminister Paolo Gentiloni rief derweil die EU in einem Brief zu einem stärkeren Engagement in der Flüchtlingsfrage auf. Er forderte darin auch, die Lasten innerhalb der EU gerechter zu verteilen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei die Zahl der geretteten Menschen im Mittelmeer seit Jahresbeginn um mehr als 58 Prozent gestiegen.

Quelle: ntv.de, dka/dpa

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